Mit öffentlicher Kritik an der Parteiführung seiner Landespartei leitete NEOS Linz-Fraktionsobmann Lorenz Potocnik kürzlich seinen Partei-Abgang ein. Mittlerweile ist wieder Ruhe um den jetzt „Parteifreien“ eingekehrt. Das spornt den Stadtentwickler und begeisterten Kommunalpolitiker aber erst richtig an: „Ich habe mit und in Linz noch einiges vor!“
Lorenz Potocnik – nach Ihrem NEOS-Abgang: Wie ist das werte Befinden?
Bestens. Ich bin nach wie vor Fraktionsobmann und bleibe es auch. Und ich bin auch nach wie vor ein begeisterter Anhänger des Projekts „Neues Österreich.“
Und wie wollen Sie bei der nächsten Gemeinderatswahl 2021 antreten?
Die Nationalratswahl 2018 wird zeigen, ob NEOS weiter das Vertrauen der Wähler hat.
Und wenn die Pinken nach 2018 auf Bundesebene Geschichte sind?
Dann werde ich 2020 – ein Jahr vor der Gemeinderatswahl – meine Arbeit evaluieren und schauen, ob und in welcher Form ich mich der Wahl stelle. An meinen Zielen für Linz ändert das nichts, jetzt geht‘s erst los.
Was sind denn Ihre Ziele für Linz?
Wir sind für unsere Kleinheit mit drei Mandataren hochaktiv und setzen in jeder Gemeinderatssitzung wichtige Impulse. Speziell in Sachen Stadtentwicklung verfügen wir über ein Wissen wie niemand sonst.
Das Linzer Verkehrschaos ist derzeit in aller Munde. Diesbezüglich hört man von Ihnen leider wenig.
Da muss ich widersprechen. Wir sind da sehr aktiv. Zum Beispiel das Projekt „Road Diet“ – die Reduktion überdimensionierter Straßenquerschnitte. Die Dinghoferstraße und die Dametzstraße etwa könnten in den nächsten fünf Jahren von Durchzugsstraßen zu Innenstadt-Boulevards werden, ohne den Autoverkehr zu beeinträchtigen.
Sie sind viel unterwegs – welche europäischen Städte könnte denn hier Vorbild sein für Linz?
In Kopenhagen wird seit 30 Jahren konsequent an innovativer Stadtentwicklung gearbeitet. Die Stadt hat weltweit das beste Radverkehrswegenetz, dort gibt es einen 30-prozentigen Radverkehrsanteil, in Linz sind es unter acht Prozent.
Gegenfrage: Was kann Linz besser als Kopenhagen?
Bei allem Lob ist Kopenhagen sehr zersiedelt, das erhöht die Distanzen. Ein wichtiger Faktor einer Stadt ist die Dichte. Topographisch hat Linz hier sehr gute Voraussetzungen.
Ein umstrittenes Thema in Linz sind Hochhäuser. Manche meinen, viele Stockwerke bringen internationales Flair und Weltstadt-Touch nach Linz.
Hochhäuser haben mit Weltstadt-Flair so viel zu tun wie Klaus Luger mit Sozialdemokratie (lacht). Grundsätzlich sind Hochhäuser eine spannende Geschichte. Wir haben aber aus den 70-er Jahren nichts gelernt und zuletzt leider jede Menge Schrott produziert.
Viele haben Angst vor Hochhäusern: Schatten, Verkehr oder Terroranschläge.
Gewisse Ängste sind berechtigt, darum dürfen Hochhäuser auch nicht irgendwo stehen und müssen sorgfältig geplant sein.
Wie soll es denn aussehen, das perfekte Hochhaus für Linz?
Von der Höhe her gibt es wenig Einschränkung, das kann auch gern 200 Meter hoch sein. Es muss perfekt an die Öffis angebunden sein und sollte an einer Landmark – etwa am Bahnhof, beim Hafen oder der VOEST stehen und nicht dort, wo es sich ein Investor gerade einbildet. Unten wäre eine halböffentliche Institution ideal, zum Beispiel eine Schule oder eine Bücherei. Weniger gut ist ein Supermarkt, der zu zwei Dritteln aus Zufahrten, Lieferzonen und Mülltonnen besteht. Beim Terminal Tower ist der Sockelbereich komplett danebengegangen und nicht mehr als – sorry für den Ausdruck – eine richtige „Brunz-Ecke.“
Bei aller Kritik: Gibt‘s für Sie auch ein gelungenes Hochhaus in Linz?
Ja, der Power Tower der Energie AG ist sehr in Ordnung. Der sitzt gut vom Volumen, auch der Platz ist ideal.
Bald ist Sommer: Welches große Projekt will Lorenz Potocnik denn in der Saure-Gurken-Zeit anpacken?
Ich mache endlich was, das ich schon seit Jahren auf dem Radar habe: mit meinem Kajak vom obersten Donauverlauf über 700 Kilometer bis nach Linz paddeln. Mein Bruder und die Kinder sind auch mit dabei. Bis zu 60 Kilometer wollen wir pro Tag schaffen.