Na Bumm: Das von den OÖN gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut SPECTRA regelmäßig erhobene Politikbarometer weist die FPÖ in Oberösterreich erstmals vor der ÖVP aus – und das mit einem knackigen Vorsprung von 33 zu 22 Prozent. Damit schlägt der Bundestrend nach der Steiermark nun auch in Oberösterreich voll durch. Man muss kein Hellseher sein, um auch bei der Linzer Bürgermeisterwahl am 12. Jänner 2025 einen ähnlichen, allerdings nicht so starken Effekt vorauszusagen.
Klar: Die Bürgermeisterwahl ist viel mehr als alles andere eine Persönlichkeitswahl, es geht um Köpfe und Menschen. Aber ganz abschütteln lassen sich ein allgemeiner Trend und die Parteifarbe auch hier nicht. ÖVP-Kandidat und Vizebürgermeister Martin Hajart als hoffnungsvollster Anwärter, die fast 80-jährige SPÖ-Bürgermeister-Regentschaft in Linz zu brechen, verzichtet vermutlich sehr bewusst auf das ÖVP-Logo auf seinen Plakaten, weil sich damit aktuell eher ein Gegen- denn ein Rückenwind generieren lässt.
Auch Nehammer-Auftritte in Linz sind in den restlichen Wochen des Wahlkampfs eher nicht zu erwarten. Ebenso sollte „Didi“ Prammer mögliche öffentliche Untersützungsauftritte von Andi Babler besser erst ab Februar 2025 terminisieren. FPÖ-Bürgermeister-Anwärter Michael Raml hingegen täte sogar gut daran, die „Blaue Welle“ zu reiten, indem er ganz bewusst Wien, die umstrittene mögliche Zuckerl-Koalition und die Ausbootung der Bundes-FPÖ nutzt und so die (durchaus nachvollziehbare) Opfergeschichte weiterspinnt.
„Frischer Wind schadet Linz für die nächsten 2,5 Jahre nicht – egal wer gewinnt“
Ein öffentlichkeitswirksamer Auftritt mit Herbert Kickl bei einem allfälligen Wahlkampffinale etwa am Hauptplatz oder im Design Center würde Raml alles andere als schaden. Die Linzer Blauen wären fast schon fahrlässig, diesen aufgelegten „Wiener Elfmeter“ nicht über die Linie zu drücken.
Und der erwähnte SPÖ-Kandidat Dietmar Prammer? Der ist – so seltsam es auch klingen mag – sogar der Nutznießer der aktuellen Stimmungslage. Denn kommt es statt mit Hajart zwischen ihm und Michael Raml zu einer Stichwahl, könnte er unter dem bekannten Motto „Alle gegen die FPÖ“ das Rennen machen. Aber wer weiß das in den heutigen, ganz besonderen Zeiten, in denen alles möglich zu sein scheint, schon genau.
Fürchten müsste sich Linz jedenfalls weder vor einem Bürgermeister Hajart noch vor Michael Raml als Stadtoberhaupt. Frischer Wind schadet Linz nicht – das gilt mit Abstrichen auch für Dietmar Prammer, obwohl er sich als „Bewahrer“ und Fortführer des Luger-Kurses positioniert hat. Auch Eva Schobesberger (Grüne) oder Lorenz Potocnik (Linzplus) wären für die 2,5 Jahre bis zur nächsten regulären Wahl ein spannendes Experiment. Anrichten könnten die beiden ohne entsprechenden Hofstaat im Hintergrund – außer dem einen oder anderen Verhaschpler beim Vorlesen der Tagesordnungspunkte bei den Gemeinderatssitzungen – ohnehin kaum etwas.
wh