Wie im Bund stehen auch in OÖ alle Zeichen auf Aufwind bei den Blauen. Seit bald einem Jahr sitzt mit Michael Gruber als Landesparteisekretär ein neuer Mann in der FPÖ-Landeszentrale. Der LINZA plauderte mit dem 47-Jährigen Pettenbacher über Ziele, Umfragen, Wahlen, Manfred Haimbuchner und natürlich Herbert Kickl.
Im Juni 2022 wurden Sie zum neuen FPÖ-Landesparteisekretär ernannt. Zeit für einen ersten persönlichen Rückblick. Wie ist es Ihnen dabei ergangen?
An und für sich ausgezeichnet. Ich habe sicher einen der schönsten Jobs, den man innerhalb der FPÖ haben kann, vielfältig und mit unzähligen Themen.
Wie war denn das im Vorjahr, als Sie im fernen Pettenbach der Ruf aus Linz ereilte: Haben Sie gleich Ja gesagt?
Natürlich war es eine Herausforderung, aber eine sehr angenehme, zu der man nicht Nein sagen kann. Aber nachdem ich immer noch in Pettenbach Vizebürgermeister und Bezirksparteiobmann im Bezirk Kirchdorf bin, bin ich fest verwurzelt und kann so alle Basisthemen voll mittragen und glaubwürdig transportieren.
„Der Wertekanon ist in der Stadt wie am Land ziemlich ähnlich“
Als Landesparteisekretär gibt man auch einiges von seinem Privatleben auf und sind eine Person der Öffentlichkeit. Wie geht’s Ihnen damit?
Damit habe ich kein Problem. Wenn man sich für ein politisches Amt entscheidet, muss man sich bewusst sein, dass man mehr Aufmerksamkeit erregt – im positiven wie im negativen Sinn. Aber schon Franz Josef Strauss sagte einst “Everybodys Darling is everybodys Depp”, insofern muss man auch mit Gegenwind umgehen können.
Werden Sie auch mal wie man in Oberösterreich sagt “angestrudelt”?
Ja natürlich kommt das auch vor.
Und was bekommen Sie da Schönes zu hören?
Naja, da gibt es die ‘üblichen Verdächtigen’ aus dem linken Spektrum. Das lässt mich aber kalt, denn ein Gradmesser sind die Lösungen und Verbesserungen, die wir für die Bevölkerung erreichen.
Als Vizebürgermeister von Pettenbach hat Sie ein Medium mal als „Landei“ bezeichnet. Wie gut kennen und können Sie Linz, Urbanität, Zentralraum und dessen Probleme?
Ich sage selber öfters, etwa bei einem technischen Problem, bei dem ich mich nicht auskenne “Das ist halt so bei Landeiern wie mir” (lacht). Aber im Ernst: Ich kenne mich in Linz ganz gut aus und kann, so glaube ich, Urbanität und Landleben gut miteinander vereinen, geprägt durch eine oberösterreichische Bodenständigkeit. Der Wertekanon ist in der Stadt wie am Land ziemlich ähnlich.
„Ob wir momentan auf Platz 1 oder 2 liegen, spielt keine Rolle. Man sieht aber, dass unser freiheitlicher Weg Orientierung gibt und von Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit geprägt ist.“
Fahren Sie lieber in der Früh Richtung Linz oder am Abend Richtung Pettenbach?
(Lacht) Das kommt darauf an, wo ich mit wem zu tun habe. Ich fahre sowohl sehr gerne nach Linz als auch nach Pettenbach. Das allerbeste ist natürlich immer, wenn man am Abend nach Hause in die Heimatgemeinde kommt. Ich glaube, da geht es fast jedem so wie mir.
Glauben Sie den guten Umfragewerten, die vor einigen Monaten in der Krone die FPÖ als stärkste Fraktion in OÖ ausgewiesen haben?
An und für sich bin ich da sehr gesetzt, weil ich weiß, wie Umfragen einzuschätzen sind. Aber natürlich hat mir diese Meldung Freude bereitet, auch wenn ich sie nicht überbewerte. Umfragen sind zudem immer Momentaufnahmen.
Wie sehen Sie die Stimmung für die FPÖ in Oberösterreich aktuell? Im Bund liegt man ja auf Nummer 1.
Ob wir momentan auf Platz 1 oder 2 liegen, spielt keine Rolle. Man sieht aber, dass unser freiheitlicher Weg Orientierung gibt und von Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit geprägt ist. Wir haben auch die richtigen Lösungen zur richtigen Zeit.
Die Konservativ-Rechten befinden sich europaweit momentan eher etwas im Hintertreffen, speziell wenn man nach Deutschland blickt. Wie lautet Ihre Einschätzung: Wird es auch in Österreich einen stärkeren Linksruck geben?
Solche Projekte wie in Deutschland werden ein jähes Ende finden, zumal diese Konstellation derzeit ganz Europa vor Augen führt, was dabei herauskommt. Für uns bedeuten solche rot-grünen Experimente mehr Aufwind. Ich bin mir sicher: Der Zenit für linke Polit-Experimente ist gottseidank erreicht. Die Menschen wollen handwerkliche, ehrliche Politik und keine Utopie-Blasen von Minderheiten, die in der Themenlage völlig an den Realitäten der Menschen vorbeigehen.
Dennoch fürchtet man in fast allen anderen Bundesländern eine Koalition mit der FPÖ wie der Teufel das Weihwasser – oder die entsprechende Zusammenarbeit kommt nur unter größtem Widerstand zusammen – siehe Niederösterreich. Warum ist das so – trotz des positiven Vorbilds Oberösterreich?
Da ist oft viel Geplänkel dabei – siehe Niederösterreich: Denken Sie nur daran, was vor der Wahl alles versprochen und gesagt wurde und was an Ende des Tages an Zusammenarbeit herauskam. Mit Salzburg gibt es vielleicht bald drei bedeutende Bundesländer mit einer FPÖ-Regierungsbeteiligung, im Bund könnte 2024 die nächste große Regierung mit unserer Mitwirkung an den Start gehen.
Manche sagen, es gibt zwei FPÖs – die Kickl- und die Haimbuchner-Linie. Wieviel Prozent aufbrausender Kickl und wieviel „sanfter“ Haimbuchner stecken in Ihnen?
Klar ist: Wenn man die Oppositionsrolle einnimmt wie Herbert Kickl, muss man mehr Kante zeigen. Und wenn man wie Manfred Haimbuchner in einer Regierung sitzt, geht man mit dem Kantezeigen akzentuierter um und stellt die Sachpolitik in den Vordergrund. Als Landesparteisekretär muss man beides – deftig oder moderat – je nach Situation immer wieder miteinander vereinen können.
Die nächste Wahl in Oberösterreich ist noch weit. Vermutlich wird 2027 ihre ganz große Bewährungsprobe sein. Wie gut können Sie Wahlkampf?
Das wird man nach dem Wahltag 2027 sehen (lacht). Als Tempomacher bin ich ganz gut geeignet. Mein Credo ist, immer noch ein Schäuferl bereitzuhalten, um dann, wenn’s drauf ankommt, nochmal eins draufzulegen.