Der Linzer Peter Leutgeb ist Gründer des Vereins „DEES“. Ziel: Gewalt in jeder Form im Keim zu ersticken. Neben Deeskalationskursen ist Leutgeb mit seinem Team auch in den Fußballstadien aktiv, um Ausschreitungen im Keim zu ersticken. Wir haben nachgefragt, warum Fußballfans einander mit Sitzbänken bewerfen – so wie kürzlich in Pasching geschehen.
„Deescalation Team – Netzwerk für Prävention und Deeskalation von Aggressions- und Gewaltereignissen“ nennt sich der von Peter Leutgeb gegründete Verein. Besonders boomen derzeit die Deeskalationskurse, die gemeinsam mit der Stadt Linz kostenlos angeboten werden. Wobei der alleinige Kursbesuch kein Allheilmittel darstellt. Leutgeb: „Solange jemand das Gefühl hat, in Konfliktsituationen noch Handlungsmöglichkeiten zu haben, ist man nicht hilflos. Diese Handlungsspielräume möchten wir mittels der Kurse verdeutlichen.“ Durch das Deeskalationstraining sollen Jugendliche das eigene Eskalationsmuster erkennen und alternative Handlungsstrategien entwickeln. „Dabei erweitern Jugendliche ihre Handlungskompetenz und verbessern die Konfliktfähigkeit“, weiß Leutgeb.
Von Wichtigkeit sei auch, wie man auftritt: Körperhaltung, Gang, Gesichtsausdruck. Ebenso wichtig ist die Fähigkeit, Situationen abschätzen zu können (schreite ich ein, hole ich Hilfe…). Schutz durch einen Pfefferspray oder gar Waffen sieht Deeskalationsprofi Leutgeb zwiespältig: „Ein Pfefferspray ist nur sinnvoll, wenn man auch weiß, wie man in einer Stresssituation damit umgeht. Echte Waffen sind hingegen keine Lösung. Die Gesellschaft wird dadurch nicht sicherer – es gibt genug traurige Beispiele dafür.“
Ein weiteres Betätigungsfeld ist die Unterbindung von Konflikten unter Fußballfans. Jüngstes Beispiel waren die Ausschreitungen beim Linzer Derby in Pasching. Dort warfen Blau-Weiß Fans sogar eine 40 kg schwere Sitzbank auf einige ihnen völlig unbekannte LASK-Anhänger – und nahmen damit sogar schwerste Verletzungen in Kauf. Warum machen Menschen so etwas, Herr Leutgeb? „Über dieses Gewalt-Phänomen sind Bücher geschrieben worden. Durch Gruppendynamik setzen Personen Handlungen, die sie als Einzelner niemals setzen würden.“ Eine grundsätzliche Änderung der Gewaltbereitschaft unter Hooligans oder Fans sieht Leutgeb nicht: „Es gab in den 80-er und 90-er Jahren bereits eine große gewaltbereite Fanszene in Linz. Dann flaute das Phänomen ab, um jetzt wieder zu steigen.“
Infos: www.facebook.com/deescalationteam