Der etwa zwei Fußballfelder große Linzer Bulgariplatz ist ein Synonym für die Stadtenwicklungspolitik der letzten 70 Jahre. Den Linzern ist er nur als Verkehrshölle bekannt. Sieben teilweise sehr breite Straßen treffen auf dem kreisrunden Platz zusammen. Dabei hätte der Platz am südlichen Ende der Inneren Wiener Straße das Potenzial, zu einem echten Stadtteilzentrum zu werden – etwa als Kreisverkehr mit großem, „grünen“ Zentrum. Der Linzer Innovationspreis für Stadtentwicklung soll den Bulgariplatz jetzt nachhaltig aufwerten, 15.000 Euro Preisgeld stehen für die besten Ideen bereit.
Der Bulgariplatz liegt auf einem für die Stadt neuralgischen Punkt, an dem einst die Haupt-Ausfallstraße nach Süden („Eybelsperger Straß“) auf einer schmalen Holzbrücke das Bett des mitunter sehr viel Wasser führenden Füchselbachs querte. Der Bach ist heute verrohrt und wird bereits an der Linzer Stadtgrenze zu Leonding in einen großen Abwasserkanal, den „Füchselkanal“ geleitet. Das Wasser fließt nicht mehr in die Donau, sondern unterirdisch in die Kläranlage nach Asten.
Der 15.000m2 große Bulgariplatz wurde wegen seiner besonderen Verkehrssysmmetrie seit 1903 als Polygonplatz bezeichnet, ab 1934 als Landwehrplatz. 1946 wurde er nach Anton Bulgari (1877-1934) benannt, der an den Februaraufständen 1934 mitbeteiligt war und anschließend hingerichtet wurde.
Sieben Straßen treffen hier zusammen
Der Bulgariplatz von heute lädt geradezu ein, als Stadtteilzentrum neu genutzt zu werden. Der kreisrunde Platz ist von quasi allen Seiten durchwegs mit als Einbahnen ausgeführten, „brettlebenen“ Straßen durchschnitten, entsprechend hoch sind die gefahrenen Geschwindigkeiten. Es gibt viele kleine Grüninseln, die aber nicht benutzbar sind.

15.000 Euro für die besten Ideen
Der Linzer Innovationspreis für Stadtentwicklung (LIP) ist der einzige, der die Ideengeber auch mit wirklichen Preisen (15.000 Euro stehen bereit) würdigt – und nicht mit Goodiebags oder anderen Trostpreisen abspeist. Gemeinderat und Stadtentwickler Lorenz Potocnik brachte den Linzer Innovationspreis 2016 ins Rollen, seitdem wurde das Ideenprojekt viermal durchgeführt. Und auch eine Umsetzung bzw. Weiterplanung der besten Ideen ist sehr realistisch, wie die Sieger der vergangenen Wettbewerbe beweisen – etwa das Jahrmarktgelände-Nachfolgeprojekt „Donauinsel“ (2017/18) oder die Verkehrsberuhigung der Hauptstraße in Urfahr (2016).
Und jetzt in der fünften und vorläufig letzten Auflage: der Bulgariplatz. Das fast zwei Fußballfelder große Areal lässt viel Spielraum für innovative Ideen: Die über den Platz führenden Straßen sind alle als viel zu breit geführte Einbahnen ausgelegt. Für die Anrainer wirkt der Bulgariplatz abstoßend, ein Überqueren ist nur mit Umwegen und Ampeln möglich. Auch die Straßenbahn, die erst knapp hinter dem Platz in den Untergrund abtaucht, durchschneidet das Areal.
Potenzial als zukünftiges Stadtteilzentrum
Um das Potential des Bulgariplatzes und somit des gesamten Makartviertels zu heben, soll der Linzer Innovationspreis den nötigen „Anschub“ liefern. Die Vorgaben sind bewusst offen gehalten. Einziger Wunsch: ein besonderes Augenmerk auf den Gewinn an Freiflächen, zusätzlicher Begrünung, Aufenthaltsqualität, sanfte Mobilität sowie den Fuß- und Radverkehr.
Urbaner Treffpunkt nach internationalem Vorbild
Am Ende dieses Prozesses könnte ein begrünter Kreisverkehr mit stark reduziertem Straßenanteil (ohne nennenswerte Verringerung des Durchflusses) stehen, in dessen Mitte sich ein großer Park befindet. Die Straßenbahn könnte dabei bereits ein paar hundert Meter vor dem Platz (im Bereich der Autobahn) unter der Erde verschwinden, um mehr Gestaltungsraum und weniger Verkehrs-Kreuzungspunkte zu schaffen. Landschaftsplanerin und Innovationspreis-Mitorganisatorin Olga Lackner: „Der Bulgariplatz hätte das Zeug zu einem urbanen Treffpunkt nach internationalem Vorbild. Es wäre auch ein Leuchtturmprojekt auf dem Weg zur Klimahauptstadt.“
Teilnehmer-Hürde bewusst niedrig gehalten
Mitmachen kann jeder – von der Privatperson über Studenten bis hin zu Agenturen, Künstlern und kreativen Köpfen aller Art. Die Preisgeldvergabe liegt dabei im Ermessen einer völlig unabhängigen Jury, für die Anrainer und Experten aus dem Bereich Stadtentwicklung, Mobilität und öffentliches Leben gewonnen werden.
Teilnehmen ist ganz einfach. Lorenz Potocnik: „Egal ob in Textform, in Bildern, als Grafik, Film, Zeichnung oder visualisierte Präsentation: Es kommt nicht nur auf Hochglanz, perfekte 3-D-Modelle oder Computeranimationen an, sondern auf die Idee und das Projekt.“
Preisgeld und Ideen-Umsetzung statt „Schublade“
Dotiert ist der Linzer Innovationspreis mit der stolzen Summe von 15.000 Euro, die die Gemeinderäte Lorenz Potocnik und Olga Lackner von der NEOS-Mandatarförderung abzwacken. Gewinner ist dabei die Stadt Linz, denn: „Die Ideen kommen der Allgemeinheit zur zugute – und werden bei entsprechender Mehrheit im Gemeinderat auch umgesetzt – siehe Donauinsel“, so Olga Lackner.
Teilnahmeinfos
Veranstalter des Wettbewerbs ist die Linzer NEOS-Gemeinderatsfraktion. Aus der Teilnahme am Wettbewerb oder der Zuerkennung eines Preisgeldes durch die Jury erwachsen keinerlei Rechtsansprüche oder Ansprüche auf Auskunftserteilung. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Jury ist in ihrer Entscheidung an keinerlei Kriterien gebunden und muss ihre Entscheidung nicht begründen. Die Auszahlung des Gewinnbetrags erfolgt durch den Veranstalter und kann zweckgewidmet werden, sofern der Teilnehmer sich entsprechend beworben hat. Darunter fällt beispielsweise die finanzielle Förderung der Weiterentwicklung eines Konzepts, die finanzielle Förderung eines bestimmten Veranstaltungsformats eines Vereins oder eines konkreten Projekts. Kontakt: Lorenz Potocnik, Linzer Gemeinderatsfraktion der NEOS, Hauptplatz 1, Altes Rathaus 4041 Linz. lorenz@potocnik.net