70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung der meisten Konzentrationslager zeigt ein neues Buch bis dato unveröffentlichte einzigartige Zeitdokumente aus dem Holocaust. Die berührenden Briefe eines jüdischen Ehepaars aus Wiener Neustadt, die es in einem polnischen Ghetto verfasst hat, zeugen vom ohnmächtigen Warten auf ein ungewisses Ende. Unser Buchtipp der Woche!
Und die Tragik der Geschichte lehrt uns, dass es nichts anderes war, als das lange Warten auf den Tod, dem kaum einer dieser, von den Nationalsozialisten als „Untermenschen“ abgestempelten, Menschen entrinnen konnte…
Sie werden aus ihrer Heimatstadt verjagt und wie Vieh abtransportiert: Im Februar 1941 muss das jüdische Ehepaar Wilhelm und Johanna Schischa gemeinsam mit zahlreichen Leidensgenossen den Zug nach Polen besteigen. Beraubt, bestohlen und erniedrigt finden sich die Schischas im Städtchen Opole Lubelskie wieder, in einem fremden Land und in vollkommener Ungewissheit über die Zukunft.
Es gibt in diesem „Durchgangslager“ weder Arbeit noch Brot, sie werden in hoffnungslos überfüllte Massenquartiere gepfercht, wo unter katastrophalen hygienischen Verhältnissen Seuchen wüten, die täglich neue Opfer fordern. Von Anfang März 1941 bis Ende Januar 1942 schreiben sie Briefe an ihre Verwandten in Wien: hin- und hergerissen zwischen trivialen Dingen wie der nächsten Mahlzeit oder festem Schuhwerk und der existenziellen Frage nach dem Los, das sie erwartet .
Der Sehnsucht, die Lieben eines Tages wiederzusehen, steht die nagende Sorge um das Wohl der fernen Kinder gegenüber, die Wehmut, mit der sie ihrer für immer verlorenen Heimat gedenken. Das letzte gemeinsame Lebenszeichen endet mit den Worten: „Der I. Gott soll uns erlösen“ …
Zu den Verfassern:
WILHELM u. JOHANNA SCHISCHA wurden 1938 aus ihrer Heimatstadt Wr. Neustadt nach Wien vertrieben und 1941 nach Opole Lubelskie im deutsch besetzten Polen deportiert. Von den zahlreichen Karten und Briefen, die sie von dort während eines Jahres nach Wien schrieben, blieben 114 erhalten, und werden im vorliegenden Band erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Ehepaar Schischa wird 1942 in den Vernichtungslagern Belzec bzw. Sobibór ermordet.
„Was mit uns sein wird, wissen wird nicht“
Styria Premium
ISBN: 978-3-222-13494-4
Format: 13,5 x 21,5 cm
Seiten: 224
Einband: Hardcover mit SU
Preis: € 24,99
erscheint Anfang Februar