Es wird ein Riesenspektakel: Am 23./24. Februar und am 3./4. März werden die beiden je ca. 2.800 Tonnen schweren Tragwerke der Neuen Donaubrücke von ihren Montageplätzen mit Ponton-Spezialschiffen in ihre Endlage eingeschwommen und auf den beiden Brückenpfeilern abgesetzt. Seitens der Stadt Linz hieß es erst, man dürfe dieses Spektakel wegen der Corona-Regeln nicht vor Ort live mitverfolgen. Diese anscheinend willkürlich getroffene Einschätzung des Magistrats war aber falsch, weil es rechtlich keine Grundlage dazu gibt. Brückenschauen ist somit erlaubt!
„Ein Zuschauen direkt am Urfahrer Donauufer wird aufgrund der Covid 19-Bestimmungen nicht möglich sein“, hieß es erst seitens des Medienservices der Stadt Linz. Aber: Die Meldung war schlichtweg Blödsinn – und überraschte auch Infrastrukturreferent Markus Hein, der sich gleich auf Ursachensuche machte.
Kurz danach ruderte die Kommunikationsabteilung der Stadt Linz zurück: „COVID-19-rechtlich steht einem Zusehen jedoch mit entsprechendem Abstand nichts entgegen“, so die Aussage seitens des COVID19-Krisenstabes der Stadt Linz. Zuschauen beim größten Spektakel der letzten 50 Jahre ist – zumindest Stand heute – nun doch erlaubt! Das Einschwimmen kann auch via Livestream unter https://vimeo.com/event/692988 mitverfolgt werden.
Spektakuläres Ereignis
Das Einschwimmen ist nach der Fertigstellung der beiden Brückenpfeiler im bis zu 8 Meter tiefen Flussbett der Donau der wohl spektakulärste Schritt beim Bau der Neuen Donaubrücke. Denn während bei den Bypässen zur Voest-Brücke das schwerste Teil „nur“ 1.500 Tonnen wog, wiegt ein Brückenbogen der Neuen Donaubrücke Linz mehr als 2.800 Tonnen.
Neben dieser Last beeindrucken auch die Abmessungen: Die beiden stählernen Brückentragwerke sind 120 Meter lang, bis zu 34 Meter breit und am Bogenscheitel 17 Meter hoch – und damit höher als ein fünfstöckiges Gebäude. Angeliefert wurden die rund 300 Einzelbauteile für die Brückenbögen vor ihrer Montage in Urfahr aus Stahlbau-Werken in Tschechien, Ungarn und Deutschland. Hier wurden die von der VOEST in Linz produzierten hochwertigen Stahlbleche Stück für Stück zusammengebaut, verschweißt und mit Korrosionsschutz versehen.
Alles „ready to go“ – Pontons bereits vor Ort
Die Pontonschiffe liegen bereits startbereit an Land. Seit der vergangenen Woche sind tonnenschwere SPMT (self-propelled modular transporter)-Fahrzeuge („Tausendfüssler“ – selbstfahrende Schwerlasttransporter) mit 30 einzeln angesteuerten Achsen) vor Ort, mit denen die Tragwerke mittels hydraulischer Pressen aufgebockt und auf die Schwimm-Pontons geladen werden. Vor dem eigentlichen Einschwimmen und der endgültigen Platzierung auf den Pfeilern werden die Tragwerke im Wasser gedreht, also von der bisherigen Richtung längs der Donau in Querlage gebracht.
Der Transport und das Einschwimmen erfordert eine ausgeklügelte Technik, bestehend aus Stapeltürmen, hydraulischen Pressen, Schwerlasttransportern, Seilwinden, Ballasttanks mit leistungsfähigen Pumpen und Hilfskonstruktionen für das millimetergenaue Versetzen der Großbauteile auf den Lagern der Pfeiler.
Donaubrücke – Daten und Fakten
Die Neue Donaubrücke Linz hat eine Länge von 400 Metern und eine maxi- male Breite von 33,7 Metern. Zwei Fahrspuren stehen für den Individualver- kehr zur Verfügung. Die oberwasserseitig geplante Gleistrasse wird bis zur Realisierung der S-Bahn als Fahrbahn für Busse dienen. Auf jeder Brückenseite werden zwei Meter breite Gehwege und 2,50 Meter breite Radwege entstehen. Aussichtsbalkone sollen einen neuen Blick auf Linz ermöglichen.
Der Entwurf und die Ausschreibungsplanung der neuen Donaubrücke stam- men vom Pariser Architekturbüro Marc Mimram als Sieger eines EU-weiten ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs. Mit dem Bau wurde eine Arbeitsgemeinschaft der Firmen MCE GmbH, Porr Bau GmbH und Strabag AG beauftragt, die das beste Angebot stellte. Bei der Abwicklung des Vorhabens arbeitet die Stadt Linz als Bauherrin eng mit der LINZ AG zusammen. Die Finanzierung erfolgt durch die Stadt Linz und das Land Oberösterreich.
Zum Materialbedarf für den Brückenbau zählen etwa 13.000 Kubikmeter Beton und zirka 2.500 Tonnen Bewehrungsstahl. Für die von der Firma MCE gefertigten Brückenbögen lieferte die voestalpine etwa 8.400 Tonnen hochwertiges Stahlblech mit Dicken von sechs bis 130 Millimetern.