Erst 2015 stieg die neue Linzer SPÖ-Vizebürgermeistin Tina Blöchl (38) als Paschinger Gemeinderätin so richtig in die Politik ein. Im Oktober 2021 übernahm sie die gewichtigen Ressorts Finanzen, Personal, Integration und LGBT. Wir plauderten mit der Mutter einer sechsjährigen Tochter über ihren Werdegang und ihre Ziele für unsere Stadt.
Wofür steht Tina Blöchl, was für eine Handschrift für Linz kann man von Ihnen erwarten?
Mir ist es ein großes Anliegen, eine nachhaltige, umweltschonende, aber auch wirtschaftlich kompetente Politik zu betreiben. Eine Politik, die nicht am Menschen vorbeigeht. Ich will meinen Beitrag leisten, die Lebensqualität und das Klima einer weltoffenen Kultur in Linz weiter zu verbessern. Ich stehe für ein wertschätzendes, offenes Zusammenleben nach einem solidarischen Prinzip, in dem jeder seinen Beitrag leisten muss.
Ihre Zukunft war in Pasching eigentlich auf Schiene. Sie wurden 2020 zur dortigen Vizebürgermeisterin angelobt und waren als Bürgermeisterkandidatin für die Wahl 2021 gesetzt. Nur kurze Zeit später bogen Sie dann nach Linz ab. Warum?
Ich bin damals aus privaten Gründen nach Pasching gezogen. Dort wurde ich politisch aktiv, 2015 kam die Frage, ob ich als Gemeinderätin und Familienreferentin mitarbeiten will. 2020 dann das Angebot, als Bürgermeisterin für die Wahl 2021 zu kandidieren. Kurz darauf erfolgt der Wechsel des Wohnortes aus privaten Gründen zurück nach Linz. Als der Obmann der SPÖ Froschberg, Klaus Striegl, in Pension ging, übernahm ich seine Position – das war dann quasi mein Wiedereinstieg in Linz.
Warum eigentlich die HYPO, die ja als „schwarze“ Bank gilt?
Ds habe ich im Arbeitsalltag nie wahrgenommen. Ich war dort 17 Jahre beschäftigt und das Unternehmen sehr geschätzt, die HYPO ist ein leistungsorientierter und trotzdem immer noch ein sehr familiärer Betrieb. Ich habe mich dort immer sehr wohl gefühlt und konnte vieles mitgestalten. Ab 2016 hatte ich die Möglichkeit, als Unternehmenstwicklerin auch direkt an strategischen Projekten mitzuarbeiten.
„Die Verantwortung mit den Ressorts Finanzen, Personal, LGBT und Integration ist mir bewusst und ich übernehme diese sehr gerne.“
Tina Blöchl
Aktuell erkennen Sie noch nicht viele Menschen auf der Straße, das wird sich aber bald ändern. Wie werden Sie damit umgehen?
Ich kenne das von Pasching, insofern ist mir das nicht fremd. Ich kann damit ganz gut leben.
Sie haben mit den Ressorts Finanzen, Personal, LGBT und Integration in Linz verantwortungs- und arbeitsintensive Bereich übernommen. Schluckt man da nicht erstmal?
Nein, im Gegenteil. Als mich Klaus Luger fragte, ob ich mir vorstellen kann, diese Ressorts zu übernehmen, hat mich das sehr gefreut. Auch die Verantwortung ist mir bewusst und ich übernehme diese sehr gerne.
Im Dezember wurde das Doppelbudget 2022/23 beschlossen. Kann man diese lange Planung durch die aktuellen Entwicklungen nicht gleich wieder über den Haufen werfen?
Dass sich Rahmenbedingungen wie jetzt mit dem Krieg und der steigenden Inflation immer wieder ändern, ist nichts Ungewöhnliches, das passiert auch in der Wirtschaft und in der Gesellschaft immer wieder. Ein Doppelbudget gibt es darum, weil wir einen nachhaltigen Ansatz mit einer mittelfristigen Planung verfolgen.
Was ist Ihr bisheriger Eindruck: Wie gut können Sie mit den anderen Parteien und Vertretern im Gemeinderat – stimmt die Chemie?
Mir sind eine kooperative Politik und eine gute Zusammenarbeit sehr wichtig, weil einfach mehr herauskommt. Für parteipolitisches Hickhack bin ich nicht zu haben. Im Budgeterstellungsprozess ist das sehr gut gelungen, weil jedem die aktuelle Situation bekannt ist. Das Gemeinsame für Linz steht im Vordergrund, dafür wurden wir auch angelobt.
Während die SPÖ in Linz beim Wählerzuspruch im September 2021 ein Top-Ergebnis hinlegte, war die Landes-SPÖ zumindest bis jetzt im Dauertief. Was macht Linz besser als die Landespartei?
Es sind zwei unterschiedliche politische Ebenen mit ganz anderen Aufgabengebieten und Konstellationen, ein Vergleich ist meines Erachtens daher nicht zulässig.
Der neue SPOÖ-Landesgeschäftsführer Florian Koppler kommt aus Linz. Wird es künftig eine bessere Achse zwischen Stadt und Land geben? Bisher war diese Beziehung ja nicht immer ganz friktionsfrei.
Ich kann nur für die Zukunft sprechen: Ich schätze sowohl Florian Koppler als auch Michael Lindner sehr. Und ich glaube, dass die beiden auf Landesebene eine sehr gute Politik machen werden.
Thema Integration: Hier ist in Linz seit dem Kulminationspunkt 2015 wieder mehr Ruhe eingekehrt. Wo sehen Sie denn hier die großen Herausforderungen der nächsten Jahre?
Nur weil es ruhig geworden ist, heißt das nicht, dass in diesem Themenbereich nichts getan wird – im Gegenteil: Wir haben auch während der Covid-Pandemie weitergearbeitet und innerhalb unserer Integrationsstrategie verschiedene Handlungsschwerpunkte für die nächsten Jahre erarbeitet – etwa die Förderung von Spracherwerb, weil das die Basis für einen Zugang zum Bildungssystem und zum Arbeitsmarkt darstellt. Hier wollen wir das Angebot vor allem bei Frauen und im vorschulischen Bereich forcieren. Auch die soziale Teilhabe von Frauen mit Migrationshintergrund werden wir inentsivieren. Rassismus und Diskriminierung im Netz sind ebenfalls ein großes Thema, dem wir uns noch stärker stellen wollen.
Was zeichnet das heutige Linz Ihrer Meinung nach ganz besonders aus?
Linz ist eine urbane, vielseitige Stadt, die zum Beispiel Kindern aus schwierigen Verhältnissen Rahmenbedingungen bietet, in denen sie ein selbstbestimmtes, erfüllendes Leben haben können, egal welche soziale Herkunft sie haben. Linz ist für mich zudem eine Stadt der Möglichkeiten und der Chancen und hat eine tolle Infrastruktur.
Und was gehört besser gemacht in Linz?
Wir arbeiten verstärkt an der Digitalisierung, hier investieren wir in den kommenden Jahren beträchtlich. Ebenso beim Klimaschutz, hier haben wir noch Aufholbedarf. Wir haben daher auch die Budgetgestaltung in diese Richtungen gelenkt.
Und wo trifft man Tina Blöchl privat in Linz?
Ich bin mit meiner Familie sehr gerne auf den Linzer Wanderwegen unterwegs. Wir haben in Linz so viele wunderbare Flecken, die für jeden etwas bieten.