Viele Experten warnen: Es ist nicht die Frage, ob er kommt, sondern nur, wann er kommt: ein „Blackout“ – ein großflächiger Stromausfall über einen längeren Zeitraum. Dabei träte in Linz der absolute Ausnahmezustand ein: Das gesamte öffentliche Leben wäre lahmgelegt – kein Strom in den Wohnungen, keine Heizung, keine Supermärkte, keine Aufzüge, keine Tankstellen, kein Handynetz, keine Straßenbahn, keine Ampeln, komplett dunkle Straßen. Nicht nur darum empfiehlt der Zivilschutzverband, ein Notfallpaket mit entsprechenden Vorräten für 10 Tage anzulegen. Etwa 16 Prozent der Österreich haben das bereits getan.
Stellen Sie sich vor, der Strom ist auf einmal weg – und das über mehrere Tage. Alles würde mit einem Schlag stillstehen, denn es gibt (außer in Krankenhäusern und einigen anderen Organisationen) kein wie immer geartetes Notstromnetz, das großflächig anlaufen würde. Keine Öffis fahren mehr, die Kühlketten brechen ab, nicht mal die Schiebetüren oder Kassen in den Supermärkten funktionieren noch. Kein Licht, kein Herd, kein Fernseher, kein Handynetz: Alles ist quasi mit einem Schlag „tot“. In den Linzer Hochhäusern stehen dann auch die Aufzüge: „Die Feuerwehr wäre die ersten 48 Stunden eines Lockdowns damit beschäftigt, alle in Fahrstühlen eingesperrten Menschen zu befreien, könnte also kaum für andere Versorgungsmaßnahmen herangezogen werden“, unterstreicht Thomas Lindner, Geschäftsführer des Zivilschutzverbandes OÖ, die Ernsthaftigkeit eines solchen Szenarios.
Energiewende als Chance, aber auch als Gefahr
Aber wann entsteht ein Blackout? Entweder bei starken Wettereinflüssen (Unwettern), Cyberangriffen oder Terrorattacken. Der größte Unsicherheitsfaktors aber ist das europaweit zusammenhängende Stromnetz selbst: „Wenn das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch nicht mehr stimmt, schalten die Netze und Systeme ab“, sagt etwa Verbund-Vorstand Michael Strugl. Eine Kettenreaktion wäre die Folge, auch wenn es in Österreich eigentlich selbst keinerlei Versorgungs-Engpass gäbe.
Bis 2030 will Österreich die Energiewende schaffen und sämtlichen Strom aus erneuerbaren Energiequellen gewinnen. Das ist ambitioniert und löblich, habe aber auch einen großen Nachteil, so Strugl: „Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Problemen kommen könnte, steigt natürlich, weil wir immer mehr volatile Erzeugungsformen wie Windräder oder Solaranlagen ins System integrieren müssen. Dadurch steigen die Schwankungen.“
Linz wäre bei einem Blackout komplett dunkel
Aktuell sei die Gefahr eines Blackouts zwar überschaubar, es habe in Europa jedoch durchaus schon brenzlige Situationen gegeben, so Strugl. 2006 kam es etwa in Deutschland zu Problemen, eine kaskadenartige Fortpflanzung dieses Engpasses quer durch Europa erfolgte: „Es gab damals zwar keinen Blackout, wir waren aber kurz davor“, weiß Johannes Zimmerberger, Geschäftsführer der Linz Netz AG. Wenn das öffentliche Netz ausfällt, steht alles. Da hängt die Stromversorgung der Haushalte dran, das Straßenbahnnetz, die Ampeln, die Straßenbeleuchtung – die Stadt wäre komplett dunkel. „Lediglich die Wasserversorgung ist garantiert, die entsprechenden Pumpen verfügen über eine Notstromversorgung“, so Zimmerberger.
Not-Eigenversorgung mit Strom nicht möglich
Laut einer Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit würde ein nur 24-stündiger Stromausfall einen volkswirtschaftlichen Schaden von ca. 1,2 Milliarden Euro verursachen. Die Linz AG könnte mit ihren Kraftwerken zwar ganz Linz mit Strom versorgen, so einfach ist die Sache im Falle eines Blackouts aber nicht, weil Linz in einem überregionalen Stromnetz hängt, sich da nicht einfach abkapseln und quasi „sein eigenes Ding“ machen kann.
Notversorgung passt in jeden Schrank
Wie schnell eine Notversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln anlaufen könnte, ist schwer zu sagen, weil es noch nie einen Blackout gab: „Umso wichtiger ist es, für ein Notfallpaket zu sorgen, mit dem man zehn Tage lang über die Runden kommt“, empfiehlt der Linzer Sicherheitsstadtrat Michael Raml. Dazu gehören u.a. eine LED-Notleuchte, Bargeld (eine Bankomatkarte ist ohne Stromversorgung nutzlos), eine Kochmöglichkeit (Camping-Gaskocher), ein Notradio und natürlich entsprechende Vorräte bis hin zum Wasser. Professionelle Anleitungen dazu liefert der Zivilschutzverband, auf dessen Internetseite gibt es auch einen Shop, bei dem man sich mit den entsprechenden Dingen ausrüsten kann. Ein Notfallpaket für zehn Tage hat etwa die Größe eines mittleren Koffers, passt bequem in jeden Schrank – und sollte mehr denn je ein Muss für jeden Haushalt sein.