Die millionenschwere „Linzer Baumoffensive“ geht weiter: Diese Woche startet in der Bürgerstraße/Neustadtviertel die nächste Etappe. Insgesamt sollen 58 neue Baumstandorte realisiert werden. Was einmal mehr fehlt: eine Bürgerbeteiligung. Besonders hier im dicht bebauten Gebiet, wo der Parkdruck bereits enorm hoch ist, wurden Anrainer und Gewerbetreibende erneut nicht einbezogen. ÖVP und FPÖ kritisieren die von Eva Schobesberger (Grüne) initiierte Maßnahme.
„Ein Ja zu mehr Bäumen darf kein Nein zu praktikabler Stadtplanung sein. Wir brauchen Lösungen, die sowohl für das Klima als auch für die Menschen funktionieren“, sagt ÖVP-Vizebürgermeister Martin Hajart. Besonders die letzte Etappe im Neustadtviertel stieß auf Kritik: Die Maßnahmen würden übermäßig viel Platz in Anspruch nehmen, ohne dass alternative Lösungen geprüft wurden. „Es wurde nicht in Varianten gedacht, sondern ein fixes Endergebnis präsentiert – das ist nicht der richtige Weg“, so Hajart. Das Projekt müsse so ausgestaltet werden, dass es von möglichst vielen mitgetragen wird. Ein fairer Interessensausgleich zwischen Klimaschutz und Alltagstauglichkeit sei möglich – aber nur, wenn man die Menschen mitnehme. Er fordert Schobesberger auf, „endlich einen Dialogprozess zu starten“.

„Bedenken der Bewohner ernst nehmen“
Bei der FPÖ kommt aber auch Martin Hajart nicht gut weg: „Bei der Verkehrs- und Unweltpolitik fehlt in Linz jede Verhältnismäßigkeit. Viele Bewohner der Innenstadt fühlen sich ‚gepflanzt‘, dass für einen kleinen Baum absichtlich mehrere Parkplätze vernichtet werden, statt die umstrittene Baumoffensive wenigstens platzsparend umzusetzen. Grünststadträtin Eva Schobesberger und Verkehrsreferent Martin Hajart schaffen vollendete Tatsachen mit Hunderttausenden Euro Steuergeld anstatt die Bedenken der Bewohner und Geschäftsleute ernst zu nehmen“, kritisiert FPÖ-Stadtrat Michael Raml die Baumpflanzungen in der Bürgerstraße.
Kommentar
Die Baumpflanzungen im Neustadtviertel zeigen, wie skurril die aktuellen Klimaschutzmaßnahmen der “Klimahauptstadt” Linz sind. Das sechs Fußballfelder große, zubetonierte Jahrmarktgelände ist vermutlich Österreich größter Heißluftproduzent, im Sommer wurden dort bereits Bodentemperaturen von bis zu 55 Grad gemessen. Aber genau dort passiert wegen der angeblich „hohen Kosten“ seit vielen Jahren nix, während in der Innenstadt die Millionen für ein paar (in der Wirkung aufs Klima völlig nutzlosen) Bäume hinausgeblasen werden.
Ausgerechnet in den hohen, kühlen Gassen der Altstadt und im Neustadtviertel (wo es nachweislich seit 1.000 Jahren keine Bäume gibt) will man mit ein paar wenigen, aber sauteuren Baumpflanzungen gegen den Klimawandel ankämpfen: Sorry, das ist bestenfalls naiv, weil das Geld viel besser eingesetzt wäre – in Zonen, die nicht aufwändig von Leitungen befreit und aufgegraben werden müssen, sondern in bestehenden Grünbereichen, wo man ums selbe Geld ein Mehrfaches an Bäumen setzen könnte. Oder eben am Jahrmarktgelände, dem abstoßendsten und lebensfeindlichsten Areal der City.
Es zeigt aber auch: Wirkliche Maßnahmen, die Lebensqualität in Linz zu verbessern, interessieren die Stadtpolitik nicht. Man setzt lieber auf Placebo-Effekte und Alibiaktionen.