Johanna Wilk-Mutard (85) ist die Linzer Grand Dame des Balletts: Fast ihr ganzes Leben lang dreht sich alles um die Stange. In ihrer Ballettschule gibt sie nicht nur ihr Können als Tänzerin weiter, sondern auch eine ganz besondere Lebenseinstellung und Haltung:
Bereits mit acht Jahren stand Johann Wilk-Mutard als Elevin auf der Bühne der Grazer Oper und holte sich dort ihre ersten Beifallsstürme ab. Mit 20 – in der Saison 1956/57 – zog es sie für ein Engagement nach Linz ans Landestheater – „damals eine grausliche, staubige Industriestadt, aber mit einem sensationellen Publikum“, erinnert sich Wilk-Mutard an ihre ersten Auftritte in OÖs Landeshauptstadt. Zusätzlich absolvierte die junge, aufstrebende Künstlerin am Salzburger Mozarteum ein Schauspiel-Studium.
Und schon in frühen jahren wollte sie ihr Wissen, ihre Begeisterung für das Ballett weitergeben: Mit 21 Jahren gründete die Ballerina die 1. Linzer Ballettschule, die sie seit nunmehr 65 Jahren mit derselben Begeisterung wie damals betreibt. Um die 150 Kinder unterrichtet sie regelmäßig. Es gibt aber auch Erwachsene, die sich im fortgeschrittenen Alter melden und in die hohe Kunst des Balletts hineinschnuppern wollen. Johanna WiIk-Mutard gibt aber viel mehr weiter: Körperspannung, Eleganz, Grazie, Auftreten – kurz die richtige Haltung in jeder Lebenslage. Kinder können ab vier Jahren mit dabei sein und mit Freude in die Musik und die Bewegung eingeführt werden: „Das Körpertraining stärkt Disziplin, Kunstverständnis, Ausdauer und Konzentration – und das in jedem Alter.“
Und wie ist das heute so mit der Disziplin und dem Zuspruch zum Ballett, Frau Wilk-Mutard? „Manche Eltern streichen schnell die Segel, wenn ihr Kind einmal sagt, dass es keine Lust auf den Unterricht hat. Dabei geht es den Erwachsenen doch genauso. Oft hat man keine Lust auf das Fitness-Studio oder die Laufrunde, macht es aber trotzdem und ist danach froh darüber.“
Johanna Wilk-Mutard selbst ist der beste Beweis dafür, dass sich Disziplin auszahlt, denn auch mit 85 beherrscht sie die Grundschritte des modernen Balletts mühelos. Tanzen hält jung, einen besseren Beweis gibt es wohl nicht.Apropos modern: In der 1. Linzer Ballettschule werden auch moderne Tänze und Formen wie HipHop, Musical, Steptanz, Jazztanz, Cuban oder Showdance angeboten.
Ans aufhören denkt Johanna Wilk-Mutard auch mit 85 noch lange nicht: „Wer soll es denn sonst machen?“, lacht die „Ballerina für immer“, die neben unzähligen Ehrungen und Auszeichnungen seit 1986 auch den Berufstitel „Professor“ trägt und 2015 das Große Ehrenzeichen der Stadt Linz für Verdienste um die Kultur erhielt. Weitere Infos: www.ballettschule-linz.at