Keine Lust auf die Chlor-Keule im Parkbad, den Bobo-Auflauf am Steinmetzplatzl oder das mit regelmäßiger Verlässlichkeit kippende Wasser am Pleschingersee? No Problem: Linz hat auch „andere“ Badeplätze zu bieten, die nicht jeder kennt. Begegnungen der besonderen Art – sogar mit Flusskrebsen – nicht ausgeschlossen.
Traun-Schotterbänke
Wir starten mit den Traunauen oberhalb der Ebelsberger Brücke: hohes Gras, Brennnesseln, Schotterbänke, Gelsen… volles Programm und nix für Parkbad-Flanierer und Cornetto-Zuzler. Hier herrschen die Gesetze der Natur. Das Wasser weist Top-Qualität auf – was nicht immer so war: Bis Anfang der 1990er-Jahre glich die Traun dank der stromaufwärts liegenden Industrie (Papierfabrik Laakirchen, Chemiefaser Lenzing…) einer praktisch toten, stinkenden Kloake – kaum zu glauben angesichts des heutigen Naturparadieses. Feuerstellen und Nischen im Gestrüpp zeugen von so mancher ungehemmter Nacht-/Nackbaderei.

Dass es hier nie richtig voll ist, dafür sorgt der knapp einen Kilometer lange Anmarschweg vom Parkplatz. Das nächste WC oder Shoppingmöglichkeit gibt’s bei ’ner Tanke an der Wienerstraße (ca. 1,5 km). Das maximal hüfttiefe Wasser mit seiner forschen (aber ungefährlichen) Strömung erreicht selbst im Sommer selten mehr als 20 Grad. Achtung Mädels: Hier gibt’s sogar Flusskrebse! Badeschuhe mitnehmen – ebenso wie den eigenen Müll (machen leider nicht alle).
Leider Nein: Steinmetzplatzl
Der Donaustrand am Steinmetzplatzl war einst eine lässig Geschichte – bis es vor ein paar Jahren plötzlich angesagt war, in der Donau zu baden. Davor rümpfte der gehobene Urbanist noch pikiert die Nase: „In der Donau baden? Iiiih, da brunzen ja die Fische und sonstwer rein!“ Absoluter Nonsens, die Donau hat seit gut 20 Jahren eine durchaus formidable Wasserqualität – trotz aller Vorurteile. Den Steinmetzplatzl-Beach kann man dennoch getrost links liegen lassen, heute tummelt sich dort das ehemalige Parkbadvolk und abgehobenes Bobo-Gesocks, lediglich der stromaufwärts gelegene Teil (hier sind auch noch Hunde erlaubt), verspricht noch etwas Ungezwungenheit anno dazumal.
Die „anderen“ Donaustrände
Das Donauplantschen (bis max. 21 Grad Wassertemperatur) ist dennoch ein absoluter Bringer: Um einiges legerer als am Steinmetzplatzl geht’s beim Donaustrand am Winterhafen zu – hier wurde vor einigen Jahren ein 300m langer Schotterstrand aufgeschüttet. Sogar Grillen wird hier (zumindest) geduldet. Hunde sowieso.

Noch feiner: die beim 2003er-Donau-Hochwasser entstandene Sandbank etwa einen Kilometer unterhalb des Pleschingersees. Gleich daneben hat die viadonau im Rahmen eines Renaturierungsprogramms eine lange Schotterzone mit Buchten aufgeschüttet. Richtig, richtig lässig! Aufgrund fehlender Parkplätze (Ride your Bike!) ist es quasi technisch unmöglich, dass es hier jemals zu überlaufen ist.

Ebenfalls (zumindest für Linzer) ein absoluter Geheimtipp: der zwei Kilometer lange Donau- Schotterstrand in Puchenau – nur schlappe vier Kilometer vom Linzer Hauptplatz entfernt. Eine menschenleer-chillige Angelegenheit, der Beach fällt sanft ins Wasser ab. Und mit der Mühlkreisbahn landet man ab Urfahr in nur sechs Minuten mitten im Naturbadewunderland.

Der Große Weikerlsee – das „verbotene“ Paradies
Der Kleine Weikerlsee bei der Solar City im Linzer Süden ist großteils fest in der Hand von unzähligen Nackt- und Textilbadern. Nur wenige Meter Richtung Osten liegt der Große Weikerlsee – ein komplett naturbelassenes, 22 Hektar großes und bis zu sieben Meter tiefes Paradies. Der See entstand ab 1938, als man Schotter im großen Stil abbaute, um das angrenzende Werksgelände der späteren Voestalpine aufschütten zu können. Bis 1954 befand sich hier das VOEST-Bad, ein großes Strandbad für die Arbeiter des Stahlwerkes – kaum zu glauben angesichts der heute üppig wuchernden Natur. Es gibt am Rundweg um den See viele kleine, idyllische Badeplätze, ABER: Der gesamte Große Weikerlsee ist ein Naturschutzgebiet, Baden ist dort zumindest offiziell verboten…

Schwaigau
Gleich ums Eck: die östlich des Weikerlsees liegende Schwaigau. Der einzige Donau-Altarm auf Linzer Stadtgebiet war einst ein beliebtes Ausflugsziel, das Gasthaus „Christl in der Schwaigau“ (1840 bis ca 1975) war stadtbekannt. Im Auengebiet gibt es einige wunderschöne (inoffizielle) Badeplätze, die allerdings nur zu Fuß zu erreichen sind. Und wer zum Muschelnsuchen nicht extra ans Meer fahren will, wird hier ebenfalls fündig. Ganz großes Naturkino!

Wer nicht ganz so weit fahren will und es lieber extrem urban hat: Die Brunnen am Hauptplatz, Taubenmarkt (Vorsicht, übles Wasser!), Hessenpark und im Volksgarten ermöglichen zentral gelegene Abkühlungen, die jedoch eventuell ein „Blaulicht-Bäderticket“ ab 30 Euro aufwärts nach sich ziehen.
