In Linz geht was weiter – nach der Westumfahrung ist nun auch die Ostumfahrung so gut wie auf Schiene. Es kommt aber noch besser: Laut Unterlagen aus dem Verkehrsministerium, die unserer verQUERt-Redaktion zugespielt wurden, sollen in den nächsten Jahren gleich neun Umfahrungen auf Linzer Stadtgebiet gebaut werden. Im Pakt für Linz ist dafür bereits eine mehrstellige Summe reserviert worden. Wir haben einen ersten Überblick über das Projekt „Klimaautobahnen für Linz“.
- DER WESTRING
Bereits 1532 war erstmals von einem Westring für Linz die Rede. Im Donautal stauten sich schon damals die Pferdefuhrwerke, Wegelagerer aber auch edle Ritter und deren Gefolge fanden kaum ein Durchkommen. Freiherr Kunigund von Auwiesvn, der mit seinem Tross die Donau entlang gen Osten ziehen wollte, verweilte zwei Tage auf seinem Ross sitzend, weil nichts weiterging. Die überlieferte Niederschrift eines Minnesängers bekundet die damalige Situation: „Itzo sytzn wir hir zwunzig stund, das arseloche von dey Kunigundt isdt voll der peyn schonn widrich wundt. Die garstig strasze vil mühen macht, es mues seyn dass ayn tunnel wurd gemacht!“ Erst jetzt, knappe 500 Jahre später, sollte der Wehklang Gehör finden. - DIE OSTUMFAHRUNG
Gottseidank lenken am Ende auch die Naturschützer ein und befürworten die Ostumfahrungs-Trasse durch die Traunauen und den Schiltenberger Wald, nachdem von Stadträtin Eva Schobesberger als Ersatzpflanzungen zehn weitere Kistenbäume für den Linzer Hauptplatz in Aussicht gestellt werden. Zusätzlich soll die Fahrbahn der neuen sechsspurigen Transitautobahn mit grüner Farbe angepinselt werden, um zumindest für Google View eine naturnahe Optik zu gewährleisten. Eine echte Win-Sin-Situation für alle! - DER MÜHLKREISAUTOBAHN–FLYOVER
Trotz West- und Ostumfahrung ist klar: Auch die Mühlkreisautobahn braucht eine Entlastung. Darum wurden nun zügig Planungen für die „Franckviertelautobahn“ aufgenommen, die in Hochlage über Tabakfabrik, Gruberstraße und das Franckviertel zum Chemieknoten geführt wird. - DIE HAFENAUTOBAHN
Als Zusatzautobahn wird für alle, denen die Ostumfahrung zu weit weg und die Mühlkreisautobahn zu zentral ist, wird eine „Hafenautobahn“ angedacht, die von der A7 in Dornach abzweigt und direkt ins Hafenviertel führt. Geplant ist, das Hafenbecken 1 ganz zuzuschütten, um eine Autobahnraststation samt LKW-Parkplatz zu errichten. Top: Das dortige Rosenberger-Restaurant soll mit Panoramafenstern sensationelle Ausblicke auf die benachbarte Ostumfahrung in Pfenningberg-Hanglage bieten. - DIE PLESCHINGER TANGENTE
Verkehrszählungen haben ergeben, dass der neue Autobahnschluss Universität/Auhof sehr bald an seine Kapazitätsgrenzen stoßen könnte. Dem soll die Pleschinger Tangente, die das Gebiet rund um Auhof umkurvt, entgegenwirken. Die 5km-Autobahnumfahrung umrundet dabei den Pleschinger See großzügig und gibt aufgrund seiner auf Pfeilern geführten Strecke atemberaubende Ausblicke auf das beliebte Naherholungsgebiet, das dann zudem über einen direkten Autobahnanschluss verfügt, frei. - DIE NORD-SÜD-SPANGE
Wie konnte das nur passieren? Bislang hat niemand an jene Pendler gedacht, die vom Verkehrs-Hotspot Haselgraben in den Linzer Süden wollen. Eine neue Nord-Süd-Spange von der Lederfabrik zum Franzosenhausweg ermöglicht völlig neue Dimensionen. Wer etwa in Kirschschlag wohnt, erreicht damit in 15 Minuten den Schweindlwirt am Donauplatz. Großartig! - DIE WEST-OST-MITTE-UMFAHRUNG
Es könnte auch gut sein, dass irgendjemand so schnell wie möglich mit dem Auto vom Westen in den Osten will, oder umgekehrt. Auch an diese Motoristen wird gedacht: Die West-Ost-Mitte-Umfahrung löst auch dieses bis dato kaum gelöste Problem. - DER BINDERMICHLTUNNEL-BYPASS
Und natürlich wird auch das größte Verkehrs-Sorgenkind entschärft: Der chronisch überlastete Bindermichltunnel erhält einen oberirdischen Bypass in Form einer vierspurigen Autobahn. Die Streckenführung verläuft dabei direkt durch das Bindermichler Zentrum, das seit der Untertunnelung der A7 unter einer fast schon gespenstischen Ruhe leidet. - DIE LINZER SCHLOSSBERGAUTOBAHN
Es war das umstrittenste Projekt der langen Liste, schlussendlich siegte aber Landeshauptmann Thomas Stelzer, der sein „Herzensprojekt“ noch flugs hineinreklamierte: Um den ÖVP-Kernwählern aus dem Mühlviertel endlich einen direkten Zugang zum Linzer Schlossmuseum zu ermöglichen, soll eine Schlossbergautobahn gebaut werden, die vom neuen A7-Knoten Auhof abzweigt und in vierspuriger Tunnelführung direkt unter den Schlossberg gebaut wird, wo diese in einer Tiefgarage, dem „Heinrich-Gleißner-Autodrom“, endet. Besonderes Asset: Die Tiefgarage soll auch für Traktoren („Bauern-SUVs“) und Pferdefuhrwerke befahrbar sein. „Vollg(r)as für die Kultur!“ heißt es dazu launig in einer Aussendung des Landes OÖ.
Die Gesamtkosten für die acht Autobahnprojekte sind noch offen, diese sollen aber u.a. durch das zu erwartende Preisgeld für die erfolgreiche Bewerbung zur Klimahauptstadt 2025 abgedeckt werden. Dass der Titel geholt wird, ist dank der neuen Autobahnprojekte unbestritten: Durch mehr Autobahnen und weniger Stau wird bekanntlich auch jede Menge CO2 eingespart. So schließt sich der äh, Autobahnkreis.