Skurrile Ausmaße nimmt die Diskussion um des geplante Rauchverbot in der Gastronomie an. Nicht nur das Schreckgespenst des Wirtesterbens wird in Dauerrotation bemüht. Jetzt warnen Gegner des Verbots auch noch vor einem „Trafikantensterben“. Schön langsam muss man sich die bange Frage stellen, wer noch aller ins Gras beißen wird, sollte das totale Rauchverbot kommen.
Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis auch Aschenbecherhersteller und Feuerzeugproduzenten als Opfer eines generellen Rauchverbots herhalten müssen. Auch dort würden wohl abertausende Arbeitskräfte zu AMS-Kunden mutieren. Und wieviele Lungenkrebs-Stationen in den Krankenhäusern müssten erst zusperren? Heerscharen von Ärzten und Schwestern stünden über Nacht auf der Straße, nur weil sich am Tresen keiner mehr eine Tschick reinzieht.
Aber Scherz beiseite, denn das Thema ist doch zu ernst. Die letzten verbliebenen Mohikaner, die unter dem Motto der persönlichen Freiheit weiter fürs Wirtshaus-Pofeln kämpfen, stehen auf verlorenem Posten: Laut einer aktuellen Gallup-Umfrage sind 63 Prozent der Österreicher für ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie. Dem stehen bisher 9.000 Unterschriften der österreichweiten Online-Petition „Nein zum totalen Rauchverbot“ gegenüber.
Ein Wirtesterben konnte nach Einführung eines Gastro-Rauchverbots weder in Deutschland, noch in Großbritannien, Irland oder Norwegen nachgewiesen werden. Sehr wohl belegt ist bei unseren Nachbarn aber ein Rückgang bei Herzinfarkten um acht Prozent sowie bei Anginga Pectoris um 13 Prozent. Im Schweizer Kanton Graubünden sank die Anzahl der herzbedingten Klinikeinweisungen sogar um 20 Prozent. Aus all den genannten Ländern liegen zudem Zahlen vor, dass nach dem Nein zur Gastro-Tschick auch zuhause nicht mehr, sondern weniger geraucht wurde.
Ja es stimmt: Die Umsätze der Wirte in Bayern gehen zurück. Allerdings bereits seit 20 Jahren – und damit um einiges länger, als das Wort „Rauchverbot“ überhaupt auf die Welt kam. Die Gründe dafür sind vielfältig: geändertes Freizeitverhalten der Menschen, mehr Konkurrenz zum Wirtshaus (Stichwort Internet und Kabel-TV), ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein und natürlich auch die immer knapperen Kassen der Menschen. Und in allen Ländern zeigte sich auch, dass nach einem kurzen Einbruck beim Bierabsatz sehr schnell die alten Werte wieder erreicht wurden.
Und – auch das muss gesagt werden: Leider gibt es immer noch viel zu viele Gastronomen, die nur jammern, dass die Gäste ausbleiben, statt mit pfiffigen Maßnahmen für mehr Frequenz zu sorgen. Bei nicht wenigen Lokalbetreibern erschöpft sich die Kreativität in „Cola Rum ein Euro“- oder „Zehn Euro Freiverzehr für alle Ladies“-Aktionen.
Jede Stunde stirbt in Österreich ein Mensch an den Folgen des Rauchens, jede achte Stunde einer wegen Passivrauchens. Rauchen ist für 15 Krebsarten zumindest mitverantwortlich – jedes Argument ein Grund für sich, alles Machbare für weitere Einschränkungen zu unternehmen. Ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie gehört absolut dazu. Nicht morgen, sondern am besten noch heute.