Das Tempo bei der Stadtentwicklung bleibt in Linz hoch, das nächste große stadtplanerische Projekt ist bereits auf Schiene: Zwischen Hauptbahnhof und Unionstraße/Wienerstraße soll bis 2028 auf fast vier Hektar Fläche ein neues Stadtviertel entstehen. Bis Ende Juni läuft die Eingabefrist für ein vom Grundeigentümer ÖBB eingeleitetes Wettbewerbsverfahren. Übertitel: „Produktive Stadt“, gebaut werden soll ein Mix aus Wohnungen und Arbeitsplätzen. Auch Hochhäuser sind auf diesem Areal ein Thema. Die Realisierung soll in den nächsten zehn Jahren erfolgen.
Jeder kennt sie: die nahezu endlos lange Außenfassade zwischen Wienerstraße, Unionstraße und Hauptbahnhof: abstoßend und ansehnlich. Dahinter verbergen sich großteils nicht mehr benutzte Werkstätten der ÖBB. Auf 3,6 Hektar Fläche – das entspricht etwa der Größe des Tabakfabrik-Areals – soll hier daher bis 2028 ein Mix aus Wohnungen und Arbeitsplätzen entstehen. Für beides ist der Standort ideal. Ein großes Thema werden auch neue Hochhäuser sein, weil sich die Gegend durch ihre Verkehrsanbindung und der Nähe zum bereits nach oben gebauten Bahnhofsviertel dazu perfekt eignet. Zukünftig wird man direkt vom Hauptbahnhof zu Fuß durch das neue Stadtviertel zur Unionkreuzung gelangen.
„Brücken schlagen“ in den Linzer Süden
Bis dato wirkt das Gebiet wie eine Barriere zwischen Innenstadt und dem Süden. Auf Wunsch der ÖBB wird daher dem Begriff „Brücken schlagen“ eine ganz große Rolle zuteil: In der Wettbewerbsausschreibung fallen sehr oft die Begriffe „Wege“ und „Verbindungen“, das Ziel ist eine Entwicklung als „zukünftiger Link“ in die Stadt.
Junge Architekten am Zug
Durchgeführt wird der Wettbewerb von EUROPAN – ein europäisches Format, an dem nur Architekten unter 40 Jahren teilnehmen dürfen. Über 30 Architekten-Teams – zwei Drittel davon internationalen Ursprungs – machen voraussichtlich mit. Der Sieger wird am 01. Dezember 2017 präsentiert. Aufgrund der Größe des Areals wird es mehrere Bauabschnitte geben. Die relativ rigorosen Widmungskategorien lassen zu den Gleisen hin keine Wohnungen zu, diese sollen daher im Bereich der (ruhigeren) Wienerstraße angesiedelt werden, auf der lärmintensiveren Bahnhofseite soll der produktive Bereich entstehen.
Autofreies Stadtviertel als visionäre Idee
Das Linzer Bahnhofsareal ist nicht das einzige, das sich im Umbruch befindet: Ein ähnliches Projekt wurde bereits am Salzburger Bahnhof umgesetzt, in Graz ist man in der Planungsphase. Der Linzer Stadtplaner Lorenz Potocnik setzt große Stücke auf das Projekt: „Die ÖBB ist ein mutiger Europan-Partner, der sich auch an die Regeln hält. Es ist eine einzigartige Chance für junge, visionäre Architekten, Stadt anders zu denken – und das an einem der besten Bauplätze von Linz. Hier wäre es aufgelegt, auch Mobilität vollkommen neu zu denken und ein Quartier zu entwickeln, das dank der perfekten öffentlichen Anbindung praktisch keine Garagen und Autos mehr braucht.“