Die Anrainer in Urfahr sind sauer: Trotz Versprechen, dass die neue Schiffsanlegestelle beim SV Urfahr-Platz mit Landstrom versorgt wird und es ein Zufahrtverbot für Touristenbusse geben wird, kam es genauso, wie befürchtet: Busse fahren bis zum Donauufer und stehen dort mit laufenden Motoren – ebenso wie die bis zu 135 Meter langen Kreuzfahrtschiffe, die ihre Dieselmotoren rund um die Uhr in Betrieb haben, um die Kabinen mit Strom versorgen zu können: “Das Gedächtnis mancher Politiker reicht nur bis morgen, unseres aber mit Sicherheit bis zur nächsten Wahl”, sagt eine der etwa 1.500 erbosten Anrainerinnen.
Auf 150 Metern Uferlänge befindet sich am östlichen Ende des Jahrmarktgeländes die neue Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe. Die umliegenden Bewohner wurden aber nicht informiert, was da direkt vor ihrer Haustüre an der Donau passiert. Noch dazu wurde die Anlegestelle auf einer der engsten Stelle des gesamten Uferbereichs gebaut: Nur sieben Meter Breite stehen zwischen dem Sportplatz des SV Urfahr und dem Donauufer zur Verfügung. Neben dem Treppel(Geh-)weg quetscht sich hier auch noch der vielbefahrene Donauradweg vorbei. Zusätzliche Befürchtung: dass hier die künftig hunderten Passagiere mit Bussen abgeholt werden sowie Liefer-LKWs zufahren, um die Schiffe zu versorgen.
Die Kritik an der neuen Schiffsanlegestelle war wohl berechtigt: Ohne versprochenen Landstromanschluss laufen die Schiffs-Dieselmotoren ohne Pause. Und auch das von Stadtrat Didi Prammer versprochene Zufahrtsverbot für Touristenbusse gibt es nicht – weder wurden Schilder aufgestellt noch gibt es Zufahrtsbarrieren. Anrainer berichten, dass Busse ständig und ohne Konsequenzen bis zum Donauufer fahren. „Wir wurden belogen und im Stich gelassen“, sagt eine Anwohnerin gegenüber dem LINZA stadtmagazin.
Ebenfalls noch offen: die Müllentsorgung der anlegenden Schiffe. Eine Müllinsel, wie es sie am anderen Donauufer bereits gibt, verursacht nicht nur Gerüche, sondern zieht auch Ratten an. Nur 150 Meter entfernt befindet sich zudem einer der größten Spielplätze von Linz.
Planungsstadtrat Prammer in der Kritik
Die Anrainer hätten zudem im Vorfeld gerne gewusst, was da gebaut wird. Stadtrat Prammer wies die Forderung nach Mitsprache aber in einem Radio FRO-Mitschnitt zurück: “Das Verfahren ist korrekt abgelaufen, die Anrainer sind nicht Parteien dieses Verfahrens.”
59 Tonnen NOx-Emissionen/Jahr im Donaupark
An der Linzer Donaulände – eigentlich ein Ort der Erholung – liegen die Schadstoffkonzentrationen laut einer Luftstudie des Landes Oberösterreich regelmäßig über dem EU-Grenzwert. Grund sind u.a. eben genau die Tag und Nacht laufenden Dieselmotoren der ankernden Schiffe, um den Strom für Klimaanlagen, Küchen und die Passagier-Suiten zu erzeugen. Beim Donaukreuzfahrten-Boom vergaß man, die Anlegestellen mit der nötigen Infrastruktur auszustatten.
Aktuell verfügt lediglich eine einzige Anlegestelle in ganz Linz über einen Stromanschluss. Würde man laut Studie alle Plätze im Bereich der Nibelungenbrücke mit Landstrom ausstatten, könnten jährlich 59 Tonnen NOx-Emissionen und bis zu 20 μg/m³ NO2-Immissionen eingespart werden. Dazu kommen noch gewaltige Mengen an Stickoxiden und Russpartikeln, die ausgestoßen werden.
“Keine neuen Anlegestellen”
In einer Erklärung von 2019 legte der Linzer Gemeinderat fest, keine weiteren neuen Schiffsanlegestelle im Donaupark zwischen Lentos und Neuer Donaubrücke Linz haben zu wollen: „Der Gemeinderat bekennt sich dazu, dass vorerst keine weiteren Schiffsanlegestellen im Bereich Donaupark zwischen Lentos und Neuer Donaubrücke Linz errichtet werden.“ Dass jetzt doch zwei neue gebaut werden, stimme so nicht: Es seien keine neuen, sondern zwei Ersatzanlegestellen für die Pontons auf Höhe des Römerbergtunnels. Diese wurden allerdings so gut wie nie benutzt, weil dort eine Zufahrt mit Bussen und Versorgungs-LKWs kaum möglich war. Laut Stadtrat Prammer wurde die Anlegestelle beim Römerbergtunnel verlegt, weil diese “aufgrund des Hochwassers nicht tragbar war”, obwohl bei Hochwasser ohnehin kein Schiffsverkehr möglich ist…
Wir wollten übrigens mit Stadtrat Prammer bereits vor Monaten ein ausführliches Gespräch auch zum Thema Anlegestellen führen. Prammer ließ uns aber wissen, er habe “kein Interesse an einem Interview”.