Der Amadeus Austrian Music Award nennt sich selbst „wichtigster Musikpreis der österreichischen Musikszene“. Ja eh. In Wirklichkeit verleiht diese völlig sinnlos auf 18 Kategorien (gibt’s überhaupt so viele einheimische Musiker?) aufgeblähte Veranstaltung aber Auszeichnungen, die genauso wertvoll sind wie ein Abschluss an der Trump University oder der Werkmeister-Titel bei Humboldt.
Es bedarf in einem mehr als überschaubaren Musikland wie Österreich eines sehr, sehr, sehr (bitte stellen Sie sich gedanklich noch weitere 17 „sehr“ vor) gewaltigen Kraftaktes, innerhalb eines Jahres drei, vier oder gar fünf herausragende Musik-Künstler nicht nur zu finden, sondern auch für wirklich prämierungswürdige Leistungen vor einen großen Vorhang zu holen.
Jaja, ich weiß schon: Jeder Sänger, jeder Interpret und jede Band hat es sich verdient, weil er/sie/es gar so fleißig in ihrem Tun sind. Nix für ungut, aber oft langt da aber auch ein Schulterklopfer von der Mama oder ein schön großer regionaler Artikel in der Bezirksrundschau als Dankeschön. Das wissen natürlich die Amadeus-Macher – und so kommt’s, wie es kommen muss: Man zerrt angesichts der sehr, sehr, sehr (sie wissen schon, 17-mal) begrenzten Anzahl an Top-Acts eben die altbekannten, bewährten Award-Dinosaurier auf die Bühne. Da muss halt wieder der Parov Stelar (Electronic/Dance) herhalten, oder der Hubert von Goisern (Künstler des Jahres), obwohl es weder da wie dort keine wirklich großen Würfe gab in den letzten zwölf Monaten.
Absoluter Höhepunkt: der Award für Conchita Wurst als „Künstlerin des Jahres“. Über die Tatsache, dass der Wurst gar keine „Künstlerin“ ist, sehen wir ja eh schon hinweg. Aber frei nach dem Ex-Politiker Meischi sei nachgefragt: „Wos woa dei Leistung, Wurscht?“ Irgendwie versuchte man halt krampfhaft, alles, was irgendwie (noch) Star-Status hat, zu belobhudeln. Heimat bist du großer Söhne und – äh, Töchter. Meist reicht da schon das schiere Am-Leben-sein – oder eben eine Songcontest-Teilnahme vor gefühlten 20 Jahren. 18 (!) Kategorien müssen erst mal mit Siegern bestückt werden – von der endlosen Zahl der Nominierten ganz zu schweigen… Es ist also wirklich kein Wunder, dass etwa die Linzer Rap-Formation TEXTA ihren 2009 eingeheimsten Amadeus Award kürzlich für ein neues Plattenprojekt als höchstmögliche Form der öffentlichen Degradierung dieses Preises gegen eine Spende verschenkten.
Copy as copy can: Ja, der Amadeus Award ist sich nicht mal zu dumm, jeden noch so abgelutschten Mist zu kopieren und auch noch einen Preis fürs „Lebenswerk“ zu vergeben. Dazu braucht’s einen – eh scho wissen – so „erfahren“ wie möglichen Künstler, der irgendwann mal des Singens mächtig war – und bald in die Grube fährt. Im aktuellen Fall bemühte man „Österreichs first Schastrommel“, Marianne Mendt (70) auf die Bühne. Tränenreiche Danksagungen und – uff – unvermeidliche Standing Ovations inklusive. Ganz großes Theater halt. Wir sind Oscar.
So – und den letzten unbelehrbaren Claqueuren des völlig sinnlos aufgeblähten Amadeus Awards noch schnell aufs CD-Cover geschrieben: Der Amadeus-Preisträger der Kategorie Volksmusik 2016 heißt – Ohren zu – Andreas Gabalier.