Die Linzer Altstadt war vor gar nicht langer Zeit ein echtes „Glasscherbenviertel“ –Gewaltverbrechen, Radau, Schlägereien, Alk-Leichen und Drogendealer zählten zum fixen „Mobiliar“ der geschichtsträchtigen Gegend. Mittlerweile hat der älteste Stadtteil der City jedoch eine Aufwertung erfahren. Die Metamorphose ist aber noch lange nicht zu Ende. Der Verein ALTSTADT NEU und die Tp3-Architekten haben mit ihrem Konzept „Linzer Altstadt neu denken“ eine spannende Roadmap zur weiteren Entwicklung der Altstadt auf den Weg gebracht: Mehr Grün, mehr Möblierung, weniger Verkehr und ein großzügiges „Tor zur Altstadt“ sollen den Aufschwung weiter vorantreiben.
Trotz einiger bereits umgesetzter Akzente und des Umstandes, dass die Altstadt den zweiten Weltkrieg nahezu ohne große Bombentreffer überstanden hat, ist sie nach wie vor kaum ein Touristenmagnet oder ein beliebter Treffpunkt. Auch der Tourismusverband duckt sich eher ein wenig schüchtern weg und leitet die Besucher lieber Richtung AEC und Kunst. Schade, denn die Linzer Altstadt hat Potenzial, das aber in vielen Bereichen noch brachliegt. Mit dem in ein Buch gepackten Konzept „Linzer Altstadt neu denken“der Tp3-Architekten soll das jetzt anders werden.
Mobilität
Durch Eindämmen des Abkürzungsverkehrs wurde der erste Stein für eine lebendige Altstadt bereits gelegt. Keine Autos rasen mehr durch – es ist nun genug Platz, um sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu bewegen. Dadurch bleibt die Linzer Innenstadt für Bewohner und Unternehmer attraktiv und zukunftsorientiert.
Die autoarmen Straßenzüge ermöglichen nun die Entfaltung der bestehenden Plätze zu „Wohnzimmern der Stadt“ mit enormer Aufenthaltsqualität. Auch die soziale Interaktionsmöglichkeiten und die Identifikation der Anwohner an „ihre“ Stadt steigen.
Mehr Grün in die Altstadt
Nach ersten Schritten zur Verkehrsberuhigung soll das Gebiet weiter begrünt werden: „Neue Bäume können gepflanzt werden und spenden Schatten, generieren ein angenehmes Klima in der Altstadt und erzeugen eine einzigartige Atmosphäre für den Stadtraum. Bäume laden dazu ein, es sich darunter bequem zu machen; Plätze und Gassen werden durch die Begrünung lebendiger und frischer. Die Jahreszeiten werden anhand der Vegetation spürbar und sorgen so für ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild. Linz will Klimahauptstadt werden. Damit dies gelingen kann, braucht es Taten.“
Möblierung für mehr Aufenthaltsqualität
Entscheidend für die Attraktivität öffentlicher Orte ist die Aufenthaltsqualität – Sitzmöglichkeiten, Brunnen, Fahrradständer. Beispiel Alter Markt: Hier könnten Bäume gepflanzt werden und Sitzmobiliar aufgestellt werden. Eine flexible Plattform würde sogar gedecktes Verweilen, sowie die Bespielung des Alten Marktes mit Veranstaltungen aller Art ermöglichen. Der Alte Markt würde wieder zum Dreh- und Angelpunkt des täglichen Altstadtlebens werden. Ohne Parkplätze könnte der Tummelplatz wieder eine Schnittstelle mit Aufenthaltscharakter zwischen Schloss und Altstadt werden.
Und der (von Fahrzeugen der Landesregierung als temporärer Parkplatz genutzte) eigentlich sehr einladende Landhausplatz könnte dank des eingedämmten Verkehr auch als Platz wahrgenommen werden. Er würde durch Möblierung und Begrünung zu einem weiteren Wohnzimmer der Altstadt.
Ein neues Tor zur Altstadt
Oft waren bzw. sind die Zugänge in viele Altstädte in Europa durch markante Tore geprägt. Der Zugang zur Linzer Altstadt von der Donau her ist fast ein Schandfleck, der jährlich von tausenden Schiffstouristen genutzt wird: Über eine vielbefahrene Straße, graue, ungepflegte, wenig einladend Hauswände prägen die Szenerie. Dabei wäre hier Platz für einen großzügigen, sympathischen Eingangsbereich, so die Tp3-Architekten:
„Wir sehen den donauseitigen Eingang zur Altstadt als einladende Vorzone mit esplanadenhaftem Charme. Die Lösung sehen wir darin, die Nebenfahrbahn von Wilhering kommend aufzulassen. Die Autos, die von der Nibelungenbrücke zum Römerberg wollen, haben eine zweite Spur, die für die Zufahrt zur Tiefgarage herangezogen werden kann. Damit lässt sich der Bereich für die Fußgeher um etwa 3-4 Meter verbreitern. Dazu sollten Bäume gepflanzt und die Buswartestation einem neuen Design unterzogen werden. So lässt sich vom Salzamt bis zum Heinrich-Gleißner-Haus eine ca. 10 Meter breite, promenadenähnliche Anlage gestalten. Gastgärten und Gastronomie entstehen und tragen zu einem würdigen Entree der Altstadt bei.“
Das komplette, 54 Seite starke Konzept in Buchform der Tp3-Architekten und des Vereins Altstadt neu gibts hier zum Online-Nachblättern.
Bilder: Redaktion (Titelfoto) bzw. Tp3 Architekten / Verein Altstadt neu.