Während der Sturzflug bei den Passagierzahlen in Linz ungebremst weitergeht, heben andere österreichische Airports ab. Die deutschen Fluglinien air berlin und Eurowings bauen ihr Angebot ab Österreich großzügig aus, Linz geht einmal mehr leer aus. Besorgniserregend: Seit 2005 verlor der Linzer Flughafen über 37 Prozent seiner Passagiere.
Minus 32,94 Prozent im Charterverkehr, minus 14,16 Prozent im Linienbereich im ersten Halbjahr 2016 – der Linzer Flughafen befindet sich im stetigen, aber sicheren Sinkflug Richtung Wahrnehmungsgrenze. Mehr als Schulterzucken und die bekannten, stereotypen Erklärungen sind von den Airport-Verantwortlichen nicht zu hören. Es seien vor allem Attentate, die sich auf die Reisefreudigkeit auswirkten: „Eine derart geballte Ladung wie in jüngster Zeit hat es in den Jahren und Jahrzehnten davor nicht gegeben“, sagte Flughafendirektor Gerhard Kunesch etwa kürzlich in einem Kurier-Interview.
Aber sind es wirklich nur die Terroranschläge der letzten Zeit? Ein Vergleich über die letzten zehn Jahre mit anderen heimischen Flughäfen fällt vernichtend aus. Während in Wien, Salzburg, Innsbruck oder Graz ständig neue Verbindungen an Land gezogen werden, bejubelt man in Linz lediglich das gut laufende Frachtgeschäft (obwohl es hier aktuell ebenfalls ein Minus von 2,34 Prozent gibt). Dramatisch der Vergleich der letzten zehn Jahre: Seit 2005 verlor der blue danube airport Linz über 37 Prozent seiner Passagiere, während Wien, Salzburg, Innsbruck oder Graz stark zulegten:
Entwicklung der Passagierzahlen (2005-2015)
der fünf größten heimischen Flughäfen:
Wien: +43,6%
Innsbruck: +35,4%
Graz: +7,9%
Salzburg: +7,8%
Linz: -37,1%
Graz: doppelt so viele Passagiere wie Linz
Weil Linz sich so gerne mit Graz vergleicht: Dort freut man sich aktuell über die Linienverbindung nach München, die Lufthansa ab Oktober auf fünfmal pro Woche aufstockte. Strecken nach Istanbul und Berlin sind in Graz ebenso etabliert wie nach Genf, Zürich und Stuttgart. Das Passagieraufkommen in der Murmetropole betrug im Vorjahr 963.396, in Linz waren es mit 529.785 gerade mal halb so viele. Dabei lagen Linz und Graz im Jahr 2000 mit knapp 750.000 Fluggästen noch Kopf an Kopf.
Eurowings: Österreich-Offensive ab Wien und Salzburg, Linz geht leer aus
Eurowings baut das Angebot in Österreich aus und stationiert nach drei Flugzeugen in Wien ab 2017 auch einen Airbus A320 in Salzburg. Von der Salzach aus bietet Eurowings dann Flüge nach Brüssel, Genf, Hamburg, Köln, Paris und Zürich an. Auch ab Wien gibt es eine deutliche Ausweitung: Flüge nach Malaga, Jerez de la Frontera, Nürnberg und Pisa sind im Winterflugplan 2016/17 neu, im Sommerflugplan 2017 kommen noch drei weitere Ziele dazu: Kavala in Mazedonien, Lamezia Terme in Kalabrien und Zadar in Norddalmatien. Und Linz? Geht leer aus. Eurowings-Pressesprecherin Karin Muschalla diplomatisch: „Österreich ist ein interessanter Wachstumsmarkt. Es gibt derzeit jedoch keine Entscheidung, ob zusätzliche Strecken angeboten werden.“
air berlin: „Keine Linie von Linz nach Berlin geplant“
Auch Flyniki/air berlin zeigt keine Ambitionen, in Linz Akzente zu setzen. Die vom blue danube airport öfters angekündigte Linienverbindung nach Berlin ist jedenfalls nicht am Radar: „Bis auf weiteres ist keine Aufnahme von Linienflügen zwischen Linz und Berlin geplant“, sagt air berlin-Pressesprecher Tobias Spaening auf unsere Anfrage. air berlin fokussiert sich dafür auf einen anderen kleinen österreichischen Flughafen: Innsbruck. Spaening: „Passagiere aus Österreich können zur Winterzeit die Städte Hamburg, Berlin und Düsseldorf nonstop ab Innsbruck anfliegen. Deutsche Fluggäste haben im Gegenzug eine perfekte Anbindung zu den Skigebieten in Tirol.“ Die Flüge sind bereits buchbar und starten ab 09. Dezember 2016.
www.eurowings.com
www.airberlin.com
www.linz-airport.com
www.flughafen-graz.at