Jetzt ist es endlich auf der Welt – das neue Logo der Stadt Wels. Herausgekommen ist leider das, was man erwarten durfte: kein großer Wurf, allenfalls ein bedächtiges Tapserl. Ein buntes W, das bestehenden Logos frappant ähnelt. Da und dort wurde sogar der Vorwurf des Abkupferns laut. Bunt und vielfältig will Wels ab sofort sein – und reiht sich damit in eine endlose Zahl von anderen Kommunen ein. In Summe eine mut- und ideenlose Geschichte. Damit bleibt der Begriff „Wels“ in erster Linie das, was er immer schon war: ein Fisch.
Jaja, eh klar: das vielfarbige W als Logo soll zeigen, wie bunt und vielfältig Wels nicht ist. Allein: Mit diesem Allerwelts-USP ist man in bester Gesellschaft. Jeder mag heute bunt und vielfältig sein, endlich Wels auch. Gähn. Wo bleibt der Anspruch dieser Fast-schon-Großstadt, sein Alleinstellungsmerkmal zu suchen und zu finden? Wo der Aufbruch, der Mut? Aber kann kann’s auch positiv sehen: Mit einem x-fach erprobten Logo ohne wirklichem Inhalt kann man zumindest nix falsch machen.
Apropos Inhalt: Auch zu einem Slogan konnte man sich nicht durchringen. Verständlich – zu welchem auch? Viel mehr als „Wels ist nicht nur ein Fisch“ ginge da eh kaum. Offen bleibt da nur mehr die Frage, ob es zum Lachen oder zum Weinen ist, dass eine so große Metropole bis heute nicht weiß, wer sie ist und wofür sie steht. Und diesem Zustand wird Wels wohl auch noch die nächsten 100 Jahre anheim fallen, wenn man weiter so mutig ans Werk geht. Wo ist der Anspruch an sich selbst? Wo sind die großen Leitprojekte? No have, in Wirklichkeit gibt es nicht mal „Light“-Projekte.
Linz hat vor einigen Jahren vorgezeigt, was möglich ist. Auch die Landeshauptstadt war einst eine konturlose Stadt, außer der Schwerindustrie wusste keiner etwas mit ihr anzufangen – schon gar nicht die Linzerinnen und Linzer selbst, die sich mit hängenden Köpfen ihrem staubigen Schicksal ergaben. Heute hat sich Linz ein modernes Image erarbeitet, das weit über die Landesgrenzen hinaus wirkt.
Es stimmt schon: Linz macht längst nicht alles perfekt und ist noch lange nicht am Ende seiner Reise. Wels hingegen steht noch nicht mal am Bahnhof. Was läge also mehr auf der Hand, als sich den Linzer Erfolgsweg zum Vorbild zu nehmen? Dann könnte man sich auch sinnentleerte „Volksabstimmungen“, wo gerade mal 1.439 Hinz- und Kunz-Stimmen über den Auftritt einer Stadt wie Wels entscheiden, sparen. Wels, da geht mehr!