Linz und der ganz normale Brückenwahnsinn. Nach dem Motto „Darf’s ein bisserl mehr sein?“ werden neben dem Abriss der Eisenbahnbrücke auch zwei weitere Donaubrücken zur Baustelle. „Man muss jetzt retten, was zu retten ist“, sagt NEOS Linz-Fraktionssprecher Lorenz Potocnik. Er schlägt schräge, aber durchaus überlegenswerte Lösungen vor.
Das ist Verkehrsplanung auf linzerisch: Jahrzehntelang passiert nichts und dann wird 2016 zeitgleich die Eisenbahnbrücke abgerissen sowie VOEST- und Steyregger Brücke saniert. Obendrauf startet im völlig überlasteten Donautal mit dem Bau der Westringbrücke eine weitere Mega-Baustelle. Gleichzeitig gibt es keine nennenswerten Ausweitungen des öffentlichen Verkehrs, von funktionierenden Park&Ride Anlagen ganz zu schweigen.
Täglich bis zu eine Stunde mehr unterwegs
Im Vorjahr eilig präsentierte Konzepte sollten beschwichtigen; die Menschen würden sich darauf einstellen und öffentliche Verkehrsmittel benutzen, ein Drittel der Fahrten über die Eisenbahnbrücke würde sogar vollständig entfallen. Ja natürlich stellen sich die Linzer auf die neue Situation ein – aber zu welchem Preis? Jeden Tag mindestens eine halbe Stunde früher aufstehen, längere Wege, mehr (unbezahlte) Zeit für den Weg in die Arbeit – in Summe bis zu einer Stunde, die am Abend fehlt.
„Ein vorprogrammiertes Chaos, verantwortungsloser geht’s nicht mehr“, sagt NEOS Linz-Fraktionssprecher Lorenz Potocnik. „Mit etwas guten Willen und vorausschauender Planung hätte man die Sache locker im Griff haben können“, so Potocnik. Oberstes Ziel hätte sein müssen, die Brücken in den nächsten Jahren vom PKW-Verkehr zu entlasten. Stattdessen verteuert man die Öffi-Tickets wenige Wochen vor der Sperre der Eisenbahnbrücke.
Gratis-Bim über die Donau
Eine zumindest kleine Entlastung würde eine Gratis-Bim über die Donau bringen. Potocnik: „Warum bietet man während der Bauzeit nicht einfach die Straßenbahn zwischen Taubenmarkt und Jahrmarktgelände zu Stoßzeiten kostenlos an? Viele Einkaufslustige und Pendler würden dieses Angebot dankend annehmen, statt über die Brücke die Parkhäuser anzusteuern.“
Fährverkehr ab Jahrmarkt-Parkplatz
Eine kleine, aber durchaus effektive Maßnahme wäre auch ein Schiffs-Pendel-Fährverkehr vom Jahrmarktgelände nach Linz. Die Idee ist nicht neu, könnte aber jetzt sinnvoll sein. Nicht nur die oft überfüllten Straßenbahnen könnten so entlastet werden: „Eine kostenlose Donaufähre wäre speziell für Radler ein Hit, um dem lebensgefährlichen Nadelöhr auf der Nibelungenbrücke auszuweichen, aber auch für Touristen eine Attraktion“, so Potocnik.
Finanzieren ließe sich das Projekt mit den Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung: „Vom Ordnungsdienst sind für heuer 200.000 Euro an Parkstrafen-Einnahmen budgetiert. Das würde locker zur Finanzierung reichen“, glaubt Potocnik.
Die Investitionssumme wäre minimal: Mit der MS Helene steht ein entsprechendes Schiff inklusive Anlegesteg am Jahrmarktgelände bereit, lediglich minimale Umbauten zur Fahrradmitnahme wären nötig. Potocnik: „Probieren wir es zwei Monate lang aus und schauen wir, wie die Idee angenommen wird.“ Das Projekt ließe sich innerhalb weniger Wochen realisieren, wenn man denn will, glaubt Potocnik.
Ottensheim – Linz in 15 Minuten
Grundsätzlich wäre auch ein Fährverkehr auf der Donau gerade jetzt ein verfolgenswerter Gedanke: Speziell von Walding, Ottensheim, Puchenau oder Steyregg wäre man in 15 Minuten in Linz oder im Industriegebiet. Leider gab es zu diesem Thema in den letzten Jahren aber von keiner Gemeinderatsfraktion echte Vorstöße.
(Verkehrs-)Krise als Chance
Bei aller Kritik kann Potocnik der Situation auch etwas abgewinnen: “Man muss die ganze Misere positiv nutzen. Die Erfahrung zeigt, dass Menschen in Krisen und Stresssituationen besonders kreativ sind. Wir erwarten uns daher einen enormen Schub an Ideen und Privat-Initiativen. Rückblickend werden wir in zehn Jahren dankbar für das katastrophale Verkehrsmanagement der Linze SPÖ sein, weil es uns möglicherweise gute Lösungen verschafft.“ Auch einen Seitenhieb auf die Grünen kann sich Potocnik nicht verkneifen: „Schobesberger & Co. waren trotz der vielen Jahre im Gemeinderat nicht einmal im Ansatz zu innovativen Lösungen und Ideen fähig. Die Grünen haben weder ein ordentliches Radwegenetz noch den Erhalt der Eisenbahnbrücke für Radfahrer zusammengebracht.”