Mit elf Siegen aus 15 Spielen und Rang 2 gelang dem FC Blau-Weiß Linz eine hervorragende Herbstsaison in der Regionalliga Mitte. Wir plauderten mit dem Erfolgscoach Willi Wahlmüller über die aktuelle Situation beim erfolgreichsten Amateurklub unseres Bundeslandes.
Willi Wahlmüller: Rang zwei, elf Siege in 16 Spielen – da kann man als Trainer ganz zufrieden sein, oder?
Auf jeden Fall! Ich glaube, wir können sehr zufrieden sein, auch wenn wir mit diesen hohen Erwartungen in die Meisterschaft gegangen sind. Man darf auch nicht vergessen, dass wir eine komplett neue Mannschaft aufgebaut haben. Normalerweise dauert es ein paar Monate, bis sich da alles einspielt. Wir waren aber von Anbeginn weg voll da. Auch den einen oder anderen Rückschlag haben wir sehr gut weggesteckt.
Apropos Rückschlag: In der ersten vorgezogenen Frühjahrsrunde setzte es ein sang- und klangloses 0-3 in Lafnitz.
Auch der LASK verlor dort in jener Saison, in der er aufstieg. Klar war das 0-3 ein Rückschlag, das spornt uns aber fürs Frühjahr nur noch mehr an!
Ganz oben steht Bundesliga-Absteiger Hartberg. Eine harte Nuss. Zu hart?
Die Steirer habe ich stark eingeschätzt, aber dass sie eine Serie mit zehn Siegen en suite hinlegen, habe ich ihnen nicht zugetraut. Es wird bis zum Schluss spannend bleiben. Hartberg liegt drei Punkte vor uns. Man darf aber nicht vergessen, dass sie im Frühjahr nach Linz müssen. Das wird ein heißer Tanz!
Viel Licht, aber gab’s auch Schatten?
Es gibt immer wieder was zu verbessern. Die Gegner haben sich mit der Zeit immer besser auf unsere Pressing-Spielweise eingestellt. Da müssen wir uns weiter optimieren, um dem Gegner keine Luft zum Atmen zu lassen. Vor allem, wenn wir in Ballbesitz sind, haben wir noch Verbesserungspotenzial.
Yusuf Otubanjo ist derzeit in aller Munde. Was ist der aktuelle Stand um die heißeste blau-weiße Aktie?
Es ist klar: Wenn ein guter Spieler in der Regionalliga in einer halben Saison 16 Tore erzielt, ist er ein gefragter Mann. Ich rechne bis in den Sommer zum Vertragsende fix mit ihm. Und ich habe ihm angeraten, zu bleiben. Das wäre auch für seine Entwicklung das Beste.
Und wenn er doch noch im Winter weggeht?
Sollte er uns dennoch verlassen, geht die Welt auch nicht unter. Wir haben ein starkes Kollektiv, das darf man nicht vergessen. Woanders hat Yusuf diese Freiräume nicht – und er schießt die Tore ja nicht alleine, sondern braucht auch eine entsprechende Mannschaft, die ihm den nötigen Platz für seine Kreativität verschafft.
Wird es in der Winterpause sonst noch Rochaden oder Optimierungen im Kader geben?
Mindestens ein Spieler wird noch kommen, der uns qualitativ weiterhilft. Ich habe den Namen schon im Kopf, nenne ihn aber noch nicht. Es wird ein Defensivmann sein. Man hat gesehen, wenn ein Innenverteidiger ausfällt, dann haben wir Probleme. Bei manchen Gegentoren haben wir uns nicht sehr geschickt angestellt. Hier müssen wir nachlegen.
Wie schaut der Fahrplan fürs Frühjahr aus – Saisonauftakt, Trainingslager und Aufbauprogramm?
Wir starten am 11. Jänner und werden in heimischen Gefilden bleiben, weil wir hier alles haben, um uns perfekt vorzubereiten. Die Vorbereitungsspiele stehen großteils, „Hauptact“ wird Erstligist St. Pölten sein, gegen den wir in Linz antreten.
Der Meistertitel scheint möglich und greifbar. Ist der Aufstieg in die Erste Liga aber auch wünschenswert? Bei zwei Absteigern wäre es wohl von Anbeginn weg ein Überlebenskampf.
Als FC Blau-Weiß Linz hat man immer wieder die verdammte Pflicht, dass man nach Höherem strebt. Natürlich werden wir mit aller Kraft versuchen, aufzusteigen. Was dann oben sein wird, ist eine andere Frage. Der Verein hat aber sicher aus dem letzten Abenteuer in der Ersten Liga gelernt. Uns allen ist aber klar, dass es oben enorm schwierig sein würde.
Stichwort LASK: Die Blau-Weißen werden wohl auf längere Zeit im Schatten der schwarz-Weißen bleiben. Wie fühlt man sich in der Rolle als „ewiger“ Zweiter?
Das ist ja kein Linz-spezifisches Problem, so etwas gibt’s in jeder Stadt. Man kann es auch anders sehen: Wir sind im Moment die drittbeste Mannschaft Oberösterreichs und der beste Amateurklub – das ist ja auch etwas. Der LASK schwebt in anderen Sphären, ich habe damit kein Problem. Es ist eine super Aufgabe, mit unseren Mitteln Erfolge zu feiern und den LASK immer wieder zu ärgern. Im Moment ist es sicher schwer, dranzubleiben, weil den Schwarz-Weißen von allen Seiten die Unterstützung zufliegt. Aber wie gesagt: Ich habe kein Problem damit.