Man hört ja immer wieder, dass Frauen auf Facebook Freiwild seien – und viele Männer glauben, dass hier jeder seinen sexuellen Fantasien freien Lauf lassen kann. Eine LINZA-Leserin hat die Probe aufs Exempel gemacht – und ein Fake-Profil angelegt: „Sonja“, 23, blond, aus Wien und Stewardess. Ergebnis: Knapp 1.000 Freundschaftsanfragen in nur einer Woche, viele davon mit mehr als eindeutigen Angeboten. Manche schickten gleich mal ein Foto ihres besten Stücks mit, ohne überhaupt eine richtige Konversation zu beginnen. Ein Sittenbild unserer Online-Gesellschaft.
Man nehme: Ein hübsches blondes Mädchenfoto, einen attraktiven Beruf (Stewardess), ein paar Freundschaftsanfragen an Personen des öffentlichen Lebens und diverse Klicks auf Medienseiten. „Auch bei einer Singleplattform habe ich ‚Gefällt mir‘ geklickt. Danach habe ich circa zehn bis 15 halbwegs hübschen Männern eine Freundschaftsanfrage geschickt, die durchwegs ohne Rückmeldung sofort beantwortet wurden. So hatte ich eine erste Basis“, berichtet unsere Leserin Petra Z.
Dann bekam alles eine unglaubliche Eigendynamik: Nach drei Tagen hatte Petra Z. 662 Freundschaftsanfragen, innerhalb einer Woche waren es fast 1.000: „Ein absoluter Irrsinn. Die meisten fackelten gar nicht lange herum: ‚Hallo schöne Frau‘, ‚Willst du Sex‘ und ‚Ich will mit dir f….‘ waren fast schon Standard. Über 20 schickten mir unaufgefordert als erste Kontaktaufnahme ein Foto ihres nackten Gemächts, ohne dass ich mit ihnen überhaupt ein Wort gewechselt habe.“
Was auffiel: Besonders viele Afrikaner und Araber schossen sich auf die vermeintliche Blondine ein. „I love you“, „I want to meet you“ und so weiter. Petra Z.: „Einige suchten gleich via Facebook-Call eine direkte Kontaktaufnahme, sobald ich online war, oft ging das im Minutentakt dahin.“
Besonders dreist ein 35-Jähriger Niederösterreicher: Auf seinem Profilbild ist er mit seiner Frau samt Kind zu sehen, was ihn aber nicht daran hinderte, ein Ganzkörper-Nacktfoto zu senden. „Auch auf meinem echten Facebook-Profil bekomme ich immer wieder seltsame Facebook-Anfragen von Typen, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe. Ich rate allen, keine Freundschaftsanfragen von fremden Männern anzunehmen, das kann im Extremfall eine wahre Lawine von Irren, die Anfragen schicken, auslösen.“
Was Petra Z. ebenfalls nachdenklich stimmt: „Wenn ich ‚real‘ ausgehe, gibt es kaum Männer, die es wagen, mich höflich und nett anzusprechen. Ich denke, das liegt auch zu einem Großteil an den anonymen, oberflächlichen sozialen Netzwerken, wo es genau in die andere Richtung geht. Und ich glaube, es wird noch viel, viel schlimmer werden. Ein „Dislike“-Button für so manchen User wäre da sicher hilfreich.“