Am 27. September wird nicht nur der Gemeinderat gewählt, über 150.000 wahlberechtigte Linzer entscheiden auch, wer sich die schöne Bürgermeisterkette um den Hals hängen darf. Klaus Luger scheint als Nummer 1 durch zu sein. Aber wer von den sechs Gegenkandidaten hat die größten Chancen, Lugers Kronprinz zu werden?
Sechs Kandidaten wollen Bürgermeister Klaus Luger am 27. September sein Amt streitig machen. 198.267,30 Euro verdient man als Linzer Bürgermeister pro Jahr – das entspricht 14.161 pro Monat, 14mal per anno. Die Höhe ist im Landesgesetz festgeschrieben und beträgt 165 Prozent eines Nationalratsabgeordneten-Gehalts. Oberösterreich ist damit relativ großzügig. Zum Vergleich: Dem Bürgermeister der um einiges größeren Stadt Graz billigt die steirische Landesregierung „nur“ 155 Prozent eines Nationalratsgehalt zu.
Luger als klarer Favorit
Der regierende Stadtcapo Klaus Luger hat sich in den letzten Monaten das Leben selbst schwer gemacht – etwa durch das Herumeiern bei der Eisenbahnbrücken-Volksbefragung, der entbehrlichen Asylanten-Taferl-Aktion oder der unglücklichen Hochzeitsaffäre. Dennoch wäre alles andere als ein klarer SPÖ-Sieg bei der Bürgermeisterwahl Utopie. 2009 holte der SPÖ-Kandidat und Luger-Vorgänger Dobusch mit 58,1 Prozent fast doppelt so viele Stimmen wie sein einziger realistischer Herausforderer, Erich Watzl von der ÖVP (32,4 Prozent).
Zweiter Wahlgang so gut wie fix
Das alles wird‘s heuer freilich nicht mehr spielen. So gut wie fix scheint ein zweiter Wahlgang, weil gleich sechs Gegenkandidaten zur Wahl stehen. Pikant: Außer Detlef Wimmer von der FPÖ hat bislang noch kein einziger Spitzenkandidat eine direkte Bürgermeisterwahl geschlagen: Selbst Klaus Luger stellt sich erstmals den Wählern, da er nach dem Rücktritt seines Vorgängers 2013 vom Gemeinderat in drei Wahlgängen zum Bürgermeister geadelt wurde. Heuer ist mit Eva Schobesberger von den Grünen übrigens erstmals auch eine Frau als Bürgermeisterin wählbar. Ihre Erfolgsaussichten sind allerdings ziemlich endenwollend. Die Kandidaten von DIE LINKE (Jürgen Zeller) und den PIRATEN (Claus Wiesinger), fallen hingegen unter Folklore.
Die Kandidaten im Überblick:
KLAUS LUGER – HOLPRIGES JAHR 2015
Man hatte heuer fast den Eindruck, Klaus Luger war sich seiner Sache fast schon zu sicher. Sein (oft zu) selbstbewusstes Auftreten kam nicht überall gut an, einige Aktionen – allen voran die „Anti-Flüchtlings-Taferln“ oder jetzt der mangelnde Ehrgeiz in Sachen Swap-Aufklärung – ließen Fingerspitzengefühl und eine rote Handschrift vermissen. Prognose: Macht auch heuer wieder das Bürgermeister-Rennen, von den 58,1 Prozent, mit der Vorgänger Dobusch 2009 zum Stadtcapo gewählt wurde, ist er aber weit entfernt – nicht nur aufgrund von erstmals sechs Gegenkandidaten.
BERNHARD BAIER – DER HERAUSFORDERER
Seit knapp zwei Jahren steht Bernhard Baier an der Spitze der Linzer Stadt-ÖVP. Hatte naturgemäß einen schweren Stand gegen die (allmächtige) SPÖ. Schlägt sich zum Wahlkampffinale ganz gut, speziell in der Swap-Affäre und rund um den Sache mit dem Penn-Personalakt treibt er Luger gekonnt vor sich her. Wird ein respektables Ergebnis abliefern, auch wenn der Schatten seines charismatischen Vorgängers Erich Watzl lang ist.
Prognose: Der Abstand zur Linzer SPÖ ist zu groß, wird aber als sichere Nummer 2 über die Ziellinie gehen.
DETLEF WIMMER – DER MANN FÜRS GROBE
Die Linzer Freiheitlichen gelten nicht umsonst als eine der FPÖ-Organisationen mit dem höchsten Anteil an konstruktiver Kommunalpolitik. Selbst die anderen Fraktionen bescheinigen Wimmer & Co. gute Sacharbeit im Gemeinderat. Aktuell hat man sich zu sehr (und zu negativ) ins Asylthema verbissen, die Umfragewerten gegen Detlef Wimmer aber recht. Dennoch: Als seriöser Bürgermeisterkandidat müssen auch mal versöhnliche Worte in diese Richtung fallen.
Prognose: Bei der letzten Bürgermeisterwahl gab‘s für Wimmer 8,1 Prozent, heuer winkt ihm ein zweistelliges Ergebnis. Im Gemeinderat (14,8 Prozent) geht‘s in Richtung 20 Prozent.
EVA SCHOBESBERGER – DIE EINZIGE FRAU
Laut Homepage mag Eva Schobesberger „Gespräche mit netten Menschen, Balkongarteln und die Rathaus-Bienen vor meinem Büro“. Nett, lieb und genauso unverfänglich könnte man ihre Arbeit als Stadträtin beschreiben. Außer dem Umweltticket – das aber auch die FPÖ in ähnlicher Form forderte – war da nicht viel. Irgendwie wird man den Eindruck nicht los, die Linzer Grünen haben es sich – wie auf Landesebene – aufseiten der SPÖ (bzw. ÖVP im Land) in der Komfortzone gemütlich gemacht.
Prognose: Rang 3 bei der Bürgermeisterwahl scheint möglich. Im Gemeinderat wären die 12,3 Prozent von 2009 hingegen schon ein großer Erfolg.
LORENZ POTOCNIK – DER NEUEINSTEIGER
Architekt Lorenz Potocnik (NEOS) steigt erstmals in den Ring. Guten Ideen bei der Stadtplanung steht ein Vakuum bei den Themen Asyl, Arbeitsmarkt und Stadtfinanzen gegenüber. Charismatischer Typ, der aber im geldintensiven Wahlkampf nahezu komplett untergeht. Da, wo er konnte (etwa bei den Talkrunden) konnte er speziell gegen Klaus Luger sehr gut punkten.
Prognose: Keine realistische Chance auf den Bürgermeister-Sessel. Auch der erhoffte Stadtratsposten (zehn Prozent) wird sich nicht ausgehen, um die fünf Prozent sind für Lorenz Potocnik aber drin.