Beruhigt hat sich die Situation auf der Nibelungenbrücke mit den neuen Radstreifen. Es wird wohl noch einige Tage dauern, bis sich die Lage ganz einpendelt. Jetzt meldet sich auch Bürgermeister Dietmar Prammer zu Wort: Er steht hinter dem Projekt, eine 130cm breite Spur auf der Nibelungenbrücke für Fahrräder freizumachen. Es sind starke Worte von Prammer, die klarmachen, dass die Testphase zumindest bis 2026 weiterläuft.
Unbestritten ist: Nur mit einer klaren Linie kann nach den massiven Investitionen in den Straßenverkehr die Verkehrswende in Richtung sanfte Mobilität gelingen.
Der Aufschrei mancher Pendler-Lobbyisten und Krawallmacher ist nicht nur darum kaum nachzuvollziehen: In den letzten Jahren wurden für den Autoverkehr um einen dreistelligen Millionenbetraggleich sechs neue bzw. großzügig adaptierte Fahrspuren über die Donau geschaffen (neben den beiden Bypass-Brücken bei der Voestbrücke wurde auch die Westring-Brücke neu gebaut, dazu kam auch noch die extrem verbreiterte Eisenbahnbrücke). Wenn jetzt Kritik kommt, weil auf einer Brücke zusätzliche 130 cm Breite pro Richtung für den Radverkehr frei gemacht werden und deswegen ein Weltuntergang heraufbeschwört wird, klingt das tatsächlich etwas weltfremd.
Ja, natürlich besteht auf der Nibelungenbrücke eine gewisse Beeinträchtigung, aber vor allem geht es hier auch um Gewohnheiten und um die Bequemlichkeit vieler Autofahrer aus dem Umland. Der Autoverkehr geht nicht zurück, wenn man immer mehr Straßen und Brücken baut. Viele könnten umsteigen, aber der Druck ist noch viel zu gering.
Genau darum entbrannte ein politischer Streit in Linz: Noch vor ihrer Inbetriebnahme am 7. April stellte vor allem die FPÖ die neuen Radwege bereits wieder grundsätzlich in Frage.
„Angesichts dessen, dass diverse Arbeiten wie die Adaption der Ampelschaltungen noch gar nicht abgeschlossen sind, sich die Verkehrsteilnehmer daran gewöhnen müssen und eine Evaluierungsphase bis Ende 2026 vereinbart ist, eine mehr als fragwürdige Einstellung“, sagt dazu die Linzer SPÖ. Der politische Konsens, dass man in Linz hinter den Radwegen, die vor allem den Linzern zugute kommen, steht, ist damit um ein beträchtliches Stück größer geworden.
Bürgermeister Dietmar Prammer macht nun klar, dass das bis zur Generalsanierung der Nibelungenbrücke 2028 vorgesehene Radwegprovisiorium „einen echten Mehrwert für alle Linzer und Pendler“ bringe. Eine vorzeitige Beendigung steht damit nicht zur Debatte, so Prammer.
Kommentar
Lange hat es gedauert, bis auch Bürgermeister Dietmar Prammer sich zu den neuen Radwegen auf der Nibelungenbrücke äußert. Wichtig und richtig sind seine Worte, denn die Verkehrswende in Linz kann nur gelingen, wenn die große Mehrheit der Politik auch geschlossen hinter dieser Testphase steht und nicht sofort wieder umfällt, weil ein paar Kritiker, die meist sowieso gegen alles und jeden sind, aus der zweiten oder dritten Reihe dagegen schießen. Beim kleinsten Gegenwind wieder die Meinung zu wechseln und zurück ins verkehrsmäßige Vorgestern abzukippen, wäre der größte Fehler, den man jetzt machen könnte. Autostadt – das ist vorbei.
Jetzt heißt es mutig dranbleiben, in ein paar Wochen redet keiner mehr drüber. Das war schon bei der Sperre der Eisenbahnbrücke 2016 und auch bei der Eröffnung der ersten Linzer Fußgängerzone auf der Landstraße 1977 so. Damals dachten auch alle, die Welt würde untergehen. Hätte man auf all diese Kritiker gehört, würden Autokolonnen heute noch durch die Fußgängerzone rauschen und auf der alten, engen Eisenbahnbrücke mit Tempo 30 stauen.