Wer hat sie erfunden – die Brettljaus’n? Manche meinen, ihre Wiege liegt in den steirischen Buschenschanken. Andere wiederum sehen sie als oberösterreichisches Kulturgut. Als sicher gilt, dass sie sich aus der traditionellen Jause der Bauern entwickelt hat, die damals auf einem runden Holzteller serviert wurde. Lagen früher meist nicht viel mehr als Stückl Speck oder Wurst und eine Ecke Käse auf dem Brettl, gibt es heute (fast) keine Regeln mehr. Wir haben uns bei einigen der bekanntesten Linzer Brettljausen-Spezialisten zu Tisch gesetzt – und wurden nicht enttäuscht.
WIA Z‘HAUS LEHNER, Harbacher Straße 38, 4040 Linz, Tel. 0732/730510
Mitten in der Stadt und doch am Land: Das ist das Wia z‘haus Lehner am Fuß des Bachlbergs. Seit 1847 bietet das Traditionsgasthaus regionale Hausmannskost, Top-Weine und sogar ein hauseigenes Lehner-Bier. Der Star ist für uns aber die Brettljause, die hier als „Wia z‘haus Jaus‘n“ firmiert: ein Riesenbrettl voller Köstlichkeiten. Die XL-Portion (EUR 9,80 inkl. frischem Bauernbrot) reicht locker für zwei hungrige Gäste. „Wir stellen unsere Brettljause auch gerne nach Sonderwünschen zusammen“, lächelt Chefin Margot Koll. Unsere Wertung: Zehn von zehn Pfefferonis!
GASTHAUS DAXLEITNER am Pfenningberg, Lachstatt 1, 4221 Steyregg Tel. 0732/640140
Seit 58 Jahren besteht das Gasthaus Daxleitner unweit des Pfenningberggipfels. Die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein. Der urig-morbide Charme des Wirtshauses hat seinen besonderen Reiz. Back to the Roots ist hier das Motto – die bäuerliche Küche ist ungekünstelt, ehrlich und eine Wucht. Genauso wie die sensationelle Brettljause um sehr smarte 6,60 Euro. Mit viel Liebe zusammengestellt ist das Ding auch optisch eine absolute Wucht. Zwiebel und Käse fehlten zwar, störte in diesem Fall aber nicht. Umwerfend: die Aufstriche. Unsere Wertung: neun von zehn Pfefferonis (Foto siehen ganz oben).
WEINSTADL URFAHR, Griesmayrstr. 18, 4040 Linz, Tel. 0732 / 25 32 78
Im Zentrum Urfahrs, nur 100 Meter von der Bim-Haltestelle St. Magdalena, befindet sich der Weinstadl Urfahr, einer der urigsten Heurigen der Landeshauptstadt. Neben vielen anderen Klassikern ist die Brettljause eines der absoluten Highlights. Hier fehlt‘s an nix – mehr Auflage geht fast nicht. Sogar kalte Ripperl und ein gebackenes Putenschnitzerl sind mit dabei. Der üppig vorhandene Kren – in puncto Schärfe eine Wucht. Wie man eine solche Portion um 6,50 Euro hinbekommt, bleibt das Geheimnis des Weinstadl-Teams. Unsere Wertung: neun von zehn Pfefferonis.
GASTHAUS OBERWIRT SANKT MAGDALENA, Magdalenastraße 50, 4040 Linz, Tel. 0 732/248191
Nicht rund, sondern rechteckig kommt die Brettljause beim Traditionsgasthaus Oberwirt in St. Magdalena daher. „Alles regional und mit viel Liebe angerichtet“, lächelt Wirt Stefan Bolda. Der Preis? Um EUR 7,80 ist man dabei – inklusive Brot, so viel man will. Uns hat‘s geschmeckt! Unsere Wertung: acht von zehn Pfefferonis.
GASTHAUS FREISEDER am Pöstlingberg, Freisederweg 2, 4040 Linz, Tel. 0732/731560
Der Freiseder am Pöstlingberg ist DAS Ausflugsgasthaus der Linzer: Gerade mal vier Kilometer vom Hauptplatz entfernt, lässt sich der Freiseder auch zu Fuß oder mit der Pöstlingbergbahn erreichen. Gekocht wird mit Zutaten, die vornehmlich von Bauern aus der Umgebung kommen. Eh klar, dass speziell der Most hier gerne gesüffelt wird. Sehr annehmbar auch die Brettljause beim Freiseder. Besonders fein: die XL-Portion Kren. Ein Minus gibt‘s für die fehlenden Aufstriche (obwohl es anders auf der Karte steht). Üppig der Preis mit EUR 8,70 (inkl. einer Scheibe Krustenbrot). Unsere Wertung: sieben von zehn Pfefferonis.
Gasthof Wolfsjägerhof, Wolfsjägerstraße 4, 4490 St. Florian, Tel. 07224/8161
Ja tatsächlich: Der Hausname „Wolfsjäger“ stammt aus dem 16. Jahrhundert, als hier Wölfe noch gejagt wurden. Heute geht‘s hier beschaulicher zu. Bereits in den frühen 50er-Jahren schenkte man hier Most in Krügen aus, mit der Zeit entstand der heute landesweit bekannte Mostheurige (abends wird er zum Landgasthof) am südlichen Stadtrand von Linz. Regionalität steht auch hier ganz oben. Ein Hit: der große, laubenartige Gastgarten mit viel Holz im rustikalen-urigen Ambiente gestaltet. Die Brettljause (EUR 7,90 inkl. zwei Scheiben leider etwas zähem Krustenbrot) kam sehr fleischlastig daher. Auf einer Brettljause eher ungewöhnlich, aber sehr fein: Blutwurst und Sulz. Über einen Kardinalfehler konnten wir jedoch nur naserümpfend hinwegsehen: kein Kren. Hmpf! Unsere Wertung: sieben von zehn Pfefferonis.
BRATWURSTGLÖCKL IM WASSERWALD, Angerholzerweg 38, 4020 Linz, Telefon 0732/34 20 24
Das Bratwurstglöckl im Linzer Wasserwald ist speziell im Sommer eine Wucht, über den schattigen Gastgarten samt großem Spielplatz geht fast nix drüber. Serviert wird klassische Hausmannskost – wie eben die Brettljause. In Summe eine runde Sache, auch wenn man mit den (unnötigen) Salatblättern ruhig etwas sparen und das eine oder andere Aufstricherl oder Stück Speck mehr draufpacken könnte. Sehr interessant und g‘schmackig: die zwei Scheiben kalter Leberschädel. Mal was anderes! Mit EUR 8,70 (allerdings inkl. Brot) in der preislichen Oberklasse.