„Integration ist kein Angebot, sondern eine Verpflichtung. Integration bedeutet Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft, nicht umgekehrt. Wer sich hingegen nicht integrieren will, kann nicht hier bleiben. Er schadet sich selbst und unserer Gesellschaft. Er wirft ein schiefes Licht auf alle Migranten, die sich bei uns mit viel Fleiß ein neues Leben aufgebaut haben. Diese Leistungsträger dürfen mit Integrationsverweigerern nicht in einen Topf geworfen werden. Daher werden wir 2025 einen Schwerpunkt auf die Wertevermittlung legen und unsere Angebote noch stärker daran knüpfen, aber auch „Role Model“-Programme noch stärker ausbauen, um Integrationsvorbilder sichtbarer zu machen“, sagt Integrations-Landesrat Christian Dörfel mit einem Ausblick auf die Schwerpunkte im Integrationsressort 2025.
Der Integrationsbeauftragte des Landes OÖ, Simon Ziegelbäck, sagt: „2025 wird weitere große Herausforderungen im Bereich Integration und Zuwanderung bringen. Gerade deshalb ist es entscheidend, den klaren Kurs konsequent fortzusetzen – mit einem Fokus auf Deutsch, Arbeit und Respekt. Unsere Partnerorganisationen können sich hier auch weiterhin auf eine gute und verlässliche Zusammenarbeit verlassen, denn nur gemeinsam können wir nachhaltige Erfolge erzielen und ein respektvolles Miteinander fördern.“
Deutsch ist als gemeinsame Sprache die Grundvoraussetzung für unser Zusammenleben. Sowohl das Integrationsressort, als auch der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) fördern daher Deutschkurse für Zugewanderte, die stetig ausgebaut wurden. 2025 wird das Integrationsressort über 6.000 Deutschkurs-Plätze für Zugewanderte ausschreiben – so viele wie noch nie. Eine neue Deutschförder-Richtlinie nimmt ab 2025 die Organisationen stärker in die Pflicht.
„Die letzten Jahre haben gezeigt, dass Wertevermittlung von Tag eins ebenso wichtig ist wie Sprachvermittlung. Wer unsere Lebensweise ablehnt, unsere gesellschaftlichen Errungenschaften wie Gleichberechtigung von Frau und Mann in Frage stellt oder Religion über staatliches Recht stellen will, hat bei uns keinen Platz“, so Landesrat Dörfel.
Die Überarbeitung der Richtlinien für die Förderung von Deutschkursen beinhaltet neben den Bedingungen zum Erhalt einer Förderung (Niveau des Kurstrainers, Kriterien zur Qualitätssicherung etc.) auch einige inhaltliche Neuerungen wie etwa der Unzulässigkeit eines Tauschs von Trainerinnen im Kurs aufgrund religiöser und kultureller Einstellungen der Teilnehmenden (Respekt vor weiblicher Autorität) und der Einführung von Anwesenheitspflichten: So fließt die Förderung erst ab dem Nachweis einer 50-prozentigen Anwesenheitspflicht, eine Kursbestätigung gibt es erst ab 75 % Anwesenheitspflicht. Gleichzeitig gibt es eine stärkere Vermittlung des Lebensalltags („So tickt OÖ“), die inhaltlichen Schwerpunkte der Kurse werden 2025 auf Alltagskommunikation, darunter auch Dialekt, sowie niederschwelligen Deutschkenntnissen liegen.
„Hausordnung“ als weitere Grundlage für Wertekurse
Oberösterreich lebt vom Miteinander auf Basis eines gemeinsamen Wertefundaments. Diese Werte des Zusammenlebens sollen noch stärker vermittelt werden. Die Hausordnung als „kleines Einmaleins des Zusammenlebens“ soll bis Mitte des Jahres erarbeitet und auf verschiedenen Kanälen – je nach Zielgruppe – transportiert werden.
Erfolgreiche Integration lebt von Vorbildern, die sich hier mit Leistung und Fleiß etwas aufgebaut haben. Diese dürfen auch nicht mit Integrationsverweigern in einen Topf geworfen werden, so Dörfel. Pilotprojekte wie das „Role Model“-Programm des Vereins IBUK sind bereits jetzt ein Versuch, Integration durch erfolgreiche Vorbilder voranzutreiben. Diese Programme sollen verstärkt werden: Erfolgreiche Migranten sollen stärker vor den Vorhang geholt werden und Botschaftern für das Modell Deutsch, Arbeit und Respekt sein.
Ausbau & Update von Wertekursen
Werte- und Orientierungskurse für Flüchtlinge und Zugewanderte werden bereits jetzt vom Österreichischen Integrationsfonds und im Rahmen der Sprachkurse angeboten. Die Wertekurse sollen daher entsprechend aktueller Entwicklungen angepasst und adaptiert werden. Dabei soll auf Best-Practice-Beispielen wie den „Respekt Oberösterreich“-Workshops der Volkshilfe und den verpflichtenden Anti-Gewalt-Trainings für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ausgebaut werden. Christian Dörfel: „Vereine oder Projekte im Integrationsbereich werden künftig nur noch gefördert, wenn auch Wertevermittlung stattfindet.“
Zudem liegt ein Schwerpunkt auf dem Thema Arbeit: „Wer längerfristig hierbleiben möchte, muss seinen Beitrag leisten und Arbeit als Lebensmodell begreifen. Daher müssen wir verstärkt die Asylwerber mit Bleibeperspektive bereits während des Asylverfahrens auf den Arbeitsmarkt vorbereiten.“
Verpflichtung zu Hilfstätigkeiten: Oberösterreich-Modell wird vorgelegt
Ein weiterer Fokus wird 2025 auf dem Ausbau von Hilfstätigkeiten für Asylwerber liegen. Bereits jetzt dürfen Asylwerber im Rahmen von max. 20 Stunden monatlich Hilfstätigkeiten (etwa in Gemeinden) verrichten. Das Innenministerium hat den Katalog an Tätigkeiten auf Initiative Oberösterreichs auch auf Einrichtungen der öffentlichen Hand und Organisationen mit mindestens fünf Zivildienern (zB größere NGOs) ausgedehnt. Derzeit verrichten knapp 300 Asylwerbende in Oberösterreich freiwillig eine Hilfstätigkeit für Gemeinden oder Organisationen.
Oberösterreich hat im Herbst ein Rechtsgutachten an der Johannes Kepler Universität in Auftrag gegeben, inwiefern Asylwerber zu Hilfstätigkeiten verpflichtet werden können.
Auf Basis der Ergebnisse des Rechtsgutachtens wird Oberösterreich 2025 ein Modell vorlegen, um mehr Asylwerbende für diese Art der Beschäftigung zu gewinnen. „Rechte und Pflichten gelten auch für Asylwerber. Wer hier Schutz und Unterkunft bekommt, muss noch während des Verfahrens etwas zurückgeben“, stellt der Integrations-Landesrat fest.
Sinkende Zahlen
Die Zahl der Asylwerber/innen in der oö. Grundversorgung ist im Laufe des Jahres stetig zurückgegangen. Von 4.581 Asylwerbenden ist die Zahl auf 3.644 Personen im Dezember (exklusive Ukraine-Vertriebene) zurückgegangen. Insgesamt 1.379 Syrer bezogen im Dezember 2024 Leistungen der Grundversorgung.
Auch bundesweit ist die Anzahl der in Österreich gestellten Asylanträge rückläufig. Insgseamt 18.816 Asylanträge gab es in den ersten drei Quartalen, die Top-Nationen sind Syrien (10.928), Afghanistan (2.114) und Türkei (812). Das ist ein Rückgang um 57 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (43.758 Anträge).
Titelfoto: Land OÖ/Daniela Sternberger