Heuer wird der „Neue“ Linzer Dom genau 100 Jahre alt – 1924 wurde er nach 62 Jahren Bauzeit fertiggestellt. Reparaturbedürftig ist das Haus trotz reger Sanierungstätigkeit nach wie vor. Am 12. September startet daher die „Jubiläums-Domlotterie“, um weitere Gelder für die Instandsetzung der Altare, Fenster, Mosaike und Kapellen zu lukrieren. Aufgelegt werden 100.000 Lose zu je 5 Euro. Aber es gibt auch Kritik.
Bereits 1926, zwei Jahre nach der Einweihung des Mariendoms, wurde vom damaligen Dombauverein erstmals eine Dombaulotterie ins Leben gerufen, mit deren Hilfe der Mariendom fertig ausgestaltet werden konnte. Zu gewinnen gab es damals eine Villa, ein Automobil der Marke Steyr, eine komplette Brautausstattung bestehend aus Möbeln, Betten und Wäsche sowie ein Pferd oder eine Milchkuh nach freier Wahl.
2024 winken als Hauptpreise eine Küche, eine Flusskreuzfahrt für zwei Personen, ein Klimaticket für eine Familie, eine fünftägige Familienradtour in Oberösterreich, ein Musiktheater-Jahres-Abo sowie mehrere Dinner im Kunsthistorischen Museum und Gutscheine für das Cafe Schwarzenberg in Wien. Weitere Preise sind Einkaufsgutscheine, Geschenksets und vieles mehr. Zudem gewinnt jedes zweite Los eine Führung durch den Mariendom.
Die Verlosung der Preise findet am 15. Jänner 2025 statt. 500.000 Euro sollen so (in die eigentlich gar nicht klammen) Kirchenkassen gespült werden. Aber es gibt auch Kritik, dass (erneut) die Gläubigen zur Kasse gebeten werden sollen: Zumindest inoffiziell (öffentliche Zahlen sucht man vergeblich) sitzt die katholische Kirche auf einem Vermögen von konservativ geschätzten 4,5 Milliarden Euro – bestehend aus Konten, Grund und Boden sowie Immobilien.
Kommentar
Löblich, dass die Sanierung des Mariendoms so zügig voranschreitet und so viele Geldquellen – vom Land über die Stadt, Unternehmen bis hin zu Privatpersonen – angezapft werden, um die größte Kirche Österreichs instandzuhalten. Ein schaler Geschmack bleibt lediglich, wenn man auf die Habenseite der katholischen Kirche blickt: Ihr Vermögen in Österreich wird auf mindestens 4,5 Milliarden Euro geschätzt. Dennoch wird immer wieder die öffentliche Hand und die Gläubigerschar um Spenden gebeten.
Wie „schwer“ die Kirche tatsächlich ist, bleibt genauso ein Geheimnis wie die Frage nach einem Leben nach dem Tod. Apropos schwer: Gleichzeitig wurde vor einigen Jahren ein neuer Altar aus 200 Millionen Jahre altem, hochwertigem Jura-Kalkstein in den Neuen Dom gestellt. Sieben Tonnen schwer und 1,5 Millionen Euro teuer war der „Nice to have“-Block (inkl. Nebengeräuschen).
Parallel dazu berichten uns Geistliche immer wieder, dass sie für die Sanierung ihrer Pfarren oder Gotteshäuser zu beträchtlichen Teilen selbst aufkommen müssen – durch Spenden, Sammlungen, Kredite oder Ähnliches. Von der Diözese komme oft relativ wenig an Geld, aber stets sehr viel an Wünschen und Forderungen. Auch mit dem alles andere als leutseligen Bischof Manfred Scheuer (hat den eigentlich schon irgendwann mal jemand in der Stadt gesehen?) empfinden seine Pfarrer-„Außendienstler“ nur sehr endwollende Freude, war zu hören. Volksnähe zähle eher nicht so zu seinen herausragenden Eigenschaften…
Aber zurück zu den Konten der Kirche: Transparenz war nicht nur bei den Finanzen noch die die Stärke der Kirche, siehe die vielen Missbrauchsfälle, über die in den letzten Jahrzehnten auch immer ganz schnell der Mantel des Schweigens gelegt wurde. Amen!
wh