Das (sehr milde) richterliche Urteil in der Causa Boateng gleicht einem Freispruch für den ehemaligen deutschen Nationalspieler, der kürzlich beim LASK anheuerte. Spätestens jetzt sollte Schluss mit den Anschuldigungen und Beschimpfungen sein, Urteile sind zu akzeptieren. Ab sofort muss endlich der Sport im Vordergrund stehen, bereits kommende Woche steht das erste Pflichtspiel an. Deckel drauf und fertig.
Von einer toxischen Beziehung (in der das mathematische Naturgesetz, wonach Minus mal Minus immer Plus ergibt, nicht greift), kaum zu überprüfenden Anschuldigungen und auch dem Versuch aller Beteiligter, das Beste für sich selbst herauszuholen, war im Prozess immer wieder die Rede. Und wer sich ein bisschen in der Fußballerbranche auskennt, weiß: Fußballer, aber auch deren Partnerinnen gehören nicht unbedingt zu den Vordenkern und edelsten Menschen dieses Planeten.
In einem Fanforum war zum Fall Boateng vielleicht nicht ganz unrichtig zu lesen: „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“ – derb formuliert, aber das trifft es wohl im Kern der Sache, ohne das Verhalten irgendeiner Seite rechtfertigen zu wollen. Für Boatengs Ex-Freundin geht es um verdammt viel Geld, das darf man auch nicht unerwähnt lassen – und ja, auch das kann ein Motiv sein, aus welchem Blickwinkel man einen Fall darstellt. Fair wäre es, den deutschen Ex-Weltmeister an seinen Taten und an seinem Verhalten hier in Linz zu messen. Und sich so selbst ein Bild zu machen, statt von Krawallmedien erzählt zu bekommen, wie Boateng tickt.
Bemerkenswert ist, dass das sehr sehr milde Urteil (das knapp am Freispruch vorbeischrammte) von einer Richterin gesprochen wurde, die noch dazu explizit feststellte, dass der Beschuldigte kein Frauenschläger sei. Das muss man dann auch mal – trotz da und dort gesichtetem Schaum vor dem Mund – zur Kenntnis nehmen und akzeptieren.
„Wer lieber Ministranten bei der Arbeit zuschauen möchte, sollte am Sonntag in den Neuen Dom pilgern – und nicht auf die Gugl.“
Und wer jetzt vielleicht wieder die Moralkeule schwingt und von Vorbildwirkung redet: Ja eh, aber die Bundesliga ist halt kein Kindergeburtstag. Fans, die von Werten und Achtung reden und das dann auch vorleben: Ja, die gibt‘s. Aber nicht wenige im Block sind rauerer Natur, man schlägt sich ebenfalls ganz gerne mal und verträgt sich danach wieder – oder auch nicht. Bierbecher und Feuerzeuge fliegen auf den Linienrichter und gegnerische Spieler, die gerne mal als Hurensöhne oder ‘Oaschlecha“ bezeichnet werden. Das kommt sogar bei Vereinen wie Blauweiß Linz vor – jenem Klub, der sich selbst in Sachen Werte und Antidiskriminierung als großes Vorbild sieht. Merke: Tadellosigkeit und Vorbildwirkung müssen immer die anderen – wie im aktuellen Fall Boateng – zeigen, selber oder im Fanblock legt man da nicht so strenge Maßstäbe an.
Ein Urteil ist ein Urteil ist ein Urteil. Punkt. Viele freuen sich jedenfalls auf Jérôme Boateng im schwarz-weißen Dress, er wertet das Produkt Fußball und die gesamte Bundesliga auf, trotz aller Kritik. Gut so,
Und wer lieber Ministranten bei der Arbeit zuschauen möchte (oder Sportchef einer kleinformatigen Zeitung ist und offensichtlich einen persönlichen Kleinkrieg gegen Teile des LASK führt), sollte am Sonntag in den Neuen Dom pilgern – und nicht auf die Gugl oder ins Donauparkstadion.
Foto: LASK