Für eine Überraschung sorgten vor allem die jungen Wähler bei der EU-Wahl, die in großer Zahl konservativ statt links wählten. Darüber und mehr plauderten wir mit Mario Hofer, dem Ortsgruppenobmann der Jungen VP in Linz.
Eine der großen Überraschungen bei der EU-Wahl sowohl in Deutschland als auch in Österreich: Junge Leute wählen lieber konservativ bis rechts als rot-grün und links. In der Medienberichterstattung hat man aber eher den Eindruck, für die Jungen zählt nur das Thema Klimawandel und sonst nichts.
Diese EU-Wahl war eine Entzauberung in vielerlei Hinsicht – allem voran der medialen Erzählung, junge Menschen seien alle linksliberal und grün. Das Gegenteil war der Fall. Es zeigt sich einmal mehr, dass sich junge Menschen nicht so einfach in eine Schublade stecken lassen, sondern mit offenen Augen durchs Leben gehen. Die großen Entwicklungen etwa beim Thema Integration und Asyl gehen auch an dieser Zielgruppe nicht spurlos vorbei. Mit dieser Wahl wurden so manche Medien wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
„Die EU-Wahl war eine Entzauberung in vielerlei Hinsicht – allem voran der medialen Erzählung, junge Menschen seien alle linksliberal und grün.“
Wenns nicht das Klima ist: Was sind denn dann die großen Zukunftsthemen der jungen Wähler von 16 bis 26 Jahren?
Man braucht sich ja nur die aktuelle Ö3 Jugendstudie anschauen: Ein zentrales Thema ist dort die Sicherheit in allen Belangen – und da meine ich nicht nur die ‚polizeiliche‘ Sicherheit, sondern jene des gesamten Lebensentwurfs. U.a. wurde gefragt, ob junge Menschen eher einen „Granny-Lifestyle“ (Gemütlich, Zuhause…) oder eher Party machen bevorzugen. 70 Prozent wollen Ersteres, das ist selbst für jemanden aus einer konservativen Partei wie mich überraschend. In Summe sieht man, dass Sicherheitsdenken und Stabilität – etwa im Job- und der Rückzug in private Freundeskreise stark verankert sind, gerade weil derzeit Vieles auf der Welt in Bewegung ist. Auch das Identitätsthema – wer bin ich, woher komme ich, was kann ich erreichen – ist für junge Leute ganz zentral.
Das Sicherheits-Thema: Welche Relevanz hat das heruntergebrochen auf Linz für Junge?
Wir sehen in vielen Städten und Ballungsräumen, dass das Sicherheitsgefühl bei vielen stark abgenommen hat. Es läuft etwas falsch, wenn junge Menschen am Abend eine „Heimgeh-Nummer“ anrufen müssen, um sich beim Weg durch die Stadt sicher zu fühlen.
Was kann man Linz noch tun, um die Stadt sicherer zu machen? Mehr Polizei und fertig?
Beim Volksgarten, wo wir immer wieder Lösungsansätze angeboten haben, hat sich gezeigt, wie es funktioniert: Alle Parteien und Betroffenen sind hinter der Idee gestanden, den Problem-Bereich zu verlegen. Wir brauchen Ordnung und Regeln, müssen das aber künftig auch stärker mit einem präventiven und sozialarbeiterischen Zugang verknüpfen.
Die Junge Volkspartei macht sich für eine Attraktivierung der Donaulände stark. Wie ist hier die aktuelle Entwicklung?
Diesen Sommer setzen wir wieder starke Impulse in diese Richtung, es wird u.a. am 22. August ein großes Sommerfest bei der Eisenbahnbrücke geben mit Beachvolleyball, Gastro und anderen Ideen, um zu zeigen, was hier an der Donau alles möglich wäre. Insgesamt haben wir bereits drei Initiativen zur Belebung des Areals eingebracht, zuletzt den Vorschlag einer schnell umsetzbaren Pop-up-Gastronomie. Wir bringen jede Menge Ideen in die Ausschüsse. Was aber in Linz und in der Bürgermeisterpartei fehlt ist ein gewisses Maß an „Just do it“ Mentalität. Da geht‘s ja nicht um eine Raketenwissenschaft, sondern dass man mit ein paar Anbietern redet und endlich ins Tun kommt.
In Linz und OÖ wird erst 2027 wieder gewählt. Gerade junge Menschen halten die sechsjährige Legislaturperiode in der heutigen schnelllebigen Zeit für viel zu lange.
Sechs Jahre sind tatsächlich lange. Fakt ist aber auch, dass man mehr Zeit zum Umsetzen hat. Bei vier Jahren fallen ein Jahr Einarbeitszeit und das Wahljahr weg und dann wird‘s zeitlich schon eng.
Der Großteil der Linzer kennt nur sozialdemokratische Bürgermeister, die SPÖ regiert seit 1945. Geht da 2027 was?
Alles ist möglich, es ist momentan sehr viel Bewegung drin – siehe Berlin, wo in einer links-grünen Stadt auf einmal ein CDU-Bürgermeister regiert. Mit Martin Hajart haben wir einen starken Bürgermeisterkandidaten, dem ich vieles zutraue.
Und was kann Linz so richtig gut?
Wo wir richtig stark unterwegs sind, ist die Entwicklung des Studienstandorts, wie die Installierung der Medizin-Uni und jetzt der neuen Digitaluniversität zeigt. Und natürlich hat Linz auch die ideale Mischung aus Urbanität, Lebensqualität und kurzen Wegen.