Noch vor der Wahl 2027 geht die Ära des Linzer Bürgermeisters Klaus Luger zu Ende. Die potenziellen Nachfolger bringen sich bereits in Stellung. Besonders intensiv buhlt Stadtrat Dietmar Prammer um das Amt des Stadtoberhaupts, der zwar als Lugers Favorit gilt, aber parteiintern für wenig Begeisterung sorgt. Spannend wird sein, welche Frau Karin Hörzing als Vizebürgermeisterin beerbt und damit ins 3-er Rennen um den Bürgermeistersessel steigt.
Bürgermeister Klaus Luger
Der Wahlsieger vom September 2021 (34,4%) tritt 2027 nicht mehr an – verständlich, Luger wäre dann fast 67. Trotz mancher Kritik hat Luger die Stadt in seiner Amtszeit ein gutes Stück bewegt – und auch nach oben gebracht – Stichwort „Hochhaus-Klausi“. Dass Klaus Luger sich noch vor der nächsten Wahl in den Ruhestand verabschiedet, gilt als fix. Wann, ist offen – wohl eher 2026 als 2027. Bürgermeister-Pensionsberechtigt ist Luger auch jetzt schon, die dazu nötigen zehn Jahre Amtszeit hat er bereits in der Tasche.
Dietmar Prammer
Der bis zur Wahl 2021 völlig unauffällige (manche sagen auch farblose) Jurist und Mitläufer Dietmar Prammer war in seiner Laufbahn bislang durchgehend nur im geschützten politischen Bereich tätig (u.a. als stv. Büroleiter von Landesrätin Gerstorfer) und wirkte zuletzt jahrelang als „Chefredakteur“ des SPÖ-Jubelpostwurfs „Alles Linz“. Was auffällt: Prammer weicht Klaus Lugers bei öffentlichen Auftritten nicht von der Pelle – das geht sogar so weit, dass er Optik, Bekleidungsstil und sogar Facebookeinträge kopiert. Prammer gilt als Lugers Favorit – aber auch für die anderen Parteien wäre Prammer wohl ein Lieblingsgegner im Wahlkampf, weil er speziell in Bedrängnis wenig souverän agiert. Auch Presseanfragen beantwortet er oft nur, wenn ihm das Thema genehm ist – eher unprofessionell in so einer Position. Nicht nur parteiintern gibt es Stimmen, die Prammer als zu unerfahren und zu unkommunikativ für den Bürgermeister-Job halten.
AK OÖ-Direktorin Andrea Haimberger
Eigentlich ist es höchste Zeit für eine Linzer Bürgermeisterin – Andrea Haimberger (49) wäre eine, der das nicht nur in der SPÖ sehr viele zutrauen. Die Direktorin der AK OÖ (seit 2021) steht als Nachrückerin vor ihrem Einzug in den Linzer Gemeinderat. Insider vermuten, dass sie Vizebürgermeisterin Hörzing beerben wird, die wohl gemeinsam mit Luger noch vor 2027 in den Ruhestand wechseln wird. Die gebürtige Braunauerin lebt seit 18 Jahren in Linz und kann sich von langdienenden SPÖ-Schwergewichten und der mächtigen SPÖ Innenstadt-Sektion (deren Vorsitzende sie ist) Rückenwind erwarten. Durch ihre jahrelange Tätigkeiten in Spitzenpositionen wäre Haimberger fit für den Bürgermeister-Job.
Vizebürgermeisterin Tina Blöchl
Seit 2021 in der Linzer Stadtpolitik, lässt Tina Blöchl den Zug zum Bürgermeistersessel (noch) etwas vermissen. Die gemeinsamen Auftritte mit Klaus Luger sind im Vergleich zu Dietmar Prammer rar gesät. Top: Anders als Parteisoldat Prammer stand Blöchl (40) auch schon in der Privatwirtschaft in Top-Positionen ihre Frau, hat mit Parteiklüngel der alten Schule wenig am Hut. Sie wäre als junge Politikerin ein starkes Signal für eine „neue“ SPÖ und für die nächste Generation – zudem sitzt sie mit dem Personal- und Finanzressort an der (nach Luger) wichtigsten Position im Rathaus. Und anders als Prammer ist sie eine leutselige und zugängliche Persönlichkeit, die offen für Impulse von außen ist.
Peter Binder /3. Landtagspräsident
Da wäre dann auch noch Peter Binder – Lugers Spezl und Mann im Landhaus. Die „Burschenbund-Affäre“ hat dem Hobby-DJ jedenfalls kaum geschadet. Sein großes Plus: Er kann richtig gut mit den Menschen, wirkt hemdsärmelig – und im politischen Tagesgeschäft macht dem 3. Landtagspräsidenten ohnehin keiner was vor. Einziges Problem: Binder kann nicht – wie bislang bei Bürgermeisterkandidaten üblich – als Stadtrat ein oder zwei Jahre vor der Wahl in den Gemeinderat einziehen, weil er auf sein Mandat bereits verzichtet hat. Er müsste quasi einen Wahlkampf von außen führen. SPÖ-intern wird ihm aber auch zugetraut, bei der nächsten Landtagswahl den bislang farblosen SPOÖ-Landesparteiobmann Lindner, der in den Umfragewerten unter 20 Prozent herumgrundelt, zu beerben. Klar ist auch: Ein Signal der Erneuerung wäre Binder da wie dort nicht.
Auch genannt, aber (noch) nicht am Radar:
Da und dort ins Spiel gebracht wird auch der nach oben drängende Florian Koppler (36), aktuell SPOÖ-Landesgeschäftsführer und ebenfalls mit einem Gemeinderatsmandat ausgestattet. Er ist als Bürgermeisterkandidat aber wohl ebenso nicht am Radar wie die selbstbewusste Beate Gotthartsleitner (44), die kürzlich mit der Leitung der SPÖ-Stadtpartei eine neue Aufgabe übernommen hat. Unrealistisch: ein Überraschungskandidat wie Blau-Weiß Linz-Geschäftsführer Christoph Peschek (40), der bereits für die Wiener SPÖ im Landtag saß – oder der ehemalige Vzbgm. Christian Forsterleitner (47), der der Politik – nach einer Entfremdung mit Klaus Luger – 2017 wohl für immer den Rücken kehrte.
Kommentar
Wer wird „die“ neue Luger?
2024 ist Halbzeit in der aktuellen Legislaturperiode, die nächste Wahl (2027) scheint noch weit weg. Und dennoch werden da und dort bereits die Weichen gestellt: Die ÖVP hat sich mit Martin Hajart an der Spitze neu aufgestellt, Hajart punktet bislang recht gekonnt. Ruhig ist es bei den Blauen und den Grünen – beide werden wohl mit ihrem bestehenden Spitzenpersonal und realistischerweise ohne echte Chancen auf den Bürgermeistersessel weitermachen.
Richtig spannend wird‘s aber bei der SPÖ, dort geht neben Stadträtin und Vizebürgermeisterin Karin Hörzing auch Bürgermeister Klaus Luger spätestens 2027 in den Ruhestand. Bezüglich seiner Nachfolge hat sich anfangs ein Trend in Richtung Stadtrat Dietmar Prammer entwickelt. Didi lässt jedenfalls keinen Termin aus, mit Klaus strebsam in erster Reihe zu stehen. Mittlerweile hat sich das Ganze etwas – na, sagen wir abgekühlt. Ob er sein ehrgeiziges Ziel erreicht, ist offener denn je – auch weil sich Prammer immer wieder als wenig souverän erweist – wie zuletzt etwa bei seinem komplett in die Hosen gegangenen Antrag für eine XL-Photovoltaikanlage im geschützten Grünzug im Linzer Süden, bei dem ihn alle anderen Parteien alleine im Regen stehen ließen – und er einmal mehr mit patzigen Kommentaren fast schon persönlich beleidigt agierte. Wie zu erfahren war, gibt er sich auch bei Treffs mit Bürgerinitiativen immer wieder so – soferne er diese Termine überhaupt wahrnimmt.
Abgesehen von Prammer und anderen Männern: Mit Tina Blöchl und vielleicht bald auch AK-Direktorin Andrea Haimberger hätte die Stadt-SPÖ mindestens zwei Vorzeigefrauen, die eine neue Ära einläuten könnten – und endlich die Notwendigkeit nach mehr Frauen in politischen Top-Positionen glaubhaft Rechnung tragen würden. Aber Luger hat wohl andere Pläne.
Titelfotos: Stadt Linz, Gregor Hartl, Dworschak, ÖVP Linz, Zoe Goldstein, McGreenie