Als Gastgeberland null Punkte? Ja, das geht. Voraussetzung sind eine einwöchige mediale Sebstbeweihräucherung bis zur völligen Aufgabe des eigenen Ichs, ein Toleranzgeplärre, das in den Ohren wehtut und eine dreiköpfige Band, die maximal beim lokalen Friseur für Höchstnoten sorgt. Wenn überhaupt.
Seit dem vorjährigen Songcontest-Gewinn durch Mademoiselle Wurst blieb in Österreich kein Stein auf dem anderen: Toleranz war das Gebot der Stunde. Weltoffenheit ohne Ende. Widerspruch? Hoit die Pappn.
Kein Frage. Es ist wichtig und richtig, tolerant zu sein. Und Neues, Fremdes, Ungewohntes zu akzeptieren. Gerade am aktuellen Flüchtlingsproblem sieht man, wie notwendig es ist, Vorurteile abzubauen und über den meist sehr eng anliegenden Tellerrand zu schauen.
Schlimm wird es jedoch, wenn unter dem Begriff der Toleranz alles niedergebügelt wird. Und der ORF (bzw. Wien) sich eine Woche lang am Boden liegend der Welt anbiedert. Es war teilweise wirklich zum Speiben, wie man zeigen wollte, wie weltoffen, tolerant, international und lässig sie sind, die Österreicher – oder besser gesagt die Wiener. Das ist ja grundsätzlich okay. Aber wenn dieser Zirkus so weit getrieben wird, dass er bis zur Selbstaufgabe ausgereizt wird, durchschauen das selbst die Schlichtesten unter den Einfachen. Irgendwann bleibt dann auch die Persönlichkeit auf der Strecke. Da gibts dann nicht mal Sympathiepunkte. Speichellecker mag man nicht mal in Aserbeidschan.
Wäre ja alles kein Problem, wenn die künstlerische Komponente gepasst hätte. Hat sie aber nicht! Drei langhaarige Salzburger Vollbartträger, vermeintlich lässige Hipster (dachte man beim ORF), die mit einem dutzendfach gehörten Schmusibusi-Song ins Rennen gehen: Gähn. Das einzige „Heiße“ bei Österreichs Auftritt war das brennende Klaiver. Gottseidank hat es Feuer gefangen, möchte man fast sagen. Langweilig, austauschbar und entbehrlicher als ein juckend-nässender Ausschlag am Gesäß war diese Performance. Drei singende Gebüsche ergeben nicht zwangsläufig Conchita 2.0, sondern Langeweile 1.0.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass es durchaus Sinn macht, eigene Werte und eigenen Stolz nicht dem „Fishing for Compliments“ zu opfern. Persönlichkeit zu zeigen und auch mal etwas nicht toll finden. Oder hätten Sie gerne einen Freund ohne Ecken, Kanten und eigene Meinung? Einen, der zu allen lieb sein will und irgendwie alles super findet – Hauptsache man mag ihn? Nein, das gefällt nicht mal Europa. Die verabreichte Gnackwatsch’n – null Punkte als Gastgeberland – sagt eigentlich alles. Pfiati Österreich.