Man findet sie auf den unzähligen Supermarkt-Parkplätzen in der ganzen Stadt – und auch am Jahrmarktgelände: Sog. „Kümmerbäume“, die nicht größer werden als ein paar Meter und damit weder einen kühlenden Effekt haben noch richtige Schatten werfen. Der Grund: fehlende Vorgaben seitens der Politik an die Bauherren.
„Die oberirdischen Kfz-Abstellplätze sind so zu gestalten, dass nach jedem 5. Kfz-Abstellplatz ein Laubbaum mit einem erreichbaren Mindestkronendurchmesser im ausgewachsenen Zustand von mindestens 8 m, der bei Pflanzung zumindest einen Stammumfang von 18-20cm in 1 m Höhe aufweist“, lauten die Vorgaben seitens der Stadt Linz für die Bepflanzung von Parkplätzen – etwa bei Supermärkten.
18-20cm Umfang – das bedeutet bei frisch gesetzten “Parkplatzbäumen“ einen Stammdurchmesser von gerade mal 6cm. Bis so ein Baum tatsächlich die angestrebte Krone von acht Metern Durchmesser erreicht, vergehen 15 Jahre. In der Realität bleiben die Bäume aber alle in einem Kümmerzustand mit wenigen Metern Höhe und einer Kronenbreite von höchstens drei bis vier Metern – und damit ohne nennenswerten Schattenwurf oder kühlenden Effekt.
Große Bäume brauchen Pflege, Platz und bedeuten unter dem Strich erhebliche Mehrkosten.
„Das, was da überall gepflanzt wird, ist kein Baum, weil der nie groß und alt wird – und auch nie stadtklimatisch wirksam wird. Es bedarf dringend einer Überarbeitung und qualitativer Unterscheidungen von „Grün“ und „Baum“, sagt Stadtplaner und Linzplus-Gemeinderat Lorenz Potocnik, der bei allen großen Neubauprojekten immer wieder Erdkoffer fordert – großteils vergeblich, weil sich die Projektbetreiber vor den höheren Kosten drücken wollen – und es auch seitens der Stadt keinen Antrieb gibt, die Vorgaben baumfreundlicher zu gestalten.
Große, echte Bäume: mehr Kosten für Bauherrn
Der Grund ist einfach: In den Vorschriften seitens der Stadt wird der Untergrund mit keinem einzigen Wort qualifiziert oder beschrieben. Statt dem Einplanen der erwähnten „Erdkoffer“ (entsprechende Bereiche, in denen der Baum wurzeln und wachsen kann) werden die Bauminseln daher minimalistisch (und damit für den Bauherrn günstiger) ohne den entsprechenden Wurzelraum ausgeführt, sodass die Bäume keine Chance haben, tatsächlich eine entsprechende Größe und Breite zu erreichen. Das ist offensichtlich auch ganz so gewollt. Denn: Große Bäume mit viel Laub brauchen Pflege, Platz, müssen bei einer Rundum-Versiegelung auch öfters gegossen werden und bedeuten unter dem Strich erhebliche Mehrkosten.
Hauptplatz-„Kübelbäume“ als Anschauungsobjekt
Ein gutes Anschauungsobjekt sind die Kübelbäume am Hauptplatz: Auch diese entwickeln keine breite Krone, weil ihnen einfach die nötige Erde fehlt. Als Faustregel gilt: Die Krone eines Baumes wird nur so breit, so weit sich die Wurzeln unter der Erde in die Breite entwickeln können.
Das Ergebnis sieht man bei jedem Supermarkt-Parkplatz in Linz, aber auch am Jahrmarktgelände: Die Bäume auf den oft minimalistischen Bauminseln verdienen ihre Bezeichnung nicht, obwohl diese bereits teils seit Jahrzehnten wachsen. Durch die großflächige Versiegelung und den viel zu kleinen Erdbereich bleiben es kümmerliche kleine Bonsai-Gewächse. Abhilfe könnte nur eines schaffen: baumfreundlichere Vorgaben an die Projektbetreiber.
Kommentar
Völlig unverständlich: Die Stadt Linz hätte es in der Hand, mit entsprechenden Vorgaben an die Supermarktketten und andere Projektbetreiber für ordentliche, große, schöne Bäume in der Stadt zu sorgen – und das zum Nulltarif, weil die Kosten die Bauherren zu tragen hätten.
Im Gegenzug wirft Linz Millionenbeträge beim Fenster hinaus, um in relativ kühlen Altstadtgassen wie der Domgasse (wo nachweislich seit über 1.000 Jahren kein Baum stand) ein paar Bäume auf eigene Kosten zu pflanzen. Die riesigen Hitzeinseln auf den Supermarktparkplätzen hat aber niemand auf der Rechnung.
Laut Vorgaben braucht es pro fünf oberirdischen Supermarkt-Abstellplätzen einen Baum. Man stelle sich vor, diese Bäume könnten (ohne jegliche Kosten für die Stadt wohlgemerkt!) alle richtig wachsen, statt nur dahinzukümmern und nach zehn Jahren krankheitsbedingt oft umgeschnitten werden zu müssen. Linz wäre eine grüne Oase. Aber es kümmert in der Politik kaum jemanden. Stadträtin Eva Schobesberger betreibt lieber grüne Showpolitik (wie aktuell mit Bildern und Pressetexten über Zucht-Orchideen und bunten Schmetterlingen im Glashaus des Botanischen Gartens). So wird das nix mit der Klimahauptstadt.