„Wir haben ein sehr schönes bundesligataugliches Stadion. Bei den Derbys ist dort immer eine tolle Stimmung“ – was klingt wie der Auszug aus einer Büttenrede im Kölner Karneval, ist die wortgetreue Aussage von Stadtsenatsmitglied und Vizebürgermeisterin Karin Hörzing. Tatsächlich hat außer der Politik niemand Freude am Linzer Stadion. Dennoch hat man sich auf der Gugl scheinbar für alle Zeiten eingebunkert. Schade, denn das passt gar nicht zum recht engagierten Auftritt der im Vorjahr großteils neu zusammengesetzten Stadtregierung.
Fast 35 Millionen Euro wurden in das Gugloval aus den 1950er-Jahren gesteckt, zeitgemäßer geworden ist es nicht. Nach wie vor strahlt das Linzer Stadion den Charme eines nordkoreanischen Betonbunkers aus. Sowohl LASK als auch Blau-Weiß Linz suchen mit ihren Heimspielen wann und wo es nur geht das Weite. Auch das Guglmeeting, wegen dem die – man möge mir den emotionalen Ausbruch verzeihen – beschissene Tartanbahn nicht weggerissen wurde, gibt’s nicht mehr. Linz ist in Europa mittlerweile eine der letzten Großstädte mit einem Stadion aus dem gefühlten Mittelalter.
Read my Lips: Die offizielle Meinung mancher Mitglieder der Stadtregierung („Wir haben ein sehr schönes Stadion und brauchen kein neues“) ist kompletter Humbug – und nebenbei nicht ehrlich gemeint. In Wirklichkeit ist Bürgermeister Klaus Luger, aber auch seinem Vize Bernhard Baier (VP) und FP-Boss Detlef Wimmer bewusst, dass die Bude auf der Gugl eigentlich gesprengt gehört. Zugeben würde das aber speziell die SPÖ leider nie. Der Grund: Angst, vom Wähler abgestraft zu werden, wenn man sich jetzt für einen Neubau stark macht, nachdem 35 Millionen in einen weitgehend sinnentleerten „Umbau“ investiert wurden. Eine unbegründete Angst, denn nicht Luger & Co., sondern die vorige Politiker-Generation rund um Franz Dobusch war damals in der Verantwortung.
Liebe Stadtregierung: Unterschätzt euer Wahlvolk nicht! Die Mehrheit fände es weit sympathischer, wenn ihr euch hinstellt und ganz ehrlich sagt: „Ja, die Entscheidung damals war ein Fehler, aber für einen Neubau fehlt derzeit das Geld. Lasst uns das Beste aus der aktuellen Situation machen und mittelfristig einen Stadionneubau andenken.“ Linz würde mit großer Mehrheit den Hut ziehen.
Gefragt sind mehr Mut, mehr Visionen und weniger Angst. Beim 200 Millionen Euro teuren Musiktheater und bei der Medizin-Uni ging’s ja auch: Da hat man sich auch gemeinsam über eigentlich „unmögliche“ Projekte (die das x-fache eines neues neuen Stadions kosten) drübergetraut. Klaus Luger, Christian Forsterleitner, Bernhard Baier, Detlef Wimmer und Eva Schobesberger: Durchwegs Vertreter einer neuen politischen Generation. An einen Tisch mit euch und her mit einer Grundsatzentscheidung – nicht für heute, sondern für morgen. 2021 stehen die übernächsten Wahlen an. Das wäre doch ein ganz guter Termin für einen Spatenstich…
wilson holz