Im Wahlkampf 2015 haben die Parteien die Volksnähe als neue Wunderwaffe entdeckt: Zettelverteilen in der Innenstadt und unangemeldetes Bimmeln an der Haustür sind erst der Anfang. Es kommt noch viel, viel dicker. Ein beängstigender Bericht der verQUERt-Redaktion.
Sackl-Heimtragservice der SPÖ
„Klar mach‘ ich das, auch wenn meine Bandscheiben schon ziemlich im Arsch sind“, sagt etwa SPÖ-Boss Reinhold Entholzer auf die Idee seiner PR-Profis, sich als BILLA-Einkaufssackl-Heimträger zu verdingen. Landesgeschäftsführer Peter Binder hat bereits eine detaillierte Liste aller BILLA-Filialen im Großraum Linz angefertigt: „Alle roten Gemeinderäte und Landtagsabgeordneten werden eingeteilt. Auch der Luger-Klausi kommt mir nicht aus“, so Binder. Entholzer überlegt, zusätzlich einen Heimfahrservice mit seinem Dienst-BMW anzubieten: „In meinen Kofferraum passen locker fünf Einkaufssackeln und 60 Rollen Klopapier.“
Goldhaubenbasteln mit dem Landes-Joschi
Als „einen Geistesblitz, der menschelt und unsere christlich-konservativen Werte unterstreicht“, feiert die ÖVP ihre volksnahe Wahlkampfidee ab: Ab sofort kann man Landeshauptmann Josef Pühringer online buchen – zum Goldhaubenbasteln im eigenen Wohnzimmer. In dem zweistündigen Häkel-Kurs taucht man gemeinsam mit dem traditionsverwurzelten „Landespepi“ in die faszinierende Welt der Goldhauben ein. Top: Aufgrund der aufgestockten Wahlkampfmittel dürfen die von Pühringer handsignierten Goldhauben im Anschluss behalten werden. „Zum Abschied zeigt der LH kostenlos einen seiner Hüpfer, wenn man ihm das Hoamtland singt“, verspricht der Online-Shop der ÖVP „ein Erlebnis, das wo Sie oftert nicht vergessen werden.“
FPÖ mistet aus
Eine kecke Idee haben die Parteistrategen der FPÖ ausgeheckt: „Wir stehen für eine saubere Politik. Ausmisten ist bei uns keine hohle Phrase. Stadtrat Detlef Wimmer und Landesrat Manfred Haimbuchner stellen sich im Wahlkampf zum Mist-Hinuntertragen zur Verfügung.“ Geht das Konzept auf, will man in den letzten vier Wochen vor den Wahlen als Turbo zusätzlich „Nacktputzen und Unten-ohne-Staubsaugen“ anbieten.
Linzer Grüne: Schlummerservice mit Alexander van der Bellen
Tuchfühlung zum Wähler steht auch bei den Grünen an erster Stelle: „Immer mehr Menschen schlafen aus Angst vor der Zukunft schlecht. Auf dieses Problem haben wir uns draufgehaut“, verrät die grüne Linzer Stadträtin Eva Schobesberger. In den verbleibenden Monaten bis zur Wahl kann man Ex-Grünen-Boss Alexander van der Bellen telefonisch nach Hause ordern: „Schlummer-Alex“ setzt sich ans Bett und liest mit seiner sonoren Stimme aus dem Parteiprogramm der Grünen vor: „Erste Feldversuche an Parteimitgliedern haben gezeigt, dass man nach wenigen Momenten wegpfeift, selbst mir hat’s nach drei Minuten die Augerln zugedrückt“, schwärmt Schobesberger euphorisch: „Wenn man das hochrechnet, können wir pro Stunde bis zu 20 potenzielle Wähler einschläfern, das sind fast 500 pro Tag!“
NEOS: „Niemand zuhause“
Derzeit noch auf keinen grünen Zweig kommt man in Sachen Bürgernähe bei den NEOS. Die neue Partei zählt ja speziell Lehrer zu ihrer Wählerklientel: „Aber leider sind sämtliche Pädagogen bereits ab Dienstag mittag im Wochenende und wir stehen überall vor verschlossenen Türen.“ Auch die zweite große Zielgruppe der Haschisch-Raucher bereitet Probleme: „Die meisten sind dermaßen bekifft, dass sie den Türöffner-Knopf nicht finden, wenn wir unten läuten.“