Allerlei sportliche Kampfansagen kamen zuletzt aus Wels. Die achtgrößte Stadt Österreichs steht im Schatten von Fußball-Linz – sowohl infrastrukturell als auch sportlich. So war da und dort zu hören, Wels hätte ein “größeres Potenzial als Blau-Weiß Linz”. Davon ist man aktuell aber noch weit entfernt. Trotz Bündelung der Welser Fußballkräfte kamen etwa zum Regionalliga-Spitzenspiel Erster gegen Zweiter gerade mal 763 Fans, beim Heimspiel davor waren es gar nur 200 Zuschauer. Schade, Oberösterreich täte eine Fußball-Hochburg Wels gut – aber ob das was wird? Fußball hat’s traditionell schwer in einer Stadt, wo man lieber zum Basketball und zu Radrennen geht.
Knapp 65.000 Einwohner machen Wels zur achtgrößten Stadt Österreichs, in fußballerischen Belangen ist die Messestadt jedoch ein nahezu weißer Fleck. Seit Jahren matchten sich WSC/Hertha und der FC Wels um die lokale Vormacht, beide Klubs einte bereits zuvor der relativ ernüchternde Fan-Zuspruch: In der Regionalliga-Saison 2022/23, als man das letzte Mal gegeneinander auftrat (seit heuer gibt’s bekanntlich eine Spielgemeinschaft), kam WSC/Hertha in der Regionalliga auf einen Schnitt von gerade mal 253 (!) Zuschauern – und das, obwohl man bis zum Schluss um den Aufstieg in die zweite Bundesliga mitspielte.
„Selbst nach dem Zusammenschluss von WSC/Hertha und FC Wels hat man in der Messestadt ganz offensichtlich wenig Lust auf den Kick. 763 Zuschauer beim Spiel Erster gegen Zweiter sind ein schlechter Witz.“
Nicht viel besser ging’s dem Noch-bis-vor-kurzem-Lokalrivalen FC Wels: Heuer (als Kooperationsverein, Anm.) hält man in der OÖ Liga bei einem Heim-Schnitt von 317 Fans, im Vorjahr waren es gar nur 248 Zuschauer pro Heimspiel. Euphorie geht anders.
Und auch jetzt nach dem Zusammenschluss hat man in Wels ganz offensichtlich wenig Lust auf den Kick. 763 Zuschauer beim Spiel um die Tabellenführung sind ein schlechter Witz. Wobei FC Wels-Vorgängerklub Eintracht Wels bereits einmal Zweitliga-Luft schnupperte: 1997/98 spielte man ein Jahr in der zweithöchsten heimischen Liga –ebenfalls nicht gerade berauschende 918 Fans pro Heimspiel wurden damals verzeichnet, eine echte Euphorie-Welle schwappte auch damals nicht durch Wels.
Der 1984 aufgelöste Vor-Vorgänger Union Wels schaffte es 1982 sogar für eineinhalb Jahre in die Bundesliga, ehe in der Winterpause 1983/84 der Konkurs angemeldet wurde. Beim Spitzenspiel gegen die Wiener Austria kamen damals sogar 12.000 Fans, aber das ist über 40 Jahre her und Schnee von vorvorgestern.
„Huber Arena? Nix für ungut, Wels, aber: Ein zeitgemäßes Stadion schaut schon ein bissl anders aus.“
Und auch die neue, vielbejubelte und 7,4 Mio. Euro teure „Huber-Arena“, die auf der Klub-Homepage als „die derzeit modernste Fußballinfrastruktur in Oberösterreich“ bezeichnet wird, obwohl das Stadion aus nicht viel mehr als einer 500 Sitzplätze-Tribüne und Rasenhügeln hinter dem Tor besteht, ist weniger ein Bundesliga-taugliches Stadion, sondern eher ein Landesliga-Platz. Nix für ungut, Wels, aber: Ein zeitgemäßes Stadion schaut schon ein bissl anders aus.
Top sind hingegen die Trainingsmöglichkeiten mit drei vollwertigen Sportplätzen direkt neben der Arena. Auch in Sachen Nachwuchs (u.a. ist man auf dem Weg zu einem Akademie-Standort) ist Wels auf einem guten Weg.
Auch sportlich dürfte es heuer (noch) nix werden mit dem Aufstieg in die Zweite Liga. Schade, Wels. Eine vierte Fußballhochburg neben Linz und Ried (und mit Abstrichen auch Steyr) würde dem Fußball in Oberösterreich gut tun. Aber der Weg ist noch (sehr) weit. Da und dort gehörte Aussagen über das enorme Potenzial – „größer als bei Blau-Weiß Linz“, das derzeit übrigens einen Zuschauerschnitt von 4.800 verzeichnet – und damit mehr, als Wels bislang in allen Herbst-Heimspielen in Summe (4.403) hatte – entbehren jeder Grundlage. Mit heißer Luft alleine lässt sich kein Höhenflug machen. Vielleicht sollte Wels bis auf Weiteres doch besser beim Basketball und bei seinem Radrennen bleiben.