Kaum eine Branche wurde von aktuellen Krisen so getroffen wie der Messen-, Event- und Kongressbereich. Aber es gibt auch positive Entwicklungen, sagt Design Center-Geschäftsführer Thomas Ziegler.
Thomas Ziegler, die letzten drei Jahre waren gerade für die Messe, Event- und Veranstalterbranche eine enorme Herausforderung. Wie ging es dem Design Center während der Pandemie-Zeit?
Begonnen hat es 2020 mit dem fertig aufgebauten Autofrühling, der abgesagt werden musste. Das Veranstaltungsbusiness lag mit einem Schlag weltweit am Boden. Schnell wurde klar, dass sich Hallen wie das Design Center sehr gut als Test- und Impfstationen eignen. Ab Dezember 2020 wurde bei uns eine große Teststraße errichtet, ab April 2021 wurde dann auch geimpft. Wir konnten sehr viel Platz für den nötigen Abstand zueinander bieten, aber auch dank unseres Belüftungssystems ein großes Maß an Sicherheit gewährleisten. So hatten wir durchgehend zumindest eine gewisse Auslastung, allerdings zu einem sehr niedrigen Sondertarif. Dank dieser Multifunktionalität kamen wir relativ gut durch diese Zeit.
Wie viel ‚Normalität‘ ist mittlerweile wieder ins Tagesgeschäft eingekehrt?
Corona war durch und die nächste Krise mit Krieg, Inflation und explodierenden Energiepreisen da. Bei letzteren sind wir mit einer Erhöhung der Kosten um den Faktor 4,5 konfrontiert. Der Event- und Veranstaltungsmarkt ist kundenseitig von Zurückhaltung und viel Vorsicht und Kurzfristigkeit geprägt. Lagen früher zwischen Anfrage und Veranstaltung neun bis zehn Monate, reden wir heute von 2-3 Monaten, was durchaus herausfordernd ist. Wir nennen das „Dynamik am Markt“ (lacht).
Kann man diese um das mehr als Vierfache gestiegenen Energiekosten überhaupt 1:1 an die Kunden weitergeben?
Nein, weil der Markt das nicht verträgt. Wir müssen mit diesem hohen Kostenniveau leben und darauf warten, dass sich der Markt allgemein wieder erholt. Bei der Finanzkrise 2008 wurde das Vorher-Niveau erst 2013 wieder erreicht. Daher ist anzunehmen, dass sich die Lage frühestens 2028 vollständig erholt – vorausgesetzt, es kommt nicht wieder eine Krise daher.
Gab es in der Branche bleibende Schäden oder Messen, die sich dauerhaft zurückzogen?
Alles, was vorher schon nicht mehr funktioniert hat, ist durch diese Krise bereinigt worden. Das war auch in anderen Branchen so. Was gekommen ist, um zu bleiben, ist das hybride Veranstaltungsformat mit Streamen und digitalen Lösungen als zusätzliche Tools. Das Design Center konnte das bereits vor der Corona-Krise anbieten. Zudem haben wir im September 2020 den sog. „Digital Cyber Meeting Room“ und im Februar 2021 das Digitale Live-Studio umgesetzt, das erste seiner Art in Österreichs Veranstalterzentren.
„Unsere Branche wird es immer geben, weil Menschen dazu geboren sind, sich zu treffen.“
Trotz aller digitaler Möglichkeiten: In den letzten zehn Jahren wurde nicht nur den Printmedien, sondern auch der Event- und Messebranche das Ende bzw. der komplette Umbruch vorausgesagt.
Unsere Branche wird es immer geben, weil Menschen dazu geboren sind, sich zu treffen. Das Gespräch am Rande von Meetings, die Kaffeepause beim Kongress und das persönliche Zusammenkommen können durch digitale Lösungen nicht komplett ersetzt werden. Und genau dort fallen meistens auch die Entscheidungen. Netzwerken braucht persönliche Kontakte, das wird immer so bleiben.
Ist in Zeiten von Krisen und Digitalisierung noch Platz für neue Messen-Formate?
Ja klar, weil sich die Märkte immer weiter ändern. Die ersten Messen gab es im Forum Romanum im antiken Rom mit Wanderhändlern, Tonkrügen, Schwertern, Schmuck und Vieh. Was zeigt: Die Branche lässt sich nicht unterkriegen, sie entwickelt sich ständig weiter und erfindet sich immer wieder neu.
Gehen junge, ‚digitalisierte‘ Menschen noch auf Messen?
Wenn die Themen passen, auf jeden Fall. Beispiel Autofrühling – das interessiert auch Junge – egal ob Elektro, Wasserstoff oder Hybrid: Autos sind emotionale Must-Have-Produkte, die man ansehen und ‚begreifen‘ will. Was stärker passiert, ist die Online-Recherche im Vorfeld – aber fühlen und anschauen, das geht nur auf Messen.
„In Linz fallen Kongresse mit 750 oder 1.000 Teilnehmern optisch und medial richtig auf, während man in großen Städten unter all den Veranstaltungen eher unterginge.“
Wie lassen sich Veranstalter überzeugen, nach Linz zu gehen, welchen USP hat Linz?
Ein großer Vorteil liegt in der Geografie: Zieht man rund um Linz einen 250km-Radius, erreicht man 90% der österr. Bevölkerung, das schafft keine andere Stadt. Linz punktet auch mit kurzen Wegen, Coolness, Dynamik und auch seinem Ruf als Kulturstadt. Zudem fallen hier Kongresse mit 750 oder 1.000 Teilnehmern optisch und medial richtig auf, während man in großen Städten unter all den Veranstaltungen eher unterginge.
Wie weit spielt der Preis eine Rolle – muss man auch mal die Hose ganz runter lassen?
Natürlich ist der Kunde kostenbewusst, das DC liegt im Pricing leicht über dem österreichischen Schnitt. Wir können aber auch nicht mit einem Volkshaus oder Festsaal verglichen werden, sondern bieten nach dem „One Face to the Costumer“-Prinzip alles aus einer Hand, während man anderswo jede Leistung dazubuchen muss.
2024 feiert das Design Center seinen 30. Geburtstag. Wird‘s zum 30er im kommenden Jahr was Spezielles geben?
Ja, wir planen da etwas ganz Besonderes und wollen ein eigenes Format veranstalten. Ich bitte aber um Verständnis, dass wir jetzt noch nicht allzu viel verraten.