Brisant: Der Einsatz von Schlacke als Untergrund beim Bau einer „naturnahen“ Leichtathletikanlage widerspricht aus Gründen des Grundwasserschutzes dem Baubescheid. Neben Molybdän und Vanadium kann Schlacke auch einen Schwermetallgehalt von bis zu 5000 mg/kg Gesamtgehalt an Chrom aufweisen. Vor allem diese Chrom-Konzentration kann nachteilige Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben.
Die Bau- und Bezirksverwaltung der Stadt Linz hat am Montag einen teilweisen Baustopp für die Errichtung der Leichtathletik-Anlage der Diözese Linz am Kapuzinerberg verfügt. Bei den Bauarbeiten ist Schlacke für das Fundament eingesetzt worden, was dem von der Stadt erteilten Baubescheid widerspricht.
“Hunderte Tonnen giftige Schlacke als Unterbau bei der „naturnahen“ Leichtathletikanlage? Ich dachte dass dieser Abfall nicht einmal mehr im Straßenbau erlaubt ist?“
Lorenz Potocnik / LINZPlus
Bevor auf dem betroffenen Abschnitt weitergebaut werden kann, erfolgt nun ein Gutachten eines externen Instituts, um festzustellen, ob die Schlacke Schadstoffe enthält. Diese Vorgehensweise entspricht auch der gültigen Recycling-Baustoffverordnung.
Hintergrund: Die Deponierung von bei der Stahlproduktion anfallenden Schlacke ist teuer, diese kostet rund 60 Euro je Tonne. Bau-Unternehmen wiederum kommt die Verwendung von Schlacke speziellim Straßenbau günstiger als jener von Naturmaterialen. Das Problem dabei: Neben Molybdän und Vanadium kann LD-Schlacke auch einen Schwermetallgehalt von 1360 bis 5000 mg/kg Gesamtgehalt an Chrom aufweisen. Vor allem diese Chrom-Konzentration kann nachteilige Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben.
Bei der Einbringung von Schlacken in die Natur ist außerdem der hohe pH-Wert, der sich nachteilig auf Löseprozesse verschiedener Schwermetalle, wie z.B. Zink und Blei, auswirken kann zu beachten.
„Die Diözese hat beim Bau der Leichtathletik-Anlage bereits mehrfach gegen den geltenden Baubescheid und gegen die naturschutzrechtliche Bewilligung verstoßen. Im konkreten Fall ist durch das Aufbringen von Schlackenmaterial das Wasserrecht betroffen, weshalb für den betroffenen Bereich eine Bausperre durch die Bau- und Bezirksverwaltung des Magistrats Linz erlassen wurde, bis geklärt ist, ob das Material das Grundwasser beeinträchtigen könnte oder nicht. Um das zu klären, wurde die umfassende Prüfung des Materials veranlasst“, sagt die für Naturschutzrecht und Wasserrecht zuständige Stadträtin Eva Schobesberger.
Kommentar
Irre: Am Freinberg – mitten im Grüngürtel der Stadt – wurden für den Bau einer „naturnahen“ Leichtathletikanlage hunderte Tonnen belasteter Schlacke verwendet. Ein Baustopp für den entsprechenden Bereich wurde verordnet. Wer hat da weggeschaut? Hält auf so einer großen Baustelle niemand Nachschau, was dort passiert? Wäre da nicht der „kleine“ Oppositionspolitiker Lorenz Potocnik, der die Sache aufgedeckt hat, wäre das niemanden aufgefallen – auf einer Baustelle, die mehrere Hektar groß und von allen Seiten einsehbar ist. Bleibt die Frage: Was machen die verantwortlichen Stellen der Stadt Linz eigentlich beruflich?