Der Urfahraner Jahrmarkt zeigt mit seinen Müllbergen wieder mal, wie schlecht Linz – oder besser gesagt ganz Österreich in Sachen Müllvermeidung und Mülltrennung unterwegs ist. In Deutschland sind etwa bereits 2003 Getränke in Einwegflaschen und -dosen einheitlich mit 25 Cent Pfand belegt, bei uns dauert es noch knapp zwei Jahre, bis es losgeht. Wir haben uns das System in Bayern angeschaut – und waren begeistert.
Nein, ein Vorreiter ist Österreich beim Einwegpfand nicht gerade: Bereits zehn Staaten – Deutschland, Schweden, Island, Niederlande, Kroatien, Litauen, Finnland, Norwegen, Dänemark und Estland – haben ein solches Pfandsystem erfolgreich eingeführt, weitere acht Staaten (inklusive Österreich) haben bereits beschlossen, ebenfalls ein solches System einzuführen.
Dass es in Österreich allerdings noch bis 2025 dauert (und damit 22 Jahre länger als in Deutschland) , ist vor allem mit der Gegenwehr des Handels und der Gemächlichkeit der heimischen Politik zu erklären – und weil sich einerseits den Mehraufwand nicht antun und andererseits die Wähler nicht verärgern will. Völlig unverständlich, läuft das selbe System doch in Deutschland seit bereits 2003 mit ständig eingebauten Verbesserungen großteils reibungslos. Zudem sind die großen Handelsketten/Marken wie Lidl, REWE (BILLA) oder Hofer eng mit unseren Nachbarn verbandelt und teilen sich die Distributionsketten, auch die Getränkemarken und Verpackungsgrößen sind großteils dieselben.
Dass es in Österreich noch bis 2025 dauert, ist vor allem mit der Gegenwehr des mächtigen Handels und der Gemächlichkeit der heimischen Politik zu erklären.
Jedes Jahr fallen in Österreich mehr als 900.000 Tonnen Plastikmüll an, davon rund 50.000 Tonnen an Getränkeverpackungen. Das sind etwa 2,5 Milliarden Flaschen und Dosen, die oft achtlos weggeworfen werden. Bis 2029 müssen laut EU-Vorgaben 90 Prozent der Kunststoffgetränkeverpackungen getrennt gesammelt werden. Aktuell liegt Österreich erst bei rund 70 Prozent. Durch die Einführung eines Einwegpfandes erhöht sich die Recyclingquote entsprechend, Österreich muss dann weniger „Plastiksteuer“ an die EU zahlen.
Lokalaugenschein in Deutschland
In Deutschland funkintoniert das System seit 2003 (mit mehreren Updates) großteils klaglos – und es ist genial einfach: Egal, welche Getränkemarke man kauft oder in welchem Geschäft man diese erwirbt, die bei den verschiedenen Supermarkt-Filialen bzw. -Ketten aufgestellten Rückgabeautomaten nehmen alle Pfand-PET-Flaschen und Dosen an. Möglich ist das durch einen aufgedruckten Barode. Die Rückgabe ist damit extrem niederschwellig gehalten. Der Pfandbon kann allerdings nur in jener Filiale eingelöst werden, in der das Einweggebinde zurückgegeben wurde.
Für Läden mit einer Verkaufsfläche unter 200 Quadratmeter – etwa Kioske oder kleinere Tankstellen, gibt es eine Sonderregelung: Diese müssen nur Leergut jener Marken zurücknehmen, die sie selbst im Sortiment führen, um diese kleinen Shops nicht vor logistische Probleme zu stellen.
Da einzige – und leider sehr ärgerliche – Problem ist, dass eingedrückte Dosen oder Flaschen vom Automaten nicht angenommen werden. Gerade bei den relativ dünnwandigen leeren Getränkedosen ist eine eingedrückte Seite oder eine Delle kaum vermeidbar. Auch wenn das Etikett fehlt, wird das Leergut nicht akzeptiert. Die zurückgegebenen Verpackungen werden übrigens nicht wiederbefüllt, sondern direkt vor Ort vom Automaten geschreddert.
Und das Beste: Weggeworfene PET-Pfandflaschen, Dosen und Glasflaschen sind ein begehrtes Sammelgut, weil das Einsammeln und Zurückbringen durch den relativ hohen Pfand von 25 Cent relativ „lukrativ“ ist (die Niedrigen Pensionen in Deutschland haben das Flaschen- und Dosensammeln in Deutschland mittlerweile traurigerweise zum „Rentnersport“ gemacht, aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte).