Er spielte zwölf Jahre lang beim SK VOEST und leitet jetzt als Sport-Vorstand die Geschicke des LASK: Manfred Schill. Im landeshauptblatt.at-Talk erklärt der 54-Jährige, welche Rolle der Aufstieg spielt und warum der LASK der einzige Klub in Oberösterreich ist, bei dem es Sinn macht, sich zu engagieren.
Manfred Schill, wie zufrieden sind Sie mit der heurigen sportlichen Entwicklung des LASK? Es scheint bis zum Schluss sehr eng zu werden.
Grundsätzlich sind wir auf einem guten Weg. 2014 hatten wir mit der geschafften Relegation und dem Aufstieg ein sehr erfolgreiches Jahr. Auch die heurige Saison verläuft positiv, wir spielen als Aufsteiger ganz vorne mit. Darum haben wir auch im Winter nachgelegt und den Kader nochmals optimiert.
Zurzeit hapert‘s sportlich ein bisschen.
Solche Phasen gibt es immer wieder. Ich bin aber guter Dinge, dass wir das wieder auf die Reihe bekommen. Auch der SV Mattersburg schwächelt trotz seiner Bundesligaerfahrung, wie wir sehen.
Nach dem glanzvollen Comeback in der zweiten Liga hätten sich viele einen größeren Zuschauerzuspruch erwartet. Auch zum heiß ersehnten Frühjahrsauftakt kamen statt der erhofften 5.000 Fans gerade mal die Hälfte. Beim zweiten Heimspiel waren‘s gar nur mehr 2.000…
Das stimmt, auch ich habe mir ein bisschen mehr Zuspruch erwartet. Man darf aber die jüngste Vergangenheit vor unserer Zeit nicht vergessen, wo das eine oder andere nicht so optimal lief. Ich denke, wir spüren hier ein bisschen die Nachwehen. Ich bin aber überzeugt, dass es zum Saisonfinale hin einen starken Anstieg bei den Zuschauerzahlen geben wird.
Wie schaut’s mit den Finanzen der aktuellen Saison aus: Ist man da im Plan – trotz der wenigen Zuschauer?
Zum Glück haben wir bei den Zuschauerzahlen sehr konservativ budgetiert und haben hier daher auch kein Minus zu verzeichnen.
Wie weit spielt hier das bei den Fans alles andere als beliebte Linzer Stadion mit?
Wir vom Klub würden lügen, wenn wir sagen, die Situation mit dem Linzer Stadion ist optimal. Es hat einfach keinen Erlebniswert, wenn man 100 Meter vom Geschehen entfernt ist. 3.000 Zuschauer auf der Gugl sind nichts, in Pasching ist das hingegen ein Hexenkessel. Allerdings sollte man nur über Sachen diskutieren, die sich verändern lassen. Was nicht veränderbar ist, muss man zumindest temporär hinnehmen. Klar ist aber auch: Ich dulde in dieser Richtung keine Entschuldigung für Niederlagen.
Viele Fachleute sagen, ohne ein eigenes Stadion ist der LASK auf Dauer nicht konkurrenzfähig – zumindest nicht in der höchsten Liga. Wo bleibt die Initiative für eine eigene LASK-Arena?
Wirtschaftlich gesehen ist ein eigenes Stadion ein absolutes Muss. In der aktuellen Form ist ein Profiklub wie der LASK kaum finanzierbar. Wenn wir auf die komplette Gastronomie verzichten müssen, haben wir einen Wettbewerbsnachteil, der untragbar ist. Wir sind jetzt knapp eineinhalb Jahre im Amt und gehen Schritt für Schritt. Das Thema Heimstätte ist uns bewusst und es wird in diese Richtung auch was passieren, Zeitrahmen kann ich aber noch keinen nennen.
Ein Komplett-Auszug nach Pasching ins dortige Stadion wäre keine kurzfristig machbare Lösung?
Nein, das ist kein Thema – auch im Sinne unseres Bekenntnisses zur Stadt Linz. Wir sind und bleiben eine Linzer Mannschaft!
Es wird zwar ständig betont, dass ein Nichtaufstieg kein Problem wäre. Die Wirklichkeit sieht‘s wohl anders aus: Könnte man sich ein weiteres Jahr gegen „Zugpferde“ wie Horn, Hartberg, Lustenau oder Liefering überhaupt leisten?
Als wir unsere Arbeit begannen, war ja überhaupt nicht absehbar, dass wir bereits in der heurigen Saison um den Aufstieg mitspielen würden. Erst das hat uns bewogen, nach Höherem zu streben. Sollte uns das gelingen, wäre das wunderbar. Und wenn nicht, werden wir es im nächsten Jahr wieder versuchen und im übernächsten nochmal. Der LASK gehört ganz hinauf, dazu stehen wir und das ist unser erklärtes Ziel.
Was würde der Aufstieg finanziell für den LASK bedeuten?
Einen Quantensprung – sowohl bei den Zuschauereinnahmen, als auch bei den Sponsorenbeträgen. Vor allem aber bei den Fernsehgeldern. Im Gegenzug würden die Spielergehälter nicht im selben Ausmaß steigen, weil zwischen den beiden Ligen hier kaum ein Unterschied besteht.
Zehn, zwölf oder doch 16? Eine Endlos-Diskussion wird um die Größe der obersten beiden heimischen Fußball-Ligen geführt. Gibt es aus Ihrer Sicht eine Idealvorstellung?
Aus dem Jahr 2000 gibt es ein Konzept von Jürgen Werner, das pro Bundesland einen Verein in der höchsten Spielkasse ohne Absteiger vorsieht. Die gesamte Wirtschaft der Region, aber auch die Öffentlichkeit würde hinter diesen Vereinen stehen. Man sollte dieses Konzept nochmals aus der Lade holen und sich genauer anschauen.
Ohne Absteiger? Damit wird jede Liga darunter doch zur Kasperliade.
Wie das dann mit der zweiten Liga und möglichen Auf- oder Absteigern aussieht, muss man noch ausdiskutieren. Die Kernfrage ist doch: Was hat man lieber – eine Liga, in der jedes Jahr zwei oder drei Klubs mit der Insolvenz kämpfen oder versuchen wir die Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund zu stellen. In den USA funktioniert dieses Modell auch prächtig.
Pikant, dass mit Jürgen Werner und Manfred Schill zwei langjährige Blau-Weiße beim LASK die Fäden ziehen. Immerhin haben Sie zwölf Jahre beim SK VOEST gespielt.
In der Zwischenzeit gibt es den alten SK VOEST bzw. den FC Linz seit 17 Jahren nicht mehr. Der FC Blau Weiß Linz hat – auch wenn es viele nicht glauben wollen – mit dem SK VOEST nichts mehr zu tun. Wenn ich viel Zeit und Energie investiere, dann möchte ich auch, dass etwas Produktives dabei herauskommt. Das war auch der Ansatz, warum ich mich beim LASK engagiert habe. So ehrlich muss man sein: Der LASK ist in Oberösterreich der einzige Klub, bei dem es eine reale Chance gibt, etwas Großes aufzubauen.
Apropos groß – bis wohin kann die Reise für den LASK realistisch gesehen gehen?
Mit solchen Träumereien muss man vorsichtig sein. Trotzdem gehört für mich immer eine gewisse Vision dazu – das ist auch gut so. Man weiß, wie schnell es im Fußball gehen kann. Und der Standort Linz hat die Kapazität dazu. Es gibt dutzende andere Klubs, die auf einem viel höheren Level spielen, aber bei weitem nicht die grundsätzlichen Rahmenbedingungen haben wie der LASK. Ich bin überzeugt: Wenn das Feuer erst mal entfacht ist, kann hier in Linz etwas wirklich Großes entstehen.
Interview: wilson holz