Es ist nicht zu übersehen: Seit FC Blau-Weiß Linz Sportdirektor Tino Wawra verkündete, dass er im Sommer ausgerechnet zum Liga-Rivalen St. Pölten wechselt, stottert der blau-weiße Motor. Just der von allen Seiten als Wunderwuzzi in Linz begrüßte Ex-Rapid Geschäftsführer Christoph Peschek sorgt mit seinem Zögern, dennoch weiter an Wawra festzuhalten, für eine völlig unnötige Unruhe. Auch die Vertragsverlängerung mit Coach Scheiblehner bis 2025 lässt Fragen offen.
Aus seiner Zeit bei Rapid Wien folgt Peschek der Ruf, dass er zwar ein exzellenter Kommunikator und Verkäufer ist (auch in Linz soll Peschek beim Sponsorenaufreißen sehr erfolgreich sein, acht der zehn VIP-Logen in im neuen Donauparkstadion – Stückpreis 60.000 Euro – hat er bereits an den Mann gebracht); bei harten personellen Entscheidungen soll sich der schwiegersohntaugliche, dauerlächelnde 39-Jährige aber schwer tun.
Fakt ist: In keinem Unternehmen wäre es möglich, dass ein leitender Mitarbeiter (wie Sportdirektor Wawra) seinen Wechsel zu einem Konkurrenten verkündet, dann aber dennoch monatelang im alten Betrieb bleiben darf. Für Peschek ist das kein Problem, Tino Wawra setzt sich sogar noch – fast schon provokant – auf die Trainerbank – und damit quasi ins Epizentrum seines Bald-nicht-mehr-Klubs.
Die offensichtlichen Folgen: Just seit dem Bekanntwerden von Wawras Wechsel ist die Siegesserie der Blau-Weißen vorbei, man müht sich von Runde zu Runde, die Leistungen nach zuvor acht Siegen in Serie sind ein ums andere Mal alles andere als überragend. Die Rückkehr in die Bundesliga nach 26 Jahren wackelt, noch dazu warten mit St. Pölten (!) und dem GAK die zwei direkten Aufstiegs-Konkurrenten noch auswärts.
Was zu tun gewesen wäre: Peschek hätte sofort nach Bekanntwerden das Offensichtliche und Alternativlose tun müssen: Tino Wawra beurlauben. Alles andere war und ist ein absolutes Unding. Peschek fehlte da leider der Zug zum Tor. Er traute sich offensichtlich nicht drüber, war es doch ausgerechnet Wawra, der den ersten Kontakt eingefädelt und Ex-Rapid-Geschäftsführer Peschek nach Linz gelotst haben soll. Die Rechnung bekommt man nun präsentiert: Je mehr es in Richtung Finale geht, umso wackeliger präsentieren sich die Linzer sportlich.
Und das Zögern geht weiter: Statt die Suche nach einem neuen Sportdirektor an die Spitze aller zu tätigenden Entscheidungen zu stellen, soll das Hauptaugenmerk auf den (ebenfalls wichtigen, keine Frage) Sponsorenterminen liegen; zwischendurch wurde der Vertrag von Trainer Gerald Scheiblehner gleich um zwei Jahre bis 2025 verlängert. Das lässt ebenfalls Fragen offen: Warum wird das Pferd von hinten aufgezäumt? Erst hätte es einen neuen Sportdirektor gebraucht, der die komplette personelle Linie vorgibt (und auch dafür verantwortlich ist), danach wäre die Trainerfrage zu entscheiden gewesen – und nicht umgekehrt.
Ganz abgesehen davon ist eine Vertragsverlängerung bis 2025 zum aktuellen Zeitpunkt kaum nachvollziehbar. Nicht nur, weil – nach Ansicht vieler Branchenkenner– ein Coach Scheiblehner nur im Duo mit Tino Wawra „funktionierte“, sondern weil es nach einem möglichen Scheitern im heurigen Aufstiegskampf vielleicht neue Impulse brauchen würde. Peschek wird sich bei dieser XL-Verlängerung bis 2025 was gedacht haben. Hoffentlich. Der Vertrag des blau-weißen Geschäftsführers endet übrigens bereits ein Jahr vorher.
Zum Schwarzmalen besteht dennoch kein Grund: Noch ist alles möglich, der Aufstieg in Griffweite. Geht der Sprung in die erste Bundesliga heuer flöten, wächst der Druck allerdings enorm: Dann wird die kommende Saison zur Alles-oder-nichts-Meisterschaft. Und die neue Arena um fast 40 Millionen Euro Steuergeld könnte dann vor allem für die Linzer Stadtpolitik, die das Stadion auf Biegen und Brechen und mit Scheuklappenblick Richtung Bundesliga durchdrückte, zum Mühlstein um den Hals werden.