Er ist erst seit wenigen Wochen in Linz, hat aber schon ordentlich umgerührt: Mit Ex-Rapid Wien-Geschäftsführer Christoph Peschek als neuem starken Mann ist dem FC Blau-Weiß Linz ein echter Coup gelungen. Wir plauderten mit dem 39-jährigen Wiener über seine Ideen, Pläne, Ziele und natürlich das neue Donauparkstadion.
Wie gut sind Sie in Linz angekommen? Kein Kulturschock?
Ich wurde mit sehr offenen Armen aufgenommen und spüre viel an Wertschätzung und positiver Energie. Ich habe mir bereits einen sehr detaillierten Überblick über den Klub verschaffen und auch die Stadt kennenlernen können. Die Gegend an der Donau und die Altstadt haben es mit angetan, auch wenn ich mich momentan fast nur zwischen Geschäftsstelle in der Tabakfabrik und dem Trainingszentrum am Lissfeld bewege, dazu kommen noch gefühlte 100 Termine am Tag.
Wo sind da genau die Grenzen? Bei Rapid, so hört man, haben die Fans teilweise sogar bei der Trainerfrage oder der Absetzung von Funktionären mitgeredet.
Sportliche Entscheidungen wurden immer nach sportlichen Gesichtspunkten getroffen. Mir ist der respektvolle Dialog immer wichtig gewesen. Aber da ich am Ende des Tages auch meinen Kopf hinhalten muss, ist es wichtig, dass die großen Entscheidungen vom Management und dem Trainerteam getroffen werden – immer mit dem Ziel, die bestmöglichen Entscheidungen zu haben – ganz ohne persönliche Sympathien.
Was bei Blau-Weiß Linz auffällt: Der Präsidentenposten ist seit Jahren unbesetzt. Ist das ein Problem für Sie?
Ich glaube, die Zeit der großen Präsidenten vorbei ist. Kaum jemand weiß zum Beispiel, wer Präsident von Borussia Dortmund ist. Jeder kennt Hans-Joachim Watzke, aber der ist Geschäftsführer. In der Dynamik des modernen Fußballs ist es im ‚Daily Business‘ viel notwendiger, ein professionelles Management und ein Mitarbeiter-Team mit der entsprechenden Expertise zu haben.
Immer wieder ist zu hören, dass der derzeitige Linzer Bürgermeister Klaus Luger Ambitionen auf das Amt hat und er dieses nach seine Ausstieg aus der Politik – ab 2025/26 – bekleiden könnte. Wäre das ein vorstellbarer Kandidat für Sie?
Das ist eine klassische vereinspolitische Entscheidung, in die ich mich als Geschäftsführer nicht einmische. Es wäre kurios, wenn ich in meiner Position mitbestimmen würde, wie mein Aufsichtsratsgremium zusammengesetzt wird.
Was die Anhänger brennend interessiert: Wann geht es mit dem Abovorverkauf für die neue Arena los?
Es freut mich, dass das Interesse so spürbar groß ist. Wir sind gerade am Finalisieren der Angebote und Preise. Das Ziel ist, dass wir jetzt im März mit den Preisen rausgehen und dann im April eine Kampagne umsetzen, in der Blau-Weiß Linz in der gesamten Stadt wahrnehmbar und spürbar sein wird.
„Wir wollen ein Klub sein, der bodenständig ist und leistbare Ticketpreise anbietet.“
Gibt’s schon ein paar Eckpunkte? Was wird zum Beispiel das günstigste Abo kosten, was die Tageskarte?
Wir wollen ein Klub sein, der bodenständig ist und leistbare Ticketpreise anbietet. Im Falle des Aufstiegs in die erste Liga kostet die Stehplatz-Jahreskarte zum Beispiel 154 Euro, für Mitglieder 131 Euro. Das teuerste Sitzer-Abo direkt an der Mittelauflage kommt auf 311 bzw. 265 Euro für Mitglieder. Die Tageskarte bei einem Topspiel wird bei 16 Euro liegen – das sind wie gesagt die Preise für die 1. Liga.
Damit liegt man einiges unter den vielkritisierten Ticketpreisen des LASK. Steckt da auch ein bisschen ein Statement hinter dieser Preisgestaltung?
Man muss sich immer die Marktsituation ansehen und analysieren, wie das Umfeld ist. Allerdings ist jeder Klub gut beraten, eine eigene Strategien zu entwickeln und auf sich selbst schauen. Wir jedenfalls definieren keine besondere Preisgestaltung, um bewusst anders zu sein.
Der LASK hat sich auch mit seiner Abo-Aktion und den teuren „Doppelpack“-Karten einiges an Kritik zugezogen. Können Sie diese Vorgehensweise bzw. die Kritik nachvollziehen?
Es ist klar, dass die Baukosten, die Refinanzierung und die Betriebskosten entsprechende Aufwände verursachen. Die Preise sind geschäftspolitische Entscheidungen eines Mitbewerbers, insoferne maße ich mir auch nicht an, das zu bewerten oder zu beurteilen. Wir haben für Blau-Weiß Linz die Preisgestaltung so gewählt, dass wir viele alte Fans für den Klub zurückgewinnen und auch neue Anhänger dazugewinnen können.
„Ein Eröffnungsspiel wird es natürlich geben – ebenso wie ein Pre-Opening für alle Abobesitzer, um das Feeling ins neuen Stadion ganz exklusiv zu erleben.“
Sie haben mehr als genug Projekte und Baustellen zu bewältigen – allem voran die Eröffnung des neuen Donauparkstadions Anfang Juli. Gibt es in Sachen Eröffnungsspiel schon erste Gedanken oder Ideen?Klar gibt es schon Überlegungen. In den letzten Wochen waren aber Lizenzierungsfragen und der Aufbau von Strukturen, der Preisgestaltung, der Vermarktung und einer Vertriebsstruktur wichtiger. Ein Eröffnungsspiel wird es aber natürlich geben – ebenso wie ein Pre-Opening für alle Abobesitzer, um das Feeling ins neuen Stadion ganz exklusiv zu erleben.
Viele Jahre hieß es, eine Stadt wie Linz sei zu klein für zwei Bundesligaklubs. Das war auch der zumindest vorgeschobene Grund für die unselige Fusion im Jahr 1997. Was glauben Sie: Ist Linz zu klein?
Das glaube ich nicht, auch wenn ich mir nicht anmaße, die Gegebenheit in Linz und Oberösterreich schon gut genug zu kennen. Was ich wahrnehme, ist, dass sich sehr viele Anhänger, aber auch Unternehmer über die spürbare Dynamik und Weiterentwicklung des Klubs freuen. Wobei ich auch anerkenne, dass der LASK einige Entwicklungsschritte weiter ist als wir. Linz und Oberösterreich mit seiner wirtschaftlichen Kraft könnten es sehr gut bewältigen, zwei Vereine in der Bundesliga zu haben.
Von der Stadionkapazität und wohl auch vom Budget her liegen die Schwarz-Weißen künftig um den Faktor 4 voran. Kann man dem LASK irgendwann mal wieder das Wasser reichen – sportlich wie wirtschaftlich?
Ich bin nicht Nostradamus – uns selbst der hat sich geirrt (lacht). Im Moment ist klar, dass der LASK momentan einige Schritte voraus ist und auch schon sensationelle sportliche Erfolge geliefert hat. Aber schauen Sie nach Berlin: Da gibt’s mit Hertha BSC den selbst ernannten Big City Club, während das vermeintlich kleine Union Berlin einen Schritt nach dem anderen gesetzt und nur auf sich geschaut hat. Insofern weiß man nicht, wohin die Reise irgendwann für Blau-Weiß Linz gehen kann. Im Moment ist ein realistisches Erwartungshaltungsmanagement sehr wichtig – heißt: Aufsteigen, den Klub weiterentwickeln, wachsen, die Infrastruktur optimieren und sich im Idealfall in der Bundesliga etablieren. Und was sich die längerfristigen Möglichkeiten angeht: Träumen darf man immer.
„Für die Lizenzierungsunterlagen wurde ein sehr konservatives Budget eingebracht, weil ich bei den Erlösen lieber nach oben statt nach unten korrigiere.“
Bei Ihrer Antrittspressekonferenz sagte ein blau-weißes Vorstandsmitglied, dass man im Fall des Aufstiegs mit einem Zuschauerschnitt von 1.500 Fans kalkuliert. Das klingt zwar realistisch, aber für ein neues Stadion nicht sehr optimistisch.
Für die Lizenzierungsunterlagen wurde ein sehr konservatives Budget eingebracht, weil ich bei den Erlösen lieber nach oben statt nach unten korrigiere. Die ersten Indikatoren für die Nachfrage werden erkennbar, wenn wir mit den Abo-Angeboten starten. Ich denke schon, dass wir einen höheren Zuschauerschnitt schaffen.
Andererseits muss man auch sagen, dass der FC Blau-Weiß Linz seit seiner Gründung 1997 nie einen höheren Schnitt als 1.500 Fans pro Heimspiel erreichte. Genügt da ein neues Stadion, um diesen Schnitt zu verdoppeln oder sogar noch höher zu steigern?
Stimmt: Ein neues Stadion schießt weder Tore noch ist es automatisch ausverkauft. Laut Bundesligastudie gibt es 220.000 Blau-Weiß Fans/Sympathisanten. Dieses Fundament gilt es zu aktivieren. Gleichzeitig muss es Ziel sein, auch neue Fans und Zielgruppen zu gewinnen – etwa Jugendliche und Familien. So haben in unserem LINZ AG Familiensektor alle bis 18 Jahre freien Eintritt, für die Kinder wird es ein Rahmenprogramm geben. Auch bei den Frauen steigt die Begeisterung für den Fußball zusehends. Zudem haben viele fußballbegeisterte Menschen mit Migrationshintergrund oft keine fußballerische Heimat in Österreich, auch die wollen wir ansprechen und eine Brücke schlagen.
Eine Frage an den ‚Verkäufer‘ Christoph Peschek: Was könnte denn der zukünftige USP, das Alleinstellungsmerkmal des FC Blau-Weiß Linz sein? Warum sollte jemand ausgerechnet ins Donauparkstadion pilgern statt in die LASK Arena, wo alles schöner, besser und größer ist?
Ich glaube, dass Blau-Weiß Linz mit Leidenschaft, Emotion, Erdigkeit und Bodenständigkeit punkten kann. Es muss mit einer guten Energie und Intensität spürbar sein, dass Blau-Weiß cooler ist.
Jetzt kommt die neue 5.600er-Arena, die perfekt zu den aktuellen Anforderungen passt. Ein Stadion baut man aber für 40, 50 oder 60 Jahre. Wie man weiß, kann man in Österreich aber selbst als Tabellenachter noch in den Europacup rutschen. Gruppenspiele sind in der neuen Arena jedoch nicht möglich, weil es da zumindest 8.000 Plätze bräuchte. Hat man sich mit dem Stadion nicht für die nächsten Jahrzehnte auf ‚Ried-Level‘ ohne Luft nach oben einzementiert?
Die Freude über das neue Stadion ist groß und bietet eine enorme Chance für die Weiterentwicklung des Klubs. Wenn die Situation mal eintreten sollte, dass man dauerhaft in die Nähe der Europacup-Gruppenphase kommt, muss man sich Gedanken über die entsprechenden Möglichkeiten machen. Es gibt einen Spruch des ehemaligen Sozialministers Alfred Dallinger, der auch eines meiner Lebensmottos ist: „Nur wer den Mut hat, zu träumen, hat die Kraft zu kämpfen. Insofern finde ich es gut, große Zukunftsvisionen zu haben und sich Ziel zu setzen, ohne falsche Erwartungen zu wecken.
„Natürlich muss man jetzt priorisieren, obwohl ich über die Notwendigkeit und die Wichtigkeit der Trainingsmöglichkeiten für alle Teams Bescheid weiß.“
Ein Riesenthema bei Blau-Weiß Linz sind die fehlenden bzw. Über die halbe Stadt verteilten Trainingsmöglichkeiten. Bei Rapid Wien wurde unter Ihrer Ägide ein Trainingszentrum realisiert, für das der Klub selbst zehn Millionen Euro aufgestellt hat. Haben Sie dieses Problem in Linz ebenfalls im Fokus?
Natürlich muss man jetzt priorisieren, obwohl ich über die Notwendigkeit und die Wichtigkeit der Trainingsmöglichkeiten für alle Teams Bescheid weiß. Allerdings kann ich im Moment immer nur einen Schritt nach dem anderen setzen. Es gibt aber laufend Termine mit allen Verantwortlichen, um zu schauen, welche Maßnahmen wir in Zukunft realisieren können.
Was den Linzer Fußball über mittlerweile mehrere Jahrzehnte auszeichnet, ist dieses ständige und sehr intensive Auf und Ab. Der LASK rasselte hinunter bis in die Regionalliga inklusive zweier Konkurse, für Blau-Weiß ging es sogar bis in die Oberösterreich Liga. Ist diese Zeit mit den beiden neuen Arenen nun endgültig vorbei?
Mit den neuen Stadien ist jedenfalls ein sehr wichtiges Fundament gelegt, auf das man aufbauen kann. Eine zeitgemäße Infrastruktur ist von größter Bedeutung. Nur so gewinnt man gesellschaftliche Relevanz, um dann auch wirtschaftliches Interesse auszulösen.
Was viele Fans ganz besonders interessiert und bewegt: Wird das Donauparkstadion einen neuen Namen bekommen?
Es schaut sehr gut aus. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit der neuen Saison einen prominenten Namenssponsor für das Donauparkstadion haben werden.”