Schade – aber leider auch symptomatisch für die “Abrisshauptstadt” Linz: Ein altes Wartehäuschen – das letzte Linzer Erinnerungsstück an die vor 110 Jahren eröffnete und 1974 eingestellte historische Straßenbahn nach St. Florian – wurde abgerissen. Dabei gab es attraktive Ideen zur Nutzung – etwa als Rastplatz entlang des neuen Radhighways. Das Häuschen wurde dennoch kurz vor Weihnachten geschliffen, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre.
In der Kurve oberhalb des Kreisverkehrs bei der Umfahrung Ebelsberg stand direkt an der neuen Radtrasse ein uraltes Wartehäuschen. „Gleise und alles andere wurde im Zuge der Errichtung eines Radweges direkt daneben bereits abgebaut. Lasst uns zumindest dieses Erinnerungsstück erhalten und zum Rastplatz für müde Radler umfunktionieren. Gerade für Familien auf dem Weg zum Pichlinger See wäre das ein Hit!”, forderte Gemeinderat Lorenz Potocnik von Linzplus noch Mitte November. Zusätzlich gab es die Idee, die über 60-jährige Geschichte der ‚Florianerbim‘ auf zwei Schautafeln wieder auferstehen zu lassen.
Für das Objekt zuständig war der Linzer Stadtrat Dietmar Prammer (SPÖ), der ließ sich aber offenbar nicht erweichen: „Leider haben unsere Bemühungen nichts gebracht, das Wartehäuschen ist noch kurz vor Weihnachten abgerissen worden“, sagt Kurt Jedlicka vom Club Florianerbahn, der das Andenken an die einst „Dschungelexpress“ genannte Straßenbahn in das südliche Linzer Umland in der Museumsremise in St. Florian hochhält.
Notwendig war der Abriss nicht, denn der neue Radweg, der hier neben der Bundesstraße errichtet wird, hat daneben jede Menge Platz: „Abreißen ist die einfachste und ideenloseste Lösung. Ob sie allerdings die klügste ist, steht auf einem anderen Blatt. Linz ist mittlerweile prädestiniert dafür, alles Alte abzureißen und zu vernichten. Leider hat sich diese Einstellung auch unter dem neuen Planungsstadtrat Prammer nicht verändert“, so Lorenz Potocnik.