Mit der Präsentation der „stadtnahen Trasse“ für die geplante Linzer Ostumfahrung hat Straßenbau-Landesrat vor allem eines produziert: jede Menge heiße Luft. Noch dazu, wo er selber sagt: „Keiner weiß, ob die Autobahn überhaupt gebaut wird.“ Aber es ist nun mal Wahljahr – und Hiesl hieße nicht Hiesl, würde er da nicht emsig Spatenstiche feiern und völlig unausgegorene Straßenbauprojekte präsentieren.
Es braucht schon einiges an Verve, eine neue Autobahntrasse in einer Pressekonferenz zu präsentieren, ohne sich zuvor mit den hauptbetroffenen Gemeinden in irgendeiner Weise abzustimmen: Nicht nur alle Linzer Parteien – Hiesls eigene eingeschlossen – erweisen der präsentierten „stadtnahen Trasse“ eine deftige Abfuhr, auch die Vertreter von Steyregg beutelten heftig ihr Köpfchen. Da spielt es auch keine Rolle, dass die erwähnte Variante naturschutzrechtlich ebenfalls kaum realisierbar ist. Sollten solche Dinge wenigstens nicht ansatzweise mit den Betroffenen abgesprochen werden, bevor man ans Präsentieren geht? Hauptsache, im Wahljahr wird etwas Schöens hergezeigt. Was nach dem 27. September 2015 sein wird: Forget it – noch dazu, wo sich Hiesl danach ohnehin in die Pension verabschiedet.
Ganz abgesehen davon: Zukunftsorientierte Verkehrsplanung sieht anders aus als ein weiteres Autobahn-Großprojekt. Der Spatenstich zur Ostumfahrung würde frühestens 2025, wahrscheinlich aber erst 2030 erfolgen. Braucht’s bis dahin nicht längst ganz andere Lösungen? Zudem käme der Ostring um mindestens 20 Jahre zu spät. Das erinnert ein wenig an den Maximilianischen Ring der Befestigungstürme rund um Linz, die bereits bei ihrem Bau völlig überholt und nur wenige Jahre lang genutzt wurden. Geschichte wiederholt sich tatsächlich.
Wo ist der Weitblick, der Mut zu echten Visionen? Mit den geplanten 650 Millionen Euro wären statt einer weiteren Autobahn wirklich große, innovative Lösungen möglich. Etwa ein autofreier Zentralraum Linz-Wels-Steyr bis 2030 oder eine E-Mobilitäts-Offensive mit dem Ziel, bis 2030 jeden Haushalt „E-Mobil“ auszustatten. Wir brauchen neue Wege und Ideen, weniger von Gestern und endlich mehr von Morgen!