Bald 20 Jahre alt ist die Diskussion um den Linzer Donausteg, die Idee einer schmalen, elegante Radler- und Fußgängerbrücke auf Höhe Brucknerhaus über die Donau taucht immer wieder auf. Bereits im Juni 2005 fasste der Linzer Gemeinderat einen Beschluss zur Planung, aber trotz teurem Architektenwettbewerb und 66 (!) europaweiter Einreichungen wurde das spannende Projekt ad acta gelegt. Einer der Gründe: kleinkarierte politische Streitereien. Sollte das für Herbst angedachte Pilotprojekt mit der Nibelungenbrücke, auf der je Fahrtrichtung eine Fahrbahn für Radler gesperrt werden soll, nicht klappen, würde das Steg-Projekt wieder aufleben – das berichten die OÖN in ihrer aktuellen Ausgabe. Ganz bei Null beginnen müsste man jedenfalls nicht: Einige der damaligen, durchaus gelungenen Entwürfe wären auch heute noch zeitgemäß.
Realisiert wurde das Projekt Donausteg trotz des 230.000 Euro teuren Architektenwettbewerbs nie, weil sich u.a. die SPÖ (unter dem damaligen Planungsstadtrat Klaus Luger) bei der entscheidenden Abstimmung nur zwei Tage nach dem zuvor vereinbarten Wettbewerb gegen das Projekt aussprach und vom fixfertigen Projekt, das vom grünen Stadtrat Himmelbauer initiiert wurde, nichts mehr wissen wollte.
Dabei hieß es damals seitens der Stadtkommunikation im Vorfeld noch: „Der geplante Brückenschlag soll nicht nur innerstädtisches Leben ans Flussufer bringen. Er ist zugleich ein wichtiges Signal in Richtung sanfter Mobilität und wird ab 2009 das Linzer Stadtbild entscheidend mitprägen.“ Das Projekt hätte schlanke 12 Millionen Euro gekostet. Die Leidtragenden waren neben den Linzern jene 66 Architekten und Planer, die enorme Manpower und (auch jede Menge unbezahlte) Zeit in ihre Einreichungen investierten.
Weiterverfolgt wurde die Idee Grund fehlender politischer Mehrheiten aber auch damals nicht. Neben dem damaligen Planungsstadtrat Luger (SPÖ) sagten übrigens auch ÖVP und FPÖ Nein: Wirtschaftsstadträtin Susanne Wegscheider meinte damals, das 12 Millionen-Euro-Projekt sei „wirtschaftlich nicht vertretbar“. Die FPÖ lehnte das Projekt damals ebenfalls ab: „Steuerverschwendung“.
2016 – nach der vorletzten Wahl – flammte die Diskussion neu auf: „Eine eigene Fußgänger- und Radfahrerbrücke würde die Sicherheit und Attraktivität für diese Verkehrsteilnehmer maßgeblich verbessern“, sage der damalige Infrastruktur-Stadtrat Markus Hein. Sogar eine Studie wurde 2016 erstellt. Dieser zufolge würde eine Brücke in Stahlbauweise max. 9 Millionen Euro kosten, sie wäre somit deutlich günstiger als das 2005er-Siegerprojekt (12 Mio. Euro). Die Umsetzungszeit inkl. Planung und Bau sollte etwa drei Jahre betragen.
Rund um das Projekt „Donauinsel“ vor drei Jahren tauchte der Radsteg erneut auf, weder Insel noch Steg wurden bis dato jedoch ernsthaft weitergeplant. 2022 kam ein neuer Anlauf, diesmal vom Verkehrsreferenten Martin Hajart (ÖVP). Aber solange vor allem die SPÖ blockt, bleibt der Donausteg ein Wunschtraum. Jetzt gibt es von Verkehrslandesrat Steinkellner (FPÖ) Bestrebungen, das Projekt weiter zu verfolgen, falls das gordische Radler-Knoten auf der Nibelungenbrücke nicht gelöst werden kann.
Linzer Donausteg: die Vorgeschichte
Am 30. Juni 2005 fasste der Linzer Gemeinderat einen Beschluss zur Planung einer Rad- und Fußgängerbrücke über die Donau. Um eine professionelle Abwicklung für dieses städtebaulich wichtige Bauvorhaben zu garantieren, wurde ein zweistufiger EU-weiter Wettbewerb in Zusammenarbeit von Architekten mit Tragwerksplanern ausgeschrieben. Aus den 66 eingereichten Brückenprojekten kamen bei der ersten Jurysitzung im Jänner 2006 fünf in die engere Wahl. Diese wurden in einer zweiten Stufe hinsichtlich Gestaltung, Statik und Kosten noch einmal überarbeitet.
Aus den überarbeiteten letzten fünf Projekten wurde der Entwurf von Woschitz-Horner ARGE Ingenieure und Architekten aus Wien/Salzburg einstimmig als Sieger gewählt. Den dritten Platz teilen sich zeininger architekten und das Ingenieurbüro A. Pauser aus Wien und Bulant & Wailzer; Vasko & Partner, Ingenieure aus Wien.
Das Siegerprojekt umfasste eine schlanke, 390 Meter lange Brücke auf zwei Ebenen mit einem Pylon am nördlichen Donauufer. Am Linzer Ufer ist die Höhe des Donausteges auf ein Minimum reduziert. Der Steg mündet unterstützt von zwei schlanken Scheiben direkt in die Ernst-Koref-Promenade. Auf Abspannungen und Pylone wurde verzichtet. Damit bliebe der Blick von der Nibelungenbrücke auf das Brucknerhaus frei. Bei der entscheidenden Abstimmung im Gemeinderat gab es trotz fortgeschrittener Planungsphase dann nur politischen Hickhack und somit keine Mehrheit.
Titelfoto: Benthem Crouwel