Happy Birthday: Am 17. November jährt es sich zum bereits 294. Mal, dass die Linzer Dreifaltigkeitssäule am Hauptplatz eingeweiht wurde. Tatsächlich ist das bekanntest Linzer Wahrzeichen aber noch älter, da es bereits 1723 fertiggestellt wurde. Kommendes Jahr steigt somit der 300. Geburtstag. Und obwohl so mancher Gscheidwaschl behauptet, es handle sich um keine Pestsäule, sondern um die „Dreifaltigkeitssäule“, sind sehr wohl beide Bezeichnungen zulässig.
Blicken wir ins abklingende 17. und angehende 18. Jahrhundert zurück: Der Linzer Hauptplatz bestand bereits damals in seiner heutigen Form, lediglich der Durchstich zum Hauptplatz fehlte noch. Die Stadt Linz hatte gerade eben die letzte große Pestwelle in Mitteleuropa relativ glimpflich überstanden. Pestjahre gab es in Österreich davor zuhauf. 1348/49 – bei der ersten großen Pestepidemie – starb etwa ein Drittel der gesamten Bevölkerung Europas. 1543 kam ein Drittel aller Wiener in nur wenigen Wochen um. Auch in Oberösterreich starben viele Orte regelrecht aus, Linz und Urfahr waren 1679 und 1713 letztmals von der Pest betroffen.
1348/49 – bei der ersten großen Pestepidemie – starb etwa ein Drittel der gesamten Bevölkerung Europas. Linz kam meist sehr glimpflich durch die „Pestjahre“.
Es gibt kaum Aufzeichnungen über genaue Todesraten, lediglich aus Kremsmünster sind einige Zahlen belegt: Hier gab es in den Jahren 1694/95 gleich 541 Pest-Opfer, im Jahr 1718 waren weitere 146 Tote zu beklagen. 1570 löschte die Pest innerhalb von drei Wochen alles Leben im Stift Engelszell aus, in Lauffen bei Ischl wütete die Pest so arg, dass nur sieben Bewohner überlebt haben sollen, in Unterach und Weyregg am Attersee überstand nur je ein Bewohner die Seuche. Bei einem der letzten großen Ausbrüche – 1679 – gab es in Wien in wenigen Wochen 12.000 Tote zu beklagen.
Als das erste unter den grippeartigen Symptomen der Pest soll übrigens das Niesen gegolten haben. Daraus soll sich das heute so bekannte und als Wunsch (für sich selbst übrigens, nicht für den Nieser!) ausgesprochene „Gesundheit!“ oder veraltet „Helf Gott!“ hervorgegangen sein.
Als das erste unter den grippeartigen Symptomen der Pest soll das Niesen gegolten haben.
Laut dem Buch „Vergleichende Volksmedizin“ von 1908 wurde dem Auflegen von Tierkot seit alters her bei verschiedensten Krankheiten und ebenso bei Pest heilender Einfluss zugemessen. In einer Schrift aus Paris von 1608 hieß es: „Da auch die Exkremente der Tiere ihre besonderen Kräfte haben, ist es nicht übel, wenn der Apotheker auch davon in seinem Laden hat, insbesondere Ziegen-, Hunde-, Storchen-, Pfauen,- Tauben-, Moschustier- und Zibethkatzenmiste, samt Haaren und Federn von diesen Tieren.“ Während der Seuchenjahre druckte man in Linz eigens „Pestbüchlein“ mit Verhaltens- und Vorsorgemaßregeln.
Der Kampf gegen eine Ausbreitung funktionierte damals recht ähnlich wie heute mittels Desinfektion (damals wurde darum vieles – oft auch die Opfer – verbrannt, an Straßenkreuzungen wurden große Feuer entfacht, um die Luft zu “reinigen”), es gab auch eigene Pest-Spitäler (in Linz etwa ab 1645 im Spindlerhof in der Lederergasse 33) und auch zweiwöchige Quarantänen.
Kaiser und Landstände stifteten die Dreifaltigkeitssäule
Aber zurück zur Dreifaltigkeitssäule: Nicht nur die Pest-Epidemien überstand Linz relativ gut. Ebenso war man 1683 in den Türkenkriegen und 1704 im Spanischen Erbfolgekrieg vor dem Einmarsch fremder Truppen und 1712 vor einem drohenden Großbrand bewahrt worden. Aus Dankbarkeit dafür stifteten der Kaiser und die oberösterreichischen Landstände eine 20 Meter hohe Säule, die zwischen 1717 und 1723 vom Salzburger Steinmetzmeister Sebastian Stumpfegger geschaffen wurde. Der Pranger, der davor bis 1716 auf dem Linzer Hauptplatz stand, wurde auf den Taubenmarkt verlegt.
Obwohl die Dreifaltigkeitssäule bereits 1723 fertig war, wurde sie erst am 17. November 1728 vom Linzer Stadtdechanten Max Gandolph Steyrer von Rothenthurn eingeweiht. Der Grund: Auf Befehl des Landeshauptmannes Christoph Wilhelm von Thürheim gab es eine langjährige Untersuchung wegen der enorm hohen Baukosten von 30.000 Gulden.
„Nackte“ Säule während des 2. Weltkriegs
Auch sonst hat die „Pestsäule“, wie sie vom Volk vornehmlich genannt wird einiges erlebt: Das große Hochwasser 1872 etwa reichte bis an ihren Sockel und während des Zweiten Weltkrieges wurden 1943 sämtliche Schmuckelemente entfernt und in Kapuzinerstraße-Kellern gelagert. Die Wappen wurden zum Schutz in Gips eingebettet. Der Sockel und die Säulentrommeln blieben aufgrund ihres immensen Gewichtes aber vor Ort. Bis Dezember 1947 wurde das Ensemble wieder komplettiert.
Drei Wappensteine weisen den Weg
Errichtet wurde die 20m hohe Säule aus weißem Untersberger Marmor („Forellenkalk“) vom Nordhang des Untersberges bei Salzburg, wo bereits seit der Römerzeit Marmor abgebaut wird. Auf den drei Seiten des Sockels der Säule repräsentieren drei Inschriftentafeln mit dem kaiserlichen Wappen, dem Landeswappen und dem Wappen der Stadt Linz die Widmung durch den Kaiser, die Landstände und die Linzer Bevölkerung. Genau diese drei Wappensteine, die auch in die jeweilige Richtung – Schloss, Landhaus, Rathaus – weisen, symbolisieren somit die irdische Dreifaltigkeit.
Unter der geistlichen Dreifaltigkeit versteht man eine zentrale Lehraussage der christlichen Theologie über Gott, nach der der eine Gott von Ewigkeit her eine Einheit dreier „Personen“ darstellt: Vater, Sohn und Hl. Geist. „Höhepunkt“ im wahrsten Sinn des Wortes ist die Spitze der Säule mit der vergoldeten Figurengruppe mit Weltenkugel und Strahlenkranz.
Quelle: wikipedia, OÖ Heimatblätter / Land OÖ, Stadt Linz