Heuer jährt es sich zum bereits siebten Mal, dass der Gratis-Parkplatz am Jahrmarktgelände gesperrt und eine Umgestaltung des Geländes zur Naherholungszone versprochen wurde. Statt 1.200 Autos sollten Sitzstufen am Wasser entstehen, dazu Grünzonen und eine Donaubucht. Passiert ist bis heute: nichts. Jetzt soll es im Herbst 2024 – und damit erst nach Ende der Freiluftsaison – so weit sein, dass zumindest drei Sitzstufen realisiert werden. Die Begrünung des Geländes lässt weiter auf sich warten und soll 2025 begonnen werden, wenn’s denn wahr ist.
2017 versprach die damalige grüne Klubobfrau Ursula Roschger, bereits im Folgejahr die erste Ideen zur Attraktivierung des Jahrmarktgeländes umzusetzen. Sie und ihre Partei wollten damit „das Areal den Menschen zurückgeben.“ Seitdem sind die Grünen diesbezüglich auf Tauchstation. Statt auf eine der größten Hitzeinseln Österreichs – wir reden hier von einer sechs Fußballfelder großen Betonfläche mitten in der Stadt – konzentrierte sich die grüne Klimarettungs-Agenda auf Placebobegrünungen am Hauptplatz, Stadträtin Eva Schobesberger ließ sich mit 30 Bäumchen in Töpfen, die aus Norddeutschland via LKW angeliefert wurden, jubelnd ablichten. Kostenpunkt: 100.000 Euro.
Eine weitere knappe Million Euro wurde 2022/23 rund um die Domgasse investiert, um dort – wo nachweislich seit über 1.000 Jahren nix Grünes wächst – ein paar Bäume zu pflanzen. Wozu das Ganze? Die engen und eher kühlen Altstadtgassen sind keine Hitzeinseln wie das versiegelte Jahrmarktgelände. Um dieses Geld hätte man dreimal so viele echte Bäume in Parks oder auf bestehenden Grünstreifen (wo diese auch Sinn machen) setzen können.
Statt Bäumen für das Jahrmarktgelände wurden Topfbäume am Hauptplatz aufgestellt und medial abgefeiert.
Im Herbst 2018 schließlich ging aus einem von NEOS Linz initiierten Ideenwettbewerb das Projekt „Donauinsel“ als Sieger hervor, das – überraschenderweise – von allen anderen Linzer Parteien als positiv bewertet wurde. Dann ging’s los: Eine eigens eingesetzte „Zukunftswerkstatt“ überarbeitete die Idee und präsentierte ein abgeändertes Stückwerk-Konzept, es wurde umgeplant, aus Kostengründen redimensioniert und hin- und hergeschoben. Als 2020 schließlich jeder und alle wirklich ALLES zum Thema Donauinsel gesagt hatte, war immer öfters zu hören, dass dieses und jenes nicht umsetzbar wäre, kompliziert sei oder ganz einfach nicht machbar. Eine weitere Umplanung erfolgte, vom ursprünglichen Siegerkonzept war kaum was übrig – aber selbst das scheint noch zu viel für die Vorstellungs- und Tatkraft der Stadtpolitik gewesen zu sein.
2021 dann ein neuerlicher Vorstoß: In einem „Pakt für Linz“ genannten Finanzpaket seien 4,2 Millionen Euro für die Begrünung und Umgestaltung des Jahrmarktgeländes fix reserviert. Aus dem Bürgermeisterbüro war zu hören, dass „bereits im Herbst 2021“ (zufälligerweise ein Wahltermin) mit den ersten Arbeiten begonnen werden sollte. Realisiert wurde aber nicht die Donauinsel, sondern eine Schiffsanlegestelle für 135m lange Kreuzfahrtschiffe – und das just auch noch dort, wo die Donaubucht geplant war. Damit war klar: Die Bucht können sich die Linzer endgültig einpapierln.
„Damit war klar: Die Donaubucht können sich die Linzer einpapierln“
Die SPÖ-Parteizeitung ALLES LINZ berichtete zeitgleich – vermutlich aus allererster Hand – erneut über die genauen Details der Donauinsel: So werde ein „parkähnliches Erholungsareal mit einer Badebucht und einem Gastrobereich“ entstehen, im Winter soll zudem „eine Eislauffläche zur Verfügung stehen.“ Auch Freitreppen, die bis an das Wasser führen sowie Sitzterrassen zum Flussufer, die „eventuell auch als Bühne genutzt“ werden können, sollten entstehen. Und: „Am Rand sollen große Bäume Schatten spenden.“ Sie ahnen es: Nichts davon wurde bis heute auch nur ansatzweise realisiert.
Im Herbst 2022 wurde bekannt, dass das Jahrmarktgelände ab Juni 2023 jährlich für drei Tage zur XXL-Konzertarena mit bis zu 120.000 Besuchern wird. Keine Frage: eine für die Stadt sensationelle Sache, die auch viele Linzerinnen und Linzer begeistert. Es ist aber auch ganz klar eine Abkehr von der Idee, das Jahrmarktgelände neben dem zweimal jährlich stattfindenden Urfix-Volksfest zu einer parkähnlichen Naherholungszone zu machen.
Und jetzt: Drei Sitzstufen am Wasser. Am Ende wurde es (wie leider zu erwarten war) ein für Linz fast schon typischer kleinster gemeinsamer Nenner mit drei Stufen und vermutlich ein paar harmlosen Bäumchen zwischen der endlosen Betonfläche. Eine Linzer Version vom Spatz in der Hand, vor dem der Klimawandel erzittert. Möge bitte niemand in der Stadtregierung mehr das das Wort „Ermöglichungskultur“ in den Mund nehmen.