Nur einmal pro Woche duschen, einen Deckel auf den Kochtopf und die Weihnachtsbeleuchtung dunkel lassen: Mit teils skurrilen Stromspar-Vorschlägen aller Art übertrumpft sich die Politik derzeit. Dabei gäbe es durchaus sinnvolle Maßnahmen, um Energie zu sparen. Alleine die Linzer Leih-Scooter-Flotte verbraucht im Winter-Halbjahr um die 100.000 Kilowattstunden – das entspricht dem Monatsverbrauch von 400 Linzer Haushalten. „Ein temporäres Verbot über das Winterhalbjahr würde den Verbrauch spürbar senken. Die Maßnahme wäre jedenfalls besser als kalte Wohnungen oder ein nicht einhaltbares Duschverbot“, fordert MFG-Klubobmann Manuel Krautgartner einen Bann der Leih-Scooter von Oktober bis März.
Leih-E-Scooter entlasten die verkehrs- oder CO2-Situation kaum, im Gegenteil: Sie senken vor allem die Anzahl der weit umweltfreundlicheren Radfahrer und Fußgänger. Auf den Verkehr und das Klima haben sie jedoch kaum einen positiven Einfluss – das zeigt eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich vom Jänner 2022: „Die Verkehrsforscher konnten aufzeigen, dass (Leih) E-Scooter und E-Bikes hauptsächlich Strecken zu Fuß, Fahrten mit dem Öffentlichen Nahverkehr und mit dem Fahrrad substituieren. Jede zweite Scooterfahrt ersetzt einen Fußweg, nur zwölf Prozent ersetzen Wege mit dem Auto. Entsprechend emittieren E-Scooter und E-Bikes mehr CO2 als die Verkehrsmittel, die sie ersetzen“, zitiert etwa die Kronenzeitung im Jänner 2022 aus der Studie.
Leih-Scooter mit schlechter CO2-Bilanz
Ein Leih-E-Roller verursacht über den gesamten Lebenszyklus im Durchschnitt 51 Gramm CO2 pro Kilometer – das sei weit mehr, als die Verkehrsmittel, die er ersetzt, schreibt das deutsche Medium „Zeit“. Leih-Scooter-Akkus werden aufgrund des oftmaligen Aufladens und wegen Vandalismus zudem oft nach nur einem Jahr (oder sogar noch früher) ersetzt, was die CO2-Bilanz noch weiter verschlechtert – von den Problemen bei der Entsorgung ganz zu schweigen.
Bis zu 600 Leih-Scooter in Linz, über 4.000 in Wien
Leih-Roller sind keine Leichtgewichte, die Modelle beim Marktführer TIER etwa wiegen 23,5 Kilogramm. Die Ladeverluste von Akku und Netzteil betragen bei älteren Akkus bis zu 30 Prozent. In Wien sind über 4.000 Leih-Scooter unterwegs, in Linz sind es je nach ständig wechselnder Zahl der Anbieter bis zu 600. Alleine für die Landeshauptstadt bedeutet das bei je einem täglichen Ladevorgang einen Mehr-Stromverbrauch von etwa 100.000 Kilowattstunden im gesamten Winterhalbjahr – das entspricht dem durchschnittlichen Monatsverbrauch von fast 400 (!) Linzer Haushalten.
„Ein spürbarer Beitrag, Strom zu sparen“
Ganz nebenbei sind E-Scooter „ungesund“ – und das nicht nur wegen der hohen Unfallgefahr: Die Menschen sind dadurch immer weniger zu Fuß unterwegs: Bis ins 19. Jahrhundert gingen Männer 17 bis 19 Kilometer pro Tag, bei Frauen waren es neun Kilometer, während es heute durchschnittlich nur mehr 300 bis 500 Meter pro Tag sind. Manuel Krautgartner: „Hoher Stromverbrauch, eine schlechte CO2-Bilanz, weniger Bewegung der Menschen, Verdrängung des klassischen Fahrrads, Hindernisse auf den Gehsteigen: Eigentlich gibt es kaum ein vernünftiges Argument für ein Leih-Scooter-Angebot in unseren Städten – schon gar nicht in diesem besonderen Winterhalbjahr.“ Ein zumindest temporärer Bann der Leih-Scooter wäre für die nächsten sechs Monate ein spürbarer Beitrag, Strom zu sparen. MFG OÖ trete als einzige Partei dafür ein, so Krautgartner.