Da dürften Sein und Schein wohl etwas auseinanderliegen: Während die zuständige Vizebürgermeisterin Karin Hörzing die Trendsportart Skateboard in Linz „seit 1990 angekommen“ sieht, hat Szenekenner und Experte Andreas Pfleger ein ganz anderes Bild: „Wirklich genutzt werden in Linz von 14 nur vier Anlagen. Investitionen sind dringend nötig, darüber täuschen auch ‚Alles Super‘-Pressekonferenzen der Politik nicht hinweg.„
„Während der ‚Spitzensport‘ und aktuell gerade die wenigen Mitglieder der Segelflugvereine in Linz mit hunderttausenden Euro pro Jahr gefördert werden, wird das Skateboarding mit tausenden jungen Sportler:innen, defacto ignoriert“, sagt Andreas Pfleger. Er ist mit seinem RADIX Skateboardshop in der Marienstraße nicht nur erste Anlaufstelle für die Szene, sondern auch selbst eine Koryphäe in Sachen Skateboard. „Da hilft auch keine Wohlfühl-Pressekonferenz der zuständigen Vizebürgermeisterin Frau Hörzing nichts. Das entspricht nicht der Realität. In der Szene kann und wird das jeder bestätigen. Die bestehenden Anlagen sind uralt, viele unbrauchbar. Und mit den groß angekündigten 20.000 Euro jährlich kann – wenn überhaupt – gerade einmal ein wenig saniert werden.“
Wirklich genutzt werden nur vier Anlagen
Die Stadt führt 14 Skateranlagen als Bestätigung für das große Angebot in Linz an. Dabei werde, so Andreas Pfleger, ein Bild gezeichnet, das offenbar den Eindruck erwecken soll, dass Linz sehr viel für die bunte Szene tut. Doch die Realität sehe anders aus: „Von diesen 14 Anlagen werden nur vier von den Sportlern wirklich genutzt. Das ist der in die Jahre gekommene Urfahrpark, die Skatehalle am Lissfeld, die Anlage in der Grünen Mitte und der Bowl im Ennsfeld.“ so Pfleger. Alle anderen Parks hielten einer kritischen Begutachtung nicht stand und würden daher nicht angenommen: „Das waren Fehlplanungen, weil Experten und die Szene nicht eingebunden wurden. Deshalb ist etwa die Anlage über dem Tunnel am Bindermichl eine unbrauchbare Betonwüste.“
Dasselbe gelte für den Mini-Skatepark im Franckviertel oder in der Solar City. Auch hier soll die Szene weder befragt noch eingebunden worden sein: „In Oed ist die Anlage so schlecht gepflegt, dass die Glasfasern schon rausschauen. Von 14 Anlagen kann also einfach nicht die Rede sein. Das wäre wünschenswert, aber die Realität sieht anders aus. Schönreden hilft hier nicht.“
„20.000 Euro Budget sind unfair“
Für den sk8park in Urfahr werden heuer 20.000,- Euro brutto ausgegeben. Bei den aktuellen Preisen sei es schwierig, hier überhaupt etwas Neues zu schaffen. Andreas Pfleger: „Da geht sich da fast nichts aus, vielleicht ein Obstacle. Der Park braucht aber ein komplettes Redesign und eine Investition von ca. 250.000 Euro. Seit Mitte der 1990er Jahren ist dort nicht viel passiert.“
Sehrt viel passiert ist seitdem aber mit der Sportart an sich: Skateboard stand erstmals 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokio auf dem Programm. Das Internationale Olympische Komitee beschloss im August 2016, die Sportart ins olympische Programm aufzunehmen. Seitdem boomt das „Rollbrettl“ mehr denn je. Linz ist auf diesen Zug noch nicht aufgesprungen, so Andreas Pfleger.
Für das dringende nötige Redesign haben bereits fast 1.000 Linzer Skater bei der Petition von Andreas Pfleger unterschrieben: „Das ist ein echter Breitensport. Als Skater und Linzer kann ich nicht verstehen, warum dieser Jugendsport – noch dazu olympische Disziplin – im Vergleich zu anderen Sportarten so schlecht behandelt wird.“
Hörzing: „Dichtes und grundsätzlich gutes Angebot“
Nur teilweise nachvollziehen kann Vizebürgermeisterin Karin Hörzing die Kritik: „Die Stadt Linz modernisiert und baut ihr dichtes und grundsätzlich gutes Angebot für die Skate-Community stetig aus. Erst im Sommer 2021 wurde die Trendsporthalle, um die uns viele Städte österreichweit beneiden, auf den neuesten Stand gebracht. Auch im heurigen Jahr sind Mittel für eine Modernisierung des Skateareals in Urfahr fix eingeplant. Für den zuletzt verstärkt geäußerten Wunsch der Community zur Modernisierung des Angebots in Urfahr habe ich grundsätzlich viel Verständnis und schlage daher einen offenen Ideenaustausch vor, um die Wünsche zu konkretisieren und mit den Möglichkeiten abzugleichen.“
->> HIER geht’s zur Petition von Andreas Pfleger.