Verrückt: 66 kg Müll werden von den Straßenmeistereien pro Jahr und Straßen-Kilometer mühsam eingesammelt, weil Autofahrer ihren Dreck achtlos beim Fenster hinauswerfen. Die Kampagne „Wirf nix raus“ soll mehr Bewusstsein schaffen. Abschrecken könnten zukünftig auch die eigentlich sehr hohen, empfindlichen Strafen für Müllsünder.
Achtlos weggeworfene Zigarettenstummel, Plastikflaschen, Getränkedosen und andere Abfälle vermüllen Wiesen, Parks und Straßenränder in ganz Oberösterreich. Müll wird einfach aus dem Autofenster geworfen oder beim Spazierengehen einfach fallengelassen. Diese gedankenlose „Abfallentsorgung“ wird auch Littering genannt. Abfall, der im Freien zurückgelassen wird, muss mühsam wieder aufgelesen und entsorgt werden. Dabei ist das Aufsammeln des Mülls mit Maschinen oft nicht möglich und muss daher manuell mit großem Aufwand und meist händisch erfolgen.
13 Millionen Euro Mehrkosten
Die Kosten- und Zeitbelastung ist dabei enorm. Der finanzielle Aufwand der OÖ Straßenmeistereien beträgt jährlich rund 1,5 Millionen Euro. An Österreichs Autobahnen wurden im Jahr 2020 lt. ASFINAG etwa 8.700 Tonnen Abfälle eingesammelt. Zusätzliche Kostenaufwand: unfassbare 13 Millionen Euro. Pro Jahr fallen allein auf Oberösterreichs Landstraßen 400 Tonnen gelitterter Abfall an – das entspricht 66 kg Müll pro einem Kilometer Landstraße.
In den 31 OÖ Straßenmeistereien sind derzeit rund 950 Mitarbeiter mit der Betreuung von 6.000 Kilometer Landesstraßen beschäftigt. Mit 150 LKWs und Unimogs sowie verschiedenen Zusatz- und Spezialgeräten wird in diesen Tagen der Frühjahrsputz entlang der Landesstraßen durchgeführt. „Um die achtlose Müllentsorgung zu vereiteln, werden wir auch heuer wieder in Kooperation mit dem Landesabfallverband, auf das Thema Vermüllung mit unserer Bewusstseinskampagne ,Wirf nix raus‘ aufmerksam machen“, so Landesrat Günther Steinkellner. Die Kampagne soll mehr Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umgebung schaffen und auf die zunehmende Vermüllung und die Auswirkungen auf die Umwelt sensibilisieren. Diese Anti-Littering-Maßnahme zielt speziell darauf ab, Aufmerksamkeit an Standorten wie Straßenrändern, öffentlichen Plätzen und Grünanlagen zu schaffen.“
Tankstellen als „Müllschleudern“
Laut den Straßenmeistereien werden vermehrt Zigarettenstummeln, Blechdosen und Verpackungen gefunden. Regional gibt es starke Unterschiede. In dicht besiedelten Räumen oder touristisch stark frequentierten Gebieten wie dem Salzkammergut fallen höhere Müllmengen an. Kleinräumig ist im Bereich von Fast-Food-Restaurants, dem sogenannten „Big-Mac-Äquator“, eine hohe Mülldichte festzustellen. „Aber auch das nahe Umfeld von Tankstellen oder Rastplätzen sind stark vermüllte Bereiche“, so Steinkellner. Ab 2025 soll bekanntlich ein Pfandsystem für Dosen und PET-Flaschen eingeführt werden. Steinkellner erhofft sich dann eine zusätzliche, spürbare Entschärfung des Müllproblems.
Gefährliche Geschosse
Auch die negativen Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit können gravierend sein. Auf und neben den Straßen stellt der entsorgte Müll für die Umwelt sowie die Straßensicherheit ein Problem dar. Steinkellner: „Wird Abfall wie Dosen oder Flaschen etwa aus dem Autofenster geworfen, kann dieser zu einem Geschoss werden und nachkommende Fahrzeuge beschädigen oder sogar Unfälle bedingen.“ Gleiches gilt für auf der Straße liegengebliebenen Müll, der als Hindernis für den Straßenverkehr realisiert wird, auf den reagiert werden muss. Werden Hindernisse spät erkannt, ist ein ruckartiges Verreißen des Fahrzeuges die Folge. So können folgenschwere Situationen entstehen.
„Wird der Abfall etwa aus dem Autofenster geworfen, kann dieser zu einem folgenschweren Geschoss werden und nachkommende Fahrzeuge beschädigen oder sogar Unfälle bedingen.“
Landesrat Günther Steinkellner
Kampagne zur Bewusstseinsbildung
Die Ursachen für das achtlose Wegwerfen von Abfällen können vielfältig sein. Von geringer Wertschätzung des öffentlichen Raums, veränderter Konsumgewohnheiten, bis hin zu fehlender Aufklärung. Das Ziel, das die Kampagne der OÖ Umwelt Profis verfolgt, ist aber in allen Fällen dasselbe. Die Menschen grundsätzlich auf das Problem Littering aufmerksam zu machen und zu verdeutlichen, wieso der Müll nicht achtlos auf den Boden geworfen werden soll. Die optisch ansprechenden Schilder mit dem kurzen, prägnanten Slogan „Wirf nix raus! Weil‘s unsere Straße ist!“ werden gut sichtbar neben viel befahrenen Straßenabschnitten, die von starker Vermüllung betroffen sind, positioniert.
Bis zu 8.500 Euro Strafe sind möglich
Denkbar ist auch, dass zukünftig stärker mit Strafen gearbeitet wird, um das Müllproblem in den Griff zu bekommen. Das Abfallwirtschaftgesetzt gäbe diese Möglichkeit her: Im Extremfall können bis zu 8.500 Euro für Müllsünder fällig werden.